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Cosmic Encounter Duel

Verlag: Fantasy Flight Games
Autoren: Frank Brooks, Bill Eberle, Peter Olotka, Greg Olotka
Spielerzahl: 2
Alter: ab 14 Jahren
Dauer: 30 Minuten

Cosmic Encounter ist vermutlich eines der einflussreichsten Designs des modernen Brettspiels. Die Möglichkeit gemeinsam zu gewinnen, so wie die Alienfähigkeiten, die mit allen Regeln brechen, waren konzeptionell und auch mechanisch wegweisend. Wichtiger jedoch war der ungewöhnliche Stil des Spiels. Denn Cosmic Encounter ist lustig. Mit Absicht, sogar. Der Humor ist jedoch nicht zufällig, sondern fester Bestandteil des Spieldesigns und folgt dabei dem groben Ablauf eines gut erzählten Witzes.

Jede Runde ist um eine fest strukturierte Begegnung mehrerer Aliens aufgebaut, in der Spieler sich miteinander messen. Das ist der Einstieg.

Danach werden Bündnisse angeboten, geschmiedet oder abgelehnt wodurch die Auflösung der Begegnung und ihr Ergebnis unsicher werden. Das ist der Aufbau.

Während der eigentlichen Begegnung werfen Spieler mit besonderen Fähigkeiten, Karteneffekten und ähnlichem um sich, und stellen so alles auf den Kopf. Das ist die Pointe.

Ein Patt ist eine überraschend kopflastige Angelegenheit

Für Spieler, die beim Spielen noch Spaß verstehen, ist das oft ein urkomischer Teil des Spielserlebnis. Bündnisse geben den Spielern einen Sprengsatz an Unberechenbarkeit in die Hand, den sie nach eigenem Ermessen zünden können. Aber wenn eine Gruppe sich zu sehr auf Bündnisse stützt, mündet das Spiel in einer Barrage an zufälligen Störungen und Unterbrechungen (s. Munchkin). Verschließt man sich hingegen diesen Bündnissen zu stark, dann werden die meisten Begegnungen nach einem primitiven “höchste Karte gewinnt” abgehandelt.

Jetzt nun liegt Cosmic Encounter Duel vor. Es ist eine Zwei-Spieler Variante, die versucht so viel wie möglich vom Erlebnis eines Cosmic Encounter einzufangen, wie man es mit nur zwei Spielern leisten kann. Offensichtlich spielen Bündnisse hier eine sehr untergeordnete Rolle. Damit fehlen auch die Spieler-gelenkten Wendungen, Überraschungen und Umkehrungen. Ehrgeizige Spieler, die diese gerne als Argumente genutzt haben, um aus den Elementen von Cosmic Encounter ein Verhandlungsspiel zu bergen, werden hier wenig finden an dem sie sich festhalten können. Stattdessen liegt hier ein Spieldesign vor, welches einem schelmisch den Boden unter den Füßen wegzieht. So wie es ein guter Cosmic Encounter-Spieler tut, um die Spielgruppe zum Lachen zu bringen. Denn auch Cosmic Encounter Duel ist lustig. Mit Absicht, sogar.

Dieser Warp ist zu klein für uns beide!

Aber das wird einem vielleicht nicht sofort auffallen, wenn man sich den verwirrenden Aufbau eines Spielzugs anschaut. Erst dreht man seine Zählscheibe auf die Zahl an Schiffe, die man zu einem Planeten entsendet. Dann gilt es eine offensive oder defensive Strategie zu wählen, um den Schiffsbonus zu erhalten, den die Begegnung bietet. Erst dann darf man eine Karte aus der eigenen Hand offen legen, um die Begegnung wie gewohnt abzuhandeln. Vorausgesetzt, dass zu diesem Zeitpunkt noch eine Seite Schiffe auf dem Planeten besitzt. Denn eine Begegnung kann bereits vorbei sein, bevor man erst zum vertrauten Spielen der Karten kommt. Das kann eine witzige Überraschung sein, wenn man nicht damit rechnet. Aber es kann auch verblüffend und verwirrend sein, wenn man noch dabei ist zu verstehen wie das alles eigentlich funktionieren soll. Dann gibt es noch Botschafter um die man ringt, d.h. Sonderfähigkeiten die sich auf Seite des einen oder anderen Spielers schlagen. Zwischen den Begegnungen gibt es Ereigniskarten abzuhandeln, die die wichtigste Ressource im Spiel – die Karten in der Hand – verändern können. Dann gibt es auch noch die Fähigkeit der eigenen Alienspezies mit der alles noch mal quer geht.

Dieses Spiel kann einen mit seinen Regeln schon mal überwältigen. Ähnlich wie frühere Versionen von Cosmic Encounter in denen Gruppen oft viel Zeit damit zubrachten über Zeitfenster und Regeldeutungen zu diskutieren. Cosmic Encounter Duel hat eine Menge Regeln, die man verstehen muss; noch mehr Informationen, die man im Kopf behalten muss und noch viel mehr Variablen, die es beim Spielen zu beachten gilt. Es ist gar keine Frage, das hier ist eine Vielspielerversion eines Vielspielerspiels.

Das ist ein alberner Spielmarker

Aber wenn man sich erst ein mal eingearbeitet hat, entdeckt man mit Cosmic Encounter Duel ein Spiel, das von einer Runde zur nächsten neue Möglichkeiten aufweist soe wie ein Flipperautomat mit Punkten lockt. Es fängt dieses einzigartige Gefühl ein, dass im eigenen Zug alles passieren kann, aber dennoch einfallsreichen Spielern die Möglichkeit gibt clevere Spielzüge zu machen. So gedankenlos chaotisch das Spiel anfangs auch wirken mag, versteckt sich ein robustes Spielkonzept darunter. Damit eröffnet sich Cosmic Encounter Duel verschmitzten Bluffs und psychologischen Tricks und vor allem den Spielern, die sich daran erfreuen können. Was jedoch viel wichtiger ist, es nimmt sich heraus mit unseren Erwartungen zu spielen, wenn wir es am wenigsten erwarten. Wenn die Pointen landeten wurden sie an meinem Tische immer mit lautem Gelächter empfangen.

Humor ist manchmal schwer zu erklären. Nicht jeder versteht warum es lustig ist, wenn man nicht bekommt was man will. Oder warum sich richtig ins Zeug zu legen und trotzdem zu scheitern, zwei Leute stärker zusammenschweißen kann als jeder heiß umkämpfte Wettkampf es könnte. Cosmic Encounter wird gefeiert, weil es vor allem ein Gemeinschaftserlebnis ist. Es bringt seine Spieler zusammen. Auf seine eigene humorvolle Art, gelingt das auch Cosmic Encounter Duel. Darum hat es sich seinen Platz als Cosmic Encounters etwas persönlicherer, aber nicht weniger komischer, kleiner Bruder verdient.

Georgios Panagiotidis
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