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Via Romana

Verlag: Goldsieber Spiele
Autor: Christian Fiore und Knut Happel
Spieleranzahl: 2-4
Alter: ab 8 Jahre
Spieldauer: ca. 45 Minuten

Innerhalb von 10 Jahren hat es Goldsieber geschafft vom Szeneprimus zum Außenseiter zu werden. Ende der 90er Jahren wurden die Goldsieber-Neuheiten von allen beachtet und herbeigesehnt. Dann kam ein sehr schlingernder Veröffentlichungskurs und der mündete in einem Verlagskonzept, welches man mit „Fiore/Happel machen Familienspiele“ umschreiben könnte. Die Szene nimmt den Fürther Verlag kaum noch zur Kenntnis, gehört aber auch nicht zur Zielgruppe. Verpasst sie was?

Mit Via Romana liegt (wenn ich mich nicht verzählt habe) das fünfte Spiel des Autorenpaares vor. Und es geht nach Pecunia non olet wieder nach Rom, diesmal werden aber keine Klohäuser, sondern Straßen gebaut. Der Grundmechanismus ist simpel: Bis zu drei Karten spielen und damit Straßenabschnitte („Meilensteine“) platzieren. Ist eine Straße voll, darf sich der Spieler, der die meisten Bauabschnitte fertig gestellt hat, einen Siegpunktmarker aus einer der beiden verbundenen Städte nehmen – die Siegpunktmarker nehmen im Wert ab, insofern ist die Auswahl nicht unwichtig. Sind alle Straßen fertig gestellt, gibt es noch ein paar Bonuspunkte. Insbesondere kann man auch Kastelle in Städten bauen, die zum einen zur Straßenmehrheit jeder Straße mitzählen, zum anderen bei Spielende so viele Siegpunkte zählen, wie der höchste Marker da anzeigt. D.h., wo man ein Kastell hat, will man eigentlich nicht werten. Und irgendwie doch, denn man hat ja immer eine Mehrheit.

Wo das Spiel für ein Familienspiel zu technisch geworden ist, ist beim Karteneinsatz – 5 Möglichkeiten gibt es, eine oder zwei Karten einzusetzen, um zu bauen. Dabei spielt mal die Farbe eine Rolle, mal muss auch das Symbol stimmen, mal darf man nur angrenzend an andere Steine bauen, mal irgendwo. Bei einer Bauweise gibt es einen Bonusstein obendrauf. Damit sind es zwar 5 Regeln, aber sie sind absolut unintuitiv und sorgten immer für Nachfragen: Darf ich mit dieser Karte da bauen? Brauche ich zwei gleichfarbige Karten? Wenn ich den 1+1-Zug machen möchte (einen Stein bauen und den Bonusstein bekommen), was muss ich dafür tun? Zwar wurde das vom Verlag erkannt und es gibt Übersichtskarten für die Spieler, aber versteht man die Symbolik nur, wenn man die Regel auswendig kann, was irgendwie an der Sache vorbei geht. Die Regeln sind auch insofern wichtig, als dass es im Wesentlichen darum geht, mit seinen drei Karten möglichst viel zu erreichen – möglichst eine Wertung zu erzwingen, denn bei Gleichstand gewinnt der Zugspieler. Gegen Ende einer Partie wird das Spiel zudem sehr unübersichtlich und kann auch in eine Rechnerei ausarten. Nicht gerade familienspielfreundlich. Spielerisch kann man die Taktik in der Frage: „Kann ich irgendwo eine Wertung erzwingen? Ja – dann mache ich das. Nein? Wie kann ich meine Karten effizient nutzen?“

Auf der Suche nach Testrunden winkten viele meiner Testspieler ab: „Kenn ich schon! Ist ganz OK, muss ich aber nicht wieder spielen.“ Wirklich negativ hat sich keiner geäußert. Es hat sich aber auch keiner wirklich euphorisch geäußert. Es funktioniert. Man kann es spielen. Man muss es nicht. Es ist OK, ich muss es aber nicht wieder spielen…

Peer Sylvester
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1 Kommentar

  • Was mir erst im Nachhinein auffällt: Illium von Reiner Knizia basiert auf einer ähnlichen Grundidee: Auch dort müssen Wege geschickt geschlossen werden, um an die Punkte bei den Enden der Wege ranzukommen.
    Illium ist aber in allen Belangen überlegen: Es ist regeltechnsich eleganter und so auch leichter zugänglich, die Spielverläufe sind spannender und flexibler.