spielbar.com

Nova Luna

Verlag: Edition Spielwiese / Pegasus Spiele
Autor: Uwe Rosenberg und Corné van Moorsel
Spielerzahl: 1-4
Alter: ab 8 Jahren
Dauer: ca. 30 Minuten

Eine der wichtigsten Eigenschaften eines guten Spiels ist seine Zugänglichkeit. Sich ein sperriges Spiel zu eigen zu machen, mag unterhaltsam sein, aber die meisten Leute haben nur begrenzte Spielzeit und noch begrenzter Mitspieler zur Verfügung, um sich durch mehrere Anläufe zu quälen bevor der Groschen endlich fällt. Es ist die Funktion guten Designs den Zeitaufwand zwischen dem ersten Öffnen der Schachtel und dem unverfälschten Spielerlebnis so gering wie möglich zu halten.

Der Mondmarker genießt die größte Aufmerksamkeit

Um das zu erreichen, bedient sich Nova Luna einem vertrauten und verlässlichen Designkniff. Es übernimmt die etablierten Spielkonzepte zweier angesehener Spiele: Habitats von Corné von Moorsel und Patchwork von Uwe Rosenberg. Wer mindestens eines der beiden Spiele bereits kennt, wird in sehr kurzer Zeit diese Fortsetzung im Geiste in voller Pracht genießen dürfen. Aber auch ohne dieses Vorwissen geht es bei Nova Luna sehr schnell zur Sache. Das wiederum liegt an der hohen Effektivität der Designarbeit der zwei Vorläufer.

Nova Luna ist, wie auch die Pateneltern selbst, ein Legespiel. Das heißt man wählt Spielplättchen und legt diese, nach einfachen Regeln vor sich aus. Ein erstmal ausgewähltes Plättchen muss vertikal oder horizontal an mindestens eines der eigenen, bereits ausliegenden Plättchen angelegt werden. Eine Zahl auf dem gewählten Plättchen entscheidet ob und wie lange man bis zum nächsten Zug warten muss. Das ist schnell verstanden und durch die schön illustrierte Spielhilfe in Form eines Mondphasenkalenders auch jederzeit einfach nachzuvollziehen. Dort lassen sich die Wartezahlen mit einem Holzmarker ablaufen, und wer gerade am weitesten hinten liegt ist am Zug.

Der Würze des Spiels drückt sich aber in den Aufgaben aus, die auf den angelegten Plättchen zu sehen sind. Diese zeigen an welche Farben in welcher Anzahl direkt anliegen müssen. So dient jedes Plättchen als Farbressource für jeden Nachbarn, und stellt gleichzeitig neue Aufgaben, die es zu erfüllen gilt. Jede erfüllte Aufgabe wird mit einem Holzmarker der eigenen Farbe markiert und das Spiel ist zu Ende, sobald einem Spieler die Holzmarker ausgegangen sind.

Die bunte Aufmachung weiß zu gefallen

Das klingt zu Beginn ganz einfach. Plättchen nehmen, um eine Aufgabe zu erfüllen und im Anschluss die nächste Aufgabe im Tableau angehen. Das ist einfach zu überschauen und der Spieleinstieg ist dementsprechend flink. Auch wenn die Formulierung im Regelheft deutlich sperriger daherkommt, als es das Spiel selbst ist. Aber schon nach wenigen Zügen entdeckt selbst der unerfahrenste Seltenspieler reizvolle Facetten an dieser ruhigen Knobelei. Denn wohin man das Plättchen legt, muss klug überlegt sein. Welche Aufgabe kann ich mit dem neuen Plättchen erfüllen? Kann ich vielleicht mehrere auf ein Mal erfüllen? Was ist mit den Aufgaben auf dem neu gezogenen Plättchen? Schnell ist der eigene Ehrgeiz entfacht, und das sorgfältige Abwägen sämtlicher Optionen wird zur höchsten Priorität.

Das Knobeln bei Nova Luna ist spannend und interessant, da sich Auslage, Aufgaben und die daraus entstehenden Kombinationsmöglichkeiten mit praktisch jedem neu gelegten Plättchen verändern. Das macht neugierig auf den nächsten Zug, aber steigert auch den Anspruch an die eigene Spielleistung. Man will schon bald immer mehr, immer schlauer und immer raffinierter legen.

An dieser Stelle kommen dann vereinzelte Spieler ins Straucheln. Denn die große Zahl an möglichen Optionen, die sich schon nach wenigen Plättchen vor einem eröffnen setzt eine gewisse Entscheidungsbereitschaft voraus. Wer Nova Luna auf hohem Niveau spielen will, der muss auch gewillt sein, seinen Spielzug verhältnismäßig schnell und entschieden zu Ende zu bringen. Ansonsten verliert man sich schnell in einer endlos wirkenden Schleife des Abwägens und Nachdenkens. Alternativ können Spieler aber auch versuchen ihren eigenen Ehrgeiz zu zügeln, aber gerade Spiele werden gerne als sicherer Raum empfunden in denen man seiner Ambition keine Grenzen auftun muss. Das kann zum Problem werden.

Wer es einfacher mag, muss länger auf seinen nächsten Zug warten

Wer der Versuchung seines ungebremsten Ehrgeizes jedoch widerstehen kann, findet in Nova Luna ein Spiel welches schnell Suchtcharakter entwickelt. Jedes gelegte Plättchen liefert neue Ziele, die man in der Regel schon nach wenigen Zügen erreichen kann. Dieses wiederkehrende Gefühl die Herausforderungen des Spiels zu bezwingen, motiviert die gesamte Spieldauer über und ein wenig darüber hinaus. Der größte Spielgenuss bei Nova Luna ergibt sich nicht, wenn man mit einem klug platzierten Plättchen eine oder gleich mehrere Aufgaben erfüllt und so seine Holzscheiben platziert.

Er äußert sich auch in den Momenten, wenn man seine Aufmerksamkeit souverän auf die Aufgaben lenken kann, die zielführend sind und sich nicht von einfachen Verlockungen in der Auslage in die Irre führen lässt. Hinter dem einfach erlernten Knobelspaß von Nova Luna liegt ein Spielerlebnis, welches die wohlige Genugtuung weckt durch strukturiertes Denken und Planen an sein Ziel zu kommen. Man trainiert die eigene Flexibilität, wenn die Plättchenauswahl während des eigenen Zuges nicht die gewünschte Farben liefert. Nova Luna behält sich den größten Spielspaß für die Spieler vor, welche ihrer eigenen Entscheidungsunfähigkeit zu entwachsen bereit sind.

Nova Lunas größte Schwäche ist vielleicht seine Unscheinbarkeit. Es ist kein Spiel, das durch hochemotionale Momente am Spieltisch in Erinnerung bleibt oder den Spielern ermöglicht sich als Konkurrenten neu zu entdecken. Stattdessen wird man mit ruhiger Hand an eine spielerische Herausforderung geführt, an der man sich schon bald mit Freude abarbeitet. Bevor man sich versieht, hat man sich ein Können für Brettspiele angeeignet, von dem man nicht wusste, dass es in einem schlummert. Denn Nova Lunas größte Stärke ist vielleicht doch seine Unscheinbarkeit.

In dieser Auslage sind mehr als ein Dutzend erfüllte Aufgaben zu sehen
Georgios Panagiotidis
Letzte Artikel von Georgios Panagiotidis (Alle anzeigen)