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Uptown

Verlag: Funagain Games / Fred Distribution
Autor: Kory Heath
Spieleranzahl: 2-5
Alter: ab 8 Jahre
Spieldauer: 20-30 Minuten

Ich gebe es ja zu: Ich tendiere in Essen immer dazu die unbekannten Perlen abseits der großen deutschen Verlage aufzuspüren (oder es zumindest zu versuchen). Aber auch das wird immer schwieriger, ist doch die Anzahl potentiell interessanter Verlage deutlich gestiegen. Auf Uptown wurde ich deswegen aufmerksam, weil sich die Autorin (falls Kory wirklich ein Frauenname ist) für so unterschiedliche Spiele wie das Induktionsspiel Zendo und das Witze-Erzählen-Spiel Why the chicken verantwortlich zeichnet. Wer so verschiedene aber doch interessante Spiele entwickeln kann, hat meinen Respekt und damit auch meine Aufmerksamkeit!
Zudem war Uptown am zweiten Messetag 5€ billiger und ich bekam noch einmal 2 € Rabatt, weil ich den Erklärbären geschlagen hatte. Mit 13 € war es dann ein Pflichtkauf – den ich (so viel sei vorweggenommen) nicht bereut habe!

Doch worum geht es eigentlich? Das unglaublich hässliche Brett lässt auf den ersten Blick ein thematisches Sudoku-Spiel erahnen: 3×3 Stadtviertel (jedes mit einem anderen Symbol gekennzeichnet), die ihrerseits in 3×3 Felder unterteilt sind. Anders als bei Sudoku zeigt jedes Feld innerhalb eines Viertels das Stadtsymbol. Zudem ist jede Reihe mit einem Buchstaben und jede Spalte mit einer Zahl gekennzeichnet. Die Spieler haben jeder einen Satz Plättchen, genauer von jedem Symbol, jeder Zahl und jedem Buchstaben genau eines und ein Joker. Reihum legt nun jeder einen Stein aufs Brett: Die Symbole kommen alle ins entsprechende Viertel, die Buchstabensteine auf ein beliebiges Feld der Reihe und die Zahlensteine… na ja, das können Sie sich sicherlich denken! Dabei hat man immer 5 Steine zur Auswahl, nach dem Platzieren zieht man einen eigenen Stein nach und wenn jeder Spieler alle bis auf 4 Steine untergebracht hat endet das Spiel.

Das klingt alles unglaublich langweilig und unspektakulär.

Das liegt daran, dass ich die Details weggelassen habe und deren gibt es zwei:
Zum einen geht es um das Bilden von Gruppen von benachbarten Steinen. Wer am wenigsten Gruppen bei Spielende hat, gewinnt nämlich. Optimalfall ist also dass alle gelegten Steine miteinander verbunden sind. Und das ist nicht einfach, denn es werden ja alle bis auf vier Steine verbraucht. Folglich muss auch die oberste Reihe mit der untersten irgendwie verbunden werden. Dadurch wird es schon deutlich kniffliger. Mich erinnert das Spielgefühl vage an Blokus: Irgendwie doch noch eine Verbindung hinbekommen, irgendwie durchschlängeln, darauf kommt es an.
Das zweite Detail ist, dass gegnerische Steine einfach überdeckt werden können; ob man auf einem belegten oder freien Platz legt spielt erst einmal keine Rolle. Allerdings darf dadurch keine bestehende Gruppe wieder getrennt werden. Effektiv bedeutet das, es dürfen nur gegnerische Steine weggenommen werden, die am Ende einer Gruppe liegen. So kann man den Gegner effektiv behindern: Einfach die Gruppe so verlängern, dass ein wichtiger Stein nicht überbaut werden darf. Eine kleine Feinheit, die man erst beim Spielen bemerkt!
Außerdem zählen im Falle eines Gleichstandes geschlagene Steine negativ: Bei gleicher Gruppenanzahl gewinnt derjenige, der weniger Steine geschlagen hat. Diese Regel sorgt dafür, dass man nur das nimmt, was man wirklich benötigt. Vor dem ersten Spiel gilt zu beachten, dass Gleichstände bei der Gruppenanzahl recht oft vorkommen (zumindest wenn es niemand tatsächlich schafft alle Steine zu verbinden) und dass somit das (Nicht-)Schlagen der Steine entsprechend wichtig ist.

Tja, jetzt hab ich tatsächlich schon alle Regeln ausführlich ausgebreitet – Das Spiel ist also wirklich einfach! Es spielt sich auch schön flott (Spieldauer etwa 20-30 Minuten) und das dank kurzer Züge auch in jeder Besetzung. Dabei ist die Taktik nicht trivial, es ist allerdings auch kein Grüblerspiel – ein schöner Absacker oder ein schönes Zwischendurchspiel. Irgendwie erinnert es mich an Blokus: Wenn es auch dessen Klasse nicht ganz erreichen kann, ist Uptown dennoch ein flottes, einfaches Legespiel, bei dem der bessere in der Regel (aber nicht immer!) gewinnen wird. Im Forum wurde vor kurzem nach einer „einfach genialen“ Messeentdeckung gefragt. Uptown kommt dem schon recht nahe!

Zwei Wehrmutstropfen gibt es: Zum einen ist es nur über Funagain zu beziehen, was sehr hohe Preise bedeutet (für dieses Spiel zu hohe vermutlich), zum anderen ist die Zweier-Variante eine Krücke: Beide Spieler spielen mit 2 Farben was hier auch nicht besser funktioniert als bei anderen Spielen.

Oh, und es ist hässlich. Aber das tut dem Spielen keinen Abbruch!

Peer Sylvester
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