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Wömmeln

Autor: Paul Schulz

Verlag: Kosmos

Für 1-8 Personen ab 10 Jahren

Spieldauer: 20 Minuten (etwas weniger in der „scharfen“ Variante)

Auf den ersten Blick sieht Wömmeln aus wie ein Gitterrätsel, wie man es aus Zeitschriften kennt. Zum Glück ist es keines, denn für „Wer löst als erstes ein Gitterrätsel?“ braucht man kein Spiel, man braucht nur zwei Gitterrätsel. Und spielerisch besonders interessant ist dies auch nicht, denn man löst ja nur ein Gitterrätsel neben jemanden, der ebenfalls ein Gitterrätsel löst. Stattdessen ist es irgendwo zwischen Kategorum und Kreuzwort-Pyramiden: Wie bei ersterem gilt es ein Wort zu einer zufälligen Kategorie zu finden, dass -wie bei letzterem – möglichst lang sein sollte, da jeder Buchstabe einen Siegpunkt zählt. Eingeschränkt wird man natürlich durch das Buchstabengitter: Hier kann man sich zwar frei bedienen – in dem Sinne, dass die verwendeten Buchstaben nicht nebeneinanderliegen müssen – aber natürlich jeder Buchstabe nur einmal. Außerdem muss man die verwendeten Buchstaben verbinden (in beliebiger Reihenfolge) und alle dabei im Weg liegenden Buchstaben werden gleich mitgestrichen – und die Verbindungslinie ist zudem ein unüberschreitbares Hindernis. So zerfällt das Rätsel mehr und mehr in kleinere Gebiete, was die Buchstabenauswahl einschränkt. Und zwar um so mehr, desto weiter auseinander die ursprünglichen Buchstaben lagen und je mehr man verwendet hat.

Der „Yachthafen“ bringt 10 Punkte und blockiert recht wenig – auch wenn das R, S und Z in der Sackgasse nur schwer erreichbar sind

„Group Think“ ist das Phänomen, dass eine bestimmte Spielgruppe auf eine bestimmte Art spielt und durch Rückkopplungseffekte dadurch die eigene Spielweise bevorteilt. Am deutlichsten wurde mir das bei dem Spiel Colosseum von Kramer/Lübke: Spielen alle konstruktiv, d.h. alle handeln konstruktiv miteinander, dann sind die großen Aufträge praktisch Pflicht und man muss auch miteinander handeln, um die erfüllen und somit mithalten zu können. Verweigert aber der Hauptteil der Spielenden Deals, die beiden Seiten nützen, dann wird auch niemand die großen Aufträge schaffen und man muss gar nicht auf die schielen… und kommt ohne Handel aus. Wömmeln hat einen ähnlichen Effekt:

Da die erste Person, die ein Wort abgetragen hat, den Timer bedient, wird eine Gruppe, die vor allem kurze Worte sucht, den Timer schnell bedienen und alle anderen zwingen ebenfalls kürzere Wörter zu verwenden. Spielen alle auf möglichst lange Wörter, haben alle entsprechend mehr Zeit zu suchen. Die Wertung unterstützt das längere Suchen, aber eine Person am Tisch, die aufs Tempo drückt, reicht bereits aus, dass schnelle, kürzere Wörter ins Auge gefasst werden. Das ist etwas schade, denn bei zu kurzen Wörtern ist auch am Ende noch so viel Platz, dass der eigentliche Gag des Spieles – das Gebietszerfallen –  nicht richtig zur Geltung kommt (Gerade am Ende kann man praktisch alle noch verbleibenden Buchstaben nutzen, wenn das Wort nur zur Kategorie passt). Hier empfehle ich dann doch eher das ohnehin etwas kleinere „Brett“ der Variante.

Jeff Widderich hat damals Kreuzwort-Pyramiden entwickelt, weil er es belohnen wollte, wenn jemand lange Wörter bei Scrabble bilden kann (was dort ja eher selten gelingt). Er hätte sein Freude an Wömmeln, denn auch hier wird die Kreativität beim Erstellen eines langen Wortes belohnt. Zumindest wenn die Gruppe das zulässt.

Update: Anscheinend ist mir ein Regelfehler unterlaufen:Die Buchstaben müssen doch in der richtigen Reihenfolge abgelaufen werden. Dadurch wird es schwieriger große Wörter zu bauen und insbesondere am Ende ist weniger Platz. Das hat Vor- wie Nachteile: Positiv ist, dass der Effekt des kleineren Spielfeldes mehr greift, gerade gegen Ende hat man sich schneller verbaut und das ist interessant. Nachteilig ist aber, dass das schnelle Rufen kleiner Wörter mehr belohnt wird, da es schlicht schwieirger wird Kreuz und Quer zu verbinden. 

 

Peer Sylvester
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