Verlag: Hobby World
Autor: Konstantin Domashev
Spieleranzahl: 2-4
Alter: ab 12 Jahre
Spieldauer: 45-120 Minuten (je nach Mitspieleranzahl und Grübelpotential selbiger)
Nun habe ich in meinem Sylvester beklagt, dass Bronze von der Szene eher übersehen wurde und prinzipiell bin ich da mitschuldig – denn ich habe es hier ja auch bislang bei einem Essen-Preview belassen. Das Problem ist: Bronze ist nicht wirklich sexy. Es ist schwierig einen „Hook“ für eine Bronze-Rezension zu finden: Das Thema? Ich hätte Schwierigkeiten das Thema überhaupt zu benennen! Ist es „Bronzezeit“? Naja, man besiedelt halt Landschaften, aber eigentlich setzt man nur ein. Wir erwerben „Technische Fortschritte“, aber eigentlich sind das nur Karten, mit denen man einsetzen darf und oft versucht man denselben Fortschritt mehrmals zu bekommen. Nein, das Thema ist mehr als aufgesetzt.
Die Mechanismen? Nun, auf den ersten Blick sind die erst einmal etwas trocken: „Tableau Building“ und „Mehrheiten“ hätten wir da im Angebot, wobei die Verbindung zwischen beiden das interessante Element darstellt:
Wer dran ist, nimmt sich einen „Fortschritt“ und legt ihn in seine Auslage. Die Karte gibt erst einmal an, wo eingesetzt werden darf (Es gibt mehrere Landschaften und zudem drei Typen von Feldern je Landschaft – und die Karte bestimmt in welcher Landschaft und in welchem Typ eingesetzt werden kann). Der Gag ist jetzt: Zusätzlich dürfen auch die beiden Karten links und rechts davon aktiviert werden (sofern vorhanden) UND alle Karten in derselben Spalte desselben Typs (sofern vorhanden). Man will also einerseits möglichst gleiche Spalten aufbauen, aber gleichzeitig, die Auslage regelmäßig wachsen lassen, damit man auch immer die Nachbarn nutzen kann. Was sich gegenseitig ausschließt. Interessant auch, dass jede Karte als Joker genutzt werden kann – mit dem Nachteil, dass sie dann keine Karten derselben Spalte auslöst.
Prinzipiell ist das Auslösen vieler Karten gut, weil man denn eben auch viele Steine einsetzen kann, was ebenso gut ist. Aber immer dieselbe Karte zu nehmen ist auch keine Option, selbst wenn das Angebot dies erlauben würde: Denn das Einsetzen ist ja kein Selbstzweck. Die Landschaften sind immer auf Streifen aufgedruckt und dabei gilt: Ich darf nicht mehr zurück. Wenn ich weiter rechts einsetze, kann ich nicht mehr links einsetzen. Zu schnelles Vorpreschen ist schlecht, denn für jeden Streifen gibt es für den mit der Mehrheit Siegpunkte. Außerdem möchte man möglichst lückenlose Ketten bilden, denn dafür gibt es auch Siegpunkte (aber nur in einem engen Bereich – liegt man drüber hat man an der Landschaft erst einmal kein Interesse mehr. Liegt man drunter hat man nur ein Interesse an längeren Ketten, wenn noch kein anderer den entsprechenden Preis abgeräumt hat). Aber Vorpreschen hat einen Vorteil: Jeder, der in einem Streifen landet bekommt eine Auftragskarte, dessen Erfüllung mit Siegpunkten bedacht wird. Wer zuerst kommt hat die volle Auswahl und die größte Chance eine Karte zu bekommen, die zu seiner Auslage passt (die Aufträge befassen sich fast ausschließlich mit den Fortschritten).
Um zur Ausgangsfrage zurückzukommen: Die Mechanismen sind nicht unbedingt sexy. Sie sind recht technisch und schwer zu erklären und haben nicht viel mit einem Thema zu tun.
Aber anders als es bei komplexeren Euros oft der Fall ist, sind die Grundabläufe simpel: Karte nehmen, legen und möglichst viel auslösen. Alles einsetzen was geht. Fertig. Keine drei Rondells oder 17 Gebäudetypen. Zudem sind die Grundabläufe und wie sie zusammenhängen durchaus neuartig. Ja, das Vorwärtslaufen kennt man aus Tutanchamun oder Egizia, Mehrheiten hat man auch schon einmal gesehen, aber gerade die Fortschrittsauslage mit den Boni fühlt sich frisch an – insbesondere in der Verknüpfung mit den Vorwärtschreiten. Vor allem aber sind die Entscheidungen, die daraus entstehen knifflig. Ohne Kompromisse und Schwerpunktsetzung geht es nicht. Hinzu kommt eine Interaktion, wie man sie eher aus Euros des vorherigen Jahrhundert kennt – inklusive einer Gruppendynamik: Spielt die Mehrheit auf Geschwindigkeit, preschen alle vor. Spielt jeder auf das Ausnutzen jedes Platzes, kommt man womöglich bis Spielende kaum jemand hinten an. Daher hat mich Bronze immer wieder in seinen Bann ziehen können.
Entscheidungen sorgen aber auch wieder für Grübeleien und gegrübelt werden darf viel bei Bronze. Daher ufert die Spieldauer bei Vollbesetzung hinten rum auch gerne etwas aus – wobei wir hier bislang immer unter zwei Stunden geblieben sind, was „ausufern“ vielleicht zum falschen Begriff macht. Aber Bronze wirkt als wäre es ein Einstünder. Es ist eben kompliziert.
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