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Die Zombies kommen

Vorweg: Vielen Dank für die vielen Glückwünsche zum Fünften! Da weiß man, warum man bloggt! :-) Apropos „bloggen“:

Gerade zu Ende gelesen: Max Brooks World War Z (der Link führt zu Amazon, da ist auch meine Kurzrezi hinterlegt). Ein Buch, dass sich in die modernen Zombiegeschichten einfügt, die wir aus Filmen wie 28 days kennen. Zombies sind gerade sehr en vogue… in der englischsprachigen Welt zumindest. Das schlägt sich auch in Spielen nieder… in der englischsprachigen Welt zumindest. An Zombiespielen sind in den letzten Jahren unter anderen erschienen: Last night on Earth, Zombie in my pocket, Zombie State, Zombie town, Posthoumous Z, Zombie Plague, All things Zombie, Eaten by Zombies (ein Deckbauspiel!), Zombie Dice, Zombie Survival, Zombie Mosh, Jungle Zombie, Age of Steam – Zombie Apocalypse (Ja, eine AoS-Karte mit Zombie-Thema)…

An deutschen Zombiespielen sind im gleichen Zeitrau erschienen: ___

Die Diskrepanz ist nicht zu übersehen. Während sich in der amerikanischen Szene bereits eine Sättigung eingestellt hat, dürfte der deutsche Durchschnittsvielspieler von der Zombieflut im Spielebereich nichts mitbekommen haben. Ein gut informierter kennt vermutlich den Urvater Zombies!!! und Last night on Earth aber der Rest? Der Hauptgrund liegt natürlich in der Spielephilosophie, genauer in der alten Weisheit, amerikanische Spieler schauen aufs Thema und deutsche auf den Mechanismus. Ein Zombiethema aber verpflichtet und ein „Mechanismusspiel“ mit Zombiethema dürfte nur in seltenen Fällen funktionieren (z.B. bei Zombie Dice)

Hinzu kommt, denke ich, dass es Zombies hierzulande etwas schwerer haben: Weder die Filme noch die Bücher sind hier so eingeschlagen wie es in der englischsprachigen Welt der Fall ist. Daher ist die Zombie-Popkultur kleiner und damit auch die Zielgruppe.  Damit sind Zombies auch bei Spieleverlagen nicht sehr beliebt, die lieber Spiele mit Rittern, Burgen und italienischen Türmen produzieren. Zudem haben Zombies hier noch nicht den Status zur modernen Version geschafft – Zombies sind immer noch irgendwie lächerlich. Hat „Interview mit einem Vampir“ auch hierzulande das Vampirbild vom klassischen Blutsauger modernisiert und damit interessanter gemacht (dass sich das Vampirbild gerade wieder in eine andere, äh…schulmädchenkompatiblere Richtung entwickelt wollen wir mal ausser acht lassen), hat sich der Wechsel beim Zombie hin zur modernen, „wissenschaftlicheren“ Version noch nicht so vollständig vollzogen. Auch daher bietet er sich wohl nicht so sehr an. Tatsächlich sind die meisten der oben genannten Spiele auch eher „witzig“ als „Horror“.

Dabei bietet der Zombie dem Spieleautoren viel Potential. Insbesondere ist er ein guter Gegenspieler, denn die Lemmingartige „Direkt auf den Gegner zu“-Lebensweise der Zombies kann mit einfachen Mitteln simuliert und automatisch dargestellt werden. Andere Gegner (Vampire, Werwölfe…), die sich intelligent verhalten sollen müssen entweder von einem Menschen gesteuert werden oder es sind sehr umfangreiche Mechanismen notwendig. Zombies sind da pflegeleichter.

Und selbst der Hardcore-Eurogamer könnte von Zombies profitieren: Ich erinnere mich an den Film Hexenjagd in L.A., wo Zombies als billige Arbeitskräfte eingesetzt werden – gibt es bessere Worker fürs Worker Placement? Ich denke nicht…

Wo sind die Zombies? Nicht hier. Und das wird wohl auch so bleiben. Ich glaube nicht, dass ein Zombiespiel in der deutschen Vielspielerszene ernst genommen werden würde. Gerade erst hat man zaghaft erste Schritte richtung SF und Weltraum unternommen. Da ist ein Zombiespiel in weiter Ferne. Wer Hybridspiele mag, wird sie nicht bei den Zombies finden. Irgendwie schade.

ciao

peer

 

Peer Sylvester
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2 Kommentare

  • großartiges Buch … und ja, ich hatte letztes Jahr auch meine Extrem-Zombiephase :)

    in deiner Aufzählung fehlt noch Munchkin Zombies, wobei das als Munchkin-Spiel ja auch hierzulande direkt miterschienen ist.

    kann mir denn jemand sagen, ob Eaten by Zombies was taugt? die Boardgamegeek-Reviews klangen ganz okay…

  • Eines der Zombiespiele mit Euro-Mehrheits-Mechanismus und Splatter-Thema war „Mall of Horror“. Das kommt übrigens – aufgebohrt – nächstes Jahr bei einem anderen Verlag wieder.

    Vampire und Werwölfe sind seit den 90ern (World of Darkness, div. Romane) sexy und nicht mehr so verstaubt wie es noch Graf Dracula in den 60ern war. Das Problem der Zombies ist halt, dass sie häßlich und stumpf sind. Damit kann und will sich keiner so recht identifizieren.

    Und wenn ich mir die aktuelle Zombie-Hitserie „The Walking Dead“ anschaue, dann weiß ich auch, was den Amis daran so gefällt (und uns nicht): Die Zuschauer erleben in dieser postapokalyptischen Welt, wie sich kleine Gruppen gegen eine feindliche Umwelt zusammenraufen – das spricht den Pionier- und Siedlergeist an. Meine Theorie.