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Don Quixote

Verlag: Pegasus Spiele
Autor: Reinhard Staupe
Spieleranzahl: 1-4
Alter: ab 8 Jahre
Spieldauer: ca. 20-30 Minuten

Neulich in der Pegasus-Redaktion: „Wir brauchen noch einen Titel für das neue Spiel von Reinhard Staupe!“
„Und?“
„Nun, alle ägyptischen Götter sind schon weg: Ra, Horus, Isis, Osiris… und auch bei den Ortschaften wird es langsam knapp.“
„Wie heißt denn der Prototyp?“
„Abstraktes Strassenverbindungsspiel“
„Äh, OK. Wir machen es so: Ich gehe nachher in die Bibliothek und greife blind ein Buch aus der Klassikerabteilung aus dem Regal. Danach benennen wir das Spiel!“

***

Im Grunde ist Don Quixote ein abstraktes Strassenverbindungsspiel: Jeder hat einen identischen Satz aus 24 Plättchen, die vor allem Wege zeigen, aber auch Ritter (mit Werten von 1-3), Mühlen und Kirchen. Zwei Burgenplättchen gibt es auch und die werden bei Spielbeginn auf zwei zufällige Felder gelegt. Im Prinzip geht es darum, möglichst alles irgendwie zu verbinden: Bei den Wertungen gibt es Punkte, wenn die Burgen über Wege mit Rittern verbunden sind, wenn Kirchen mit Kirchen und Windmühlen mit Windmühlen verbunden sind und wenn Ritter direkt am Spielfeldrand liegen. Am besten geht das, wenn das Wegenetz perfekt ausliegt und alles miteinander verbunden ist…

Nur wird einem das wohl kaum gelingen, es sei denn man hat die Glückssau geküsst. Der Gag bei Don Quixote ist nämlich, dass jeder Spieler zwar in jeder der drei Runden die Auswahl aus bis zu 9 eigenen Plättchen hat (also nicht aus allen), das Feld auf dem ein Plättchen gelegt werden kann, aber vorherbestimmt und für jeden gleich ist. Das ist so ähnlich wie beim Klassiker Take it easy nur umgekehrt: Bei Take it easy nahm jeder dasselbe Plättchen, konnte es aber frei platzieren. Bei Don Quixote ist nun der Ort vorherbestimmt, das Plättchen darf man sich aber aussuchen. Da man aber niemals die Auswahl aus allen Plättchen hat, ist der Glücksfaktor noch etwas höher als bei Take it easy; man ist im Wesentlichen damit beschäftigt Schadensbegrenzung zu betreiben: Ah nein, dieses Feld? Welches Plättchen kann da keinen Schaden anrichten? Auf welches Plättchen kann ich verzichten? Möchte ich mir dieses Plättchen aufsparen, auf die vage Chance hin, dass Feld B3 noch in dieser Runde gezogen wird? Das ist eine gehörige Portion Zock, etwas Taktik, etwas Wahrscheinlichkeitsrechnung, etwas Puzzelei. Nicht dabei ist Interaktion – jeder spielt für sich alleine, weswegen man Don Quixote durchaus auch solo spielen kann (mein miserabler Highscore von 79 zeigt, dass ich nur selten alleine spiele). Wer aber Interaktion braucht ist ebenso fehl am Platze wie der Stratege. Don Quixote ist ein fluffiger Absacker und will auch gar nicht mehr sein. Eben weil der Glücksfaktor so hoch ist spielt es sich locker runter und ist daher auch wunderbar für den Urlaub geeignet. Nicht umsonst hat es das Spiel auch auf die Empfehlungsliste der Jury gebracht.

Und was ist mit Don Quixote? Im Spiel ist er nicht zu finden, aber er ist auf der Schachtel drauf. Und nach der Schachtelgraphik wurde das Spiel benannt. Oder war es doch umgekehrt?

Peer Sylvester
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