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Piranha Pedro

Verlag: Goldsieber
Autor: Jens Peter Schliemann
Spieleranzahl: 2-6
Alter: ab 8 Jahre
Spieldauer: ca. 30 Minuten

Wir waren wirklich überrascht, als wir auf der Messe Spiel´05 in Essen Piranha Pedro von Goldsieber entdeckt haben. Zunächst haben wir uns gewundert, wieso so viele Besucher mit einem Comic-Heft in den Hallen an uns vorbeiliefen. Am Goldsieber-Stand konnten wir das Rätsel dann lösen: Hier konnte sich jeder die Anleitung in Comic-Form zu Piranha Pedro mitnehmen. Der Werbeerfolg dieses Give-Away war gut, war doch Goldsieber einer der wenigen großen Stände, die bereits am frühen Donnerstag ausgebucht waren. Wir sind dann erst einmal vorsichtig um den Stand herumgelaufen. Eine Sache hat uns dabei mißtrauisch gemacht: Die Leute, die Piranha Pedro gerade auf dem Tisch hatten, waren sämtlich fröhlich und lachten. Hmm, alles nur gebuchte Statisten?

Wenig später fanden wir uns selbst an einem der Tische wieder. Schachtel aufgemacht und Anleitung herausgefischt. Anleitung heißt in diesem Fall tatsächlich Comic, denn das Spiel wird auf wenigen Seiten mittels eines Comic erklärt. Im Comic unterstützen uns die liebenswerten Spieler Anna, Benny und Chregi. Mit Enthusiasmus erläutern sie den Spielablauf. Diese Comic-Geschichte, die uns leicht und vergnüglich ins Spiel einsteigen läßt, darf im Spielebereich gerne als echte Innovation bezeichnet werden. Für den klassischen Spieler findet sich übrigens auf der letzten Seite des Regelhefts eine traditionelle Spielregel. Ja Sie lesen richtig, eine Seite reicht dafür aus.

Die Schachtel bietet daneben noch den Spielplan, 7 Piranhas aus Holz, die Pedro-Spielfigur aus Holz, 72 Spielkarten und vier Landschaftskarten. Richtig Gewicht bringen die über 100 Carrara-Steine, auch bekannt als Kieselsteine, welche im Spiel für trockene Füße sorgen. Das Material hätte übrigens auch prima in die ehemaligen Schachteln der Größe wie bei Bärenstark oder Pussy Cat gepaßt, aber Goldsieber hat ja leider bereits im Frühjahr 2004 die alten Formate aufgegeben.

Zum Spiel selber: Pedro will von der Sandbank auf dem Spielplan runter. Und wir Spieler überlegen uns den besten Weg, indem wir eine Karte ausspielen, die die große Pedro-Figur in eine der vier Richtungen schickt. Dazu werden die vier Landschaftskarten zu Beginn des Spiels einmalig an die Seiten des Spielplans gelegt. Möchte ich Pedro also in Richtung des Sonnenaufgangs ziehen, muß ich eine Sonnenkarte ausspielen. Die Spielkarten weisen Schrittweiten von einem bis drei Feldern auf. So hüpft Pedro nun von Feld zu Feld. Und damit er nicht ins Wasser plumpst, legen wir ihm unsere Carrara-Steine vor die Füße.

Für den Startspieler einer Runde übrigens eine leichte Sache, denn er hat völlige Sicherheit über den Weg von Pedro. Da die Karten jedoch gleichzeitig und verdeckt ausgespielt werden, darf schon der zweite Spieler in der Reihe unsicher sein, ob Pedros Weg so verläuft wie gewünscht. Und jeder Schritt, der Pedro zu einem kühnen Platscher ins Wasser verführen würde, muß mit einem Carrara-Stein gesichert werden, so daß Pedro keine nassen Füße bekommt. Jedoch hat jeder Spieler zu Beginn des Spiels nur vier Steine im Vorrat.

Sobald ein Spieler

  • Pedro über den Spielplanrand hinaus,
  • mangels Steine ins Wasser oder
  • auf ein Piranha-Feld

führt, endet die laufende Runde. Dieser Spieler muß als Strafe einen Piranha vom Spielplan nehmen und vor sich ablegen. Alle Spieler geben nun ihre restlichen Steine zurück in den Vorrat du erhalten neue Steine gemäß ihrer verbliebenen Handkarten (je weiter damit gelaufen werden kann/muß, desto weniger Steine erhält der Spieler). Die nächste Runde beginnen alle wieder mit voller Handkartenzahl.

Mit nur einem Straf-Piranha ist allerdings noch nichts verloren. Aber wehe dem, der sich einen zweiten einhandelt. Wer Pedro zum wiederholten Mal in die Bredouille bringt, verliert – alle anderen haben gewonnen. Aber mit Mut zum Risiko und dem nötigen Quentchen Glück klappt es beim nächsten Mal bestimmt.

Die Ungewißheit, wohin die anderen Pedro schicken werden, erzeugt die angenehme Spannung in diesem schönen Familienspiel. Besonderer Nervenkitzel kommt auf, wenn Pedro sich den Piranhas nähert oder die Steine im persönlichen Vorrat knapp werden. Dann wird es richtig gefährlich. Hoffentlich erwischt es einen anderen! Zusätzlich wollen wir jedoch unbedingt die Karten mit der großen Schrittweite abgeben, da wir dafür zu Beginn der nächsten Runde wenige oder keine neuen Steine erhalten. Das bedeutet Risiko und will wohl kalkuliert werden.

Ob jung oder alt, dieses Spiel läßt keinen kalt. Da knistert die Spannung und ein erleichterter Seufzer geht durch die Runde, wenn es den Nebenmann oder die Nebenfrau erwischt. Wir konnten feststellen, daß auch schon jüngere Kinder (die Altersangabe lautet ab 8 Jahre) durchaus mitspielen können, ggfs. hilft dann ein Erwachsener beim Ziehen der Figur.

Insgesamt wurde das Spiel mit zunehmender Spielerzahl immer turbulenter, was dem Spiel durchaus gut tut. Es ist ein flottes „Zockerspiel“, bei dem das verkopftere Zweierspiel bei uns weniger gut ankam, als die große Runde mit sechs Mitspielern. Das Material hat einen hohen Aufforderungscharakter und auch nach vielen Partien hat bei uns der Spielreiz noch nicht nachgelassen. Wir können also bestätigen, daß die fröhlichen Menschen auf der Messe keineswegs Statisten waren, sondern den Spielreiz von Piranha Pedro gut erkannt haben.

Am Messestand von Goldsieber wurde übrigens die Entwicklung des Spiels anhand unterschiedlicher Prototypen dokumentiert.

Jürgen Karla

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