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Terrible Monster

Terrible Monster

Verlag: Sweet Lemon
Autor: Shun
Spieleranzahl: 2
Alter: ab 10 Jahre
Spieldauer: 10 Minuten

Ein gar schreckliches Monster herrscht in den Sümpfen. Warum ist es schrecklich? Hat es die Zähne nicht geputzt? Trennt es den Müll nicht? Nein, es ist schrecklich, weil man das Spiel gewinnt, wenn es am Anfang des eigenen Zuges noch vor einem ausliegt. Es ist also eher schrecklich für den Mitspieler, außer man gewinnt nicht gerne. Andererseits ist es auch ein sehr launisches Monster und es ist alles andere als einfach, es überhaupt auszulegen (das geht nämlich nur über andere Karten, die man dann ebenfalls erst einmal haben muss) und wenn es vor einem liegt, ist in der Regel erst einmal der andere dran und wird eigentlich eher verhindern wollen, dass er verliert. Es sei denn er gewinnt nicht gerne und freut sich dass er verliert. Da das Verhindern aber leichter ist, als das Auslegen, ist das schreckliche Monster eher schrecklich launisch als schrecklich schrecklich.

Wenn man sich den Launen des Obermonsters nicht hingeben will (oder kann), kann man auch durch langsames „runterpunkten“ des Gegners gewinnen. Das funktioniert meistens ein bisschen marginal besser. „Marginal“ weil es außer dem Instant-Win-Monster nur zwei Karten gibt die Schaden verursachen – und eine Karte, die diesen Schaden zurückwirft, was besonders nervig ist. Das Runterpunkten ersetzt aber einen Zeitmechanismus, da irgendwann definitiv der andere tot ist (oder, alternativ, man selbst), auch wenn keiner das schrecklich nervige Monster bändigen konnte.

Nun gibt es viele Prügel-Kartenspiele aber Terrible Monster sticht hervor, weil es aus gerade einmal 16 Karten besteht, von denen man zwei in jeder Runde spielen kann. Der Kartendurchlauf ist entsprechend und man braucht nur wenige Kurzpartien, um zu wissen, was einen erwartet. Dadurch ist Terrible Monster taktischer als vergleichbare Spiele – man kann sich für etwaige Eventualitäten besser wappnen und wer blind einfach immer die im Moment stärkste Karte spielt, wird aller Wahrscheinlichkeit nach leicht ausgekontert. Ich würde nicht sagen, dass das Terrible Monster die Tiefe von Schach hat oder so, aber es ist doch tiefer als vergleichbare Spiele und vor allem tiefer, als man in den ersten Runden der ersten Partie vielleicht denkt. Ich fühle mich an so manches Kosmos-Zweispiel der ersten Welle erinnert und da ich die damals echt zu schätzen wusste, ist das schon ein gewisses Lob.

Das andere Alleinerstellungsmerkmal ist die Dynamik des Namensgebers: Wie gesagt kann man das Monster nicht direkt ausspielen, sondern muss eine andere Karte nutzen, die das Spielen einer Monsterkarte erlaubt – oder die Verwandlung eines anderen, kleineren Monsters in das Gewinnertier. Da man zwei Aktionen hat, kann dies gelingen – aber meistens eher ohne Absicherung, also ohne Möglichkeit zu verhindern, dass der Gegner die gerade ausgelegte Karte wieder wegnimmt. Der hat schließlich auch zwei Aktionen und das reicht meistens für einen Konter aus. Da das Deck schnell rotiert ergibt sich ein interessantes Positionsspiel um die eine spielentscheidende Karte, mit gelegentlichen Nadelstichen mittels dem Kleinvieh. Ich finde es durchaus beeindruckend wie gut die 16 Karten aufeinander abgestimmt sind – das „Positionsspiel“ kann man regelrecht fühlen. Vor allem, weil die eine spielentscheidende Karte alleine ja nichts nützt, man braucht noch eine weitere spielentscheidende Karte und davon gibt es ein paar mehr – je nachdem wie man das Monster beschwören möchte.

Alles in allem ist das Spiel nicht so schrecklich wie das Monster, allerhöchstens erschreckend gut!

Peer Sylvester
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