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Robo Chaos

Verlag: Plaid Hat Games / Asmodee
Autorin: Nikki Valens
Spielerzahl: 2-4
Alter: ab 8 Jahren
Spieldauer: 15-30 Minuten

Die meisten in der Spielszene gängigen Regelmechanismen haben ihre Referenzspiele, d.h. Spiele auf die verwiesen wird, wenn es darum geht die Anwendung des Mechanismus zu erwähnen. Beim Deckbuilding ist es Dominion, beim Karten zapfen ist es 7 Wonders. Die Bewegungsprogrammierung hat in Richard Garfields Robo Rally seine vermutlich bekannteste Umsetzung, auch wenn dessen Unvollkommenheit vielleicht stärker in Erinnerung bleibt, als der Regelmechanismus selbst.

In Robo Chaos von Nikki Valens wird eben dieser Kernmechanismus und auch seine Inszenierung – also das Programmieren eines Roboters – übernommen. An Hand unserer Spielkarten bewegt sich die Spielfigur einen oder mehrere Schritte nach vorne, sie dreht sich nach rechts, links oder um 180°. In besonderen Situationen kann man die Figur auch einen Schritt nach hinten machen lassen, ohne dass sich die Orientierung ändert.

Unsere Spielfigur ist eine auf einem Staubsauger-Roboter sitzende Katze

Dieses Detail ist deshalb erwähnenswert, da auf dem Spielfeld unterschiedliche Hindernisse abgedruckt sind, die es geschickt zu umfahren gilt, bevor man sein Rundenlimit erreicht hat. An Stelle einer Sanduhr begrenzt Robo Chaos die Spieldauer mit der Anzahl der Programmierdurchläufe innerhalb derer man sein Ziel erreichen muss. Bei den Hindernissen handelt es sich in den meisten Fällen um einfache Blockaden durch die man sich nicht bewegen kann. Schon bald bemerkt man, dass es sich bei Robo Chaos weniger um einen Wettlauf gegen die Zeit (bzw. die „Batterie“ des Roboters) handelt, sondern um ein Bewegungsrätsel.

Darum spielt man auch, wie es sich für ein Rätsel gehört, nicht gegeneinander sondern programmiert gemeinsam den gleichen Roboter. Absprachen sind natürlich nicht erlaubt – denn wo bliebe dann die Herausforderung? Stattdessen geben allein die Kartenrückseiten an, ob man den Roboter bewegt oder ihn drehen lässt. Sorgfältiges Beobachten des Spielplans und etwas logisches Denken helfen dabei die Figur nach einigen Versuchen recht sicher durch die 10 Szenarien im Spielbuch zu manövrieren.

Wie bereits bei seinem entfernten Vorfahren, drücken sich Erfolge dadurch aus, dass die geplante Bewegungsabfolge fehlerfrei ausgeführt wird. Ähnlich sorgen gerade diese Momente für Heiterkeit (oder je nach Persönlichkeitstypus auch unbändigen Frust), wenn eine Fehleinschätzung die Spielfigur auf unvorhergesehene Pfade durch die Strecke wabern lässt.

Hier ein Programm in der Ausführung

Damit weiß Robo Chaos nicht zuletzt deshalb gut zu unterhalten, weil das Zielpublikum – Kinder ab 8 Jahren – anfangs viel Spaß am namensgebenden Chaos hat und danach schrittweise den Ehrgeiz entwickelt, gezielter und koordinierter zu spielen, um sich dem Ziel zu nähern. Während Robo Rally ein wenig unter dem Übermut eines jungen Richard Garfield litt, der immer mehr Variablen und Chaos in sein Spiel stopfen wollte, ist Robo Chaos – entgegen seines Namens – angenehm zurückhaltend. Der Spielplan weist nur wenige Elemente auf, die die Spielfigur anders bewegen als man es selbst entschieden hat.

Dafür bietet Robo Chaos eine andere merkliche Einschränkung. Das Spielbuch besteht aus genau 10 Szenarien. Deren Wiederspielwert ist jedoch nicht besonders hoch, da ein erstmal gelöstes Rätsel, nicht mehr den gleichen Spielreiz zu wecken weiß. Damit hat Robo Chaos eine natürliche Halbwertszeit. Das muss jedoch nichts Schlimmes sein. Denn so manchen Spielen entwächst man ja unfreiwillig, während sie ungespielt im Schrank liegen.

Nach 10 erfolgreichen Partien fühlt sich Robo Chaos abgeschlossen an. Man kann es an Freunde und Bekannte weiterverschenken, damit diese eine schöne Knobelzeit mit ihren Kindern verbringen können. Es gibt weitaus schlimmere Schicksale, die ein Spiel erleiden kann.

Georgios Panagiotidis
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