spielbar.com

Takenoko

Verlag: Matagot
Autor: Antoine Bauza
Spieleranzahl: 2-4
Alter: ab 8 Jahre
Spieldauer:

Takenoko hat gerade den französischen Spielepreis, den As d´Or gewonnen und auch die deutsche Spielepreis-Jury wird dieses Spiel auf dem Zettel haben. Es ist wunderschön gestaltet, mit fantastischen Figuren und bietet eine kurze Hintergrundgeschichte als Comic. UND es gibt einen süßen Pandabären in prominenter Rolle! Einen Pandabären! Bedarf es da noch weiterer Argumente für einen Kauf? Ich denke nicht. Wenn doch… In der nachfolgenden Rezi werden nicht mehr viele auftauchen. Denn ich alter Stinkstiefel halte das Spiel für etwas überbewertet (nicht für schlecht – nur eben auch nicht für toll) und dafür gibt es gute Gründe. Allerdings stehe ich mit dieser Meinung in meinen Testrunden auch ziemlich alleine da. Und dafür gibt es ebensolche Gründe. Z.B. das eben erwähnte fantastische Material…

Aber es wäre vermessen und arrogant den Erfolg des Spieles nur als Grafikblenderei darstellen zu wollen. Gut, dafür bin ich ja Rezensent geworden, aber übertreiben will ich nicht, also fangen wir mal mit der Spielbeschreibung an:

Die Spieler legen gemeinsam einen Bambusgarten an. Dabei legen sie Plättchen an, bewässern diese und lassen den Bambus darauf wachsen, indem sie den Gärtner vorbeischicken. Und der Panda frisst den Bambus dann wieder auf und der Zyklus des Lebens beginnt von Neuem. Dabei versuchen die Spieler bestimmte Aufträge zu erfüllen – z.B. die Beete (= Plättchen) in bestimmten Konstellationen (z.B. drei grüne nebeneinander) anzulegen und zu bewässern. Oder auf bestimmten Feldern Bambuspflanzen bestimmter Höhe anzusiedeln. Oder schlicht mit dem Panda bestimmte Bambussprossen zu fressen.

Wenn jemand acht Aufträge erfüllt hat, beendet er das Spiel und der mit den wertvollsten Aufträgen gewinnt. Das ist klar strukturiert, das ist spannend und dynamisch (Hier wächst Bambus, dort wird er gefressen), womit wir schon einige Gründe aufgezählt haben, warum das Spiel vielen gefällt. Dynamisch ist auch die Auftragslage: Wählen viele Leute Bambusaufträge, bleibt der Bambus kurz. Wählen viele Bambusaufträge, wird der Bambus lang und irgendwann jeder entsprechende Auftrag fast von selbst erfüllbar. Nur die Beet-Aufträge sind ein absoluter Griff in die Lostrommel und zudem insgesamt etwas schwieriger zu erfüllen als die anderen. Aber welche Aufträge auch erfüllt werden: Es geht konstruktiv zu. Alle basteln an einem Garten, der fast automatisch wächst und gedeiht.

Mir dagegen ist das fast schon zu dynamisch: Hat man am Anfang allerhand zu tun, um  irgendwie überhaupt einen Auftrag zu erfüllen, so fallen einem gegen Ende die Aufträge oft wie reife Äpfel in den Schoß. Das ist für mich nicht gerade der Inbegriff einer idealen Spannungskurve. Außerdem ist das Spiel leider nicht so klar wie oben geschildert. Für ein Familienspiel hat das Spiel viele Kleinigkeitenregeln – hier verschiedene Auftragskarten, dort ein Würfel, der Sonderaktionen erlaubt, hinzukommen noch Spezialplättchen und ein paar wichtige Sonderregeln. Da mag die eine oder andere Familie dran tatsächlich kapitulieren, wenn sie nicht so Regelerfahren ist. Vor allem aber fehlt mir bei Takenoko das ganz große Moment, die geniale Idee. Vielleicht abstrahiere ich zu sehr, aber ich sehe unter dem süßen Pandagedöns in erster Linie ein abstraktes Auftragserfüllspiel ohne allzu neuartige Kniffe. Das ist mir persönlich zu wenig für ein ganz großes Spiel.

Aber ich bin in der Minderheit – also sind Sie als Leser in der Pflicht zu entscheiden in wie weit sie diese Rezension eines langweiligen Mathematikers ohne Bewusstsein für die süßeren Lebensformen unseren Planeten für ihre Meinungsfindung nutzen wollen…

Peer Sylvester
Letzte Artikel von Peer Sylvester (Alle anzeigen)

2 Kommentare