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Tain

Verlag: Wolf-Fang
Autor: Tomasz Z. Majkowski
Spieleranzahl: 2-4
Alter: ab 8 Jahre
Spieldauer: ca. 30-45 Minuten

Ich habe keine Ahnung ob Táin ein keltischer oder polnischer Ausdruck ist. Beides ist möglich: Táin ist ein polnisches Spiel mit keltischem Thema. Erschienen ist es beim aufstrebenden polnischen Verlag Wolf-Fang, der ja hier bereits vorgestellt wurde.

Keltisch bedeutet hier: Wir übernehmen einen keltischen Clan, der versucht möglichst viel Vieh zusammenzustehlen. Wenn dann auch noch ein paar Juwelen oder schöne Töchter mit abfallen – um so besser! Ja, Moralapostel sollten lieber weghören.
So ein keltischer Clan besteht aus einem Häuptling, seiner Tochter, ein paar Kriegern und jeder Menge Jungen. Die Männer (und Jungen) werden gebraucht, um das eigene Haus zu hüten, um Vieh im Ausland zu besorgen und beim Gegner einzusteigen, um diesen um Vieh oder Juwelen zu erleichtern. Und wenn bei einem solchen Fischzug die schöne Tochter mit abfällt… Aber das hatten wir ja schon.
Dumm nur, dass das Personal nicht ausreicht, um überall dort zu sein, wo es gebraucht wird. Ausgeglichen werden kann dies durch Trickserei – alle Steine werden nämlich zunächst verdeckt gelegt und eine Menge Steine zeigen niemanden, werden also nur gelegt, um den Gegner zu täuschen und um Stärke vorzutäuschen wo keine ist.
Also: Reihum die Plätze füllen, bis alles voll ist oder keiner mehr legen mag. Dann wird aufgedeckt und alle Täuschsteine werden entfernt. Wer jetzt freie Bahn hat, darf schon mal zugreifen. Trifft ein Dieb auf einen Verteidiger oder wollen mehrere Vieh im Ausland „organisieren“ entscheidet die Rangfolge, die etwas diffizil sein kann – im wesentlichen geht aber Häuptling vor Krieger und dieser wiederrum ist natürlich stärker als der Junge. Frauen stehen ganz unten in der Rangfolge und können (ebenso wie Jungen) sogar gekidnappt werden, was Sonderpunkte bringt. Dann wird abgeräumt und alles beginnt von vorne – bis ein Spieler eine bestimmte Anzahl an Vieh zusammen hat, höchstens aber 8 Runden, was maximal eine Dreiviertelstunde dauern sollte. Die einzelnen Runden unterscheiden sich nur im Personal – man bekommt eingesetzte Personen erst zurück, wenn man alle mal benutzt hat – und natürlich in der Reichhaltigkeit der Nachbarhäuser (sprich: der anderen Spieler).

Taktisch bietet Táin tatsächlich eher wenig – einzig der richtige Einsatz seiner Figuren will richtig getimed sein, denn man will ja nicht gänzlich ohne starken Männer auftreten müssen. Denn dann kann man auch gleich die Haustür für seine lieben Mitspieler auflassen. Auch sollte man aufpassen, dass man sich nicht verzählt und seine Mannen so ungünstig einsetzt, dass man eine Runde lang mit einer einzelnen Figur ausharren muss (zur Erinnerung: Es gibt den Rest erst zurück wenn ALLE eingesetzt wurden). Beides hat man aber schnell intus, dafür sorgt schon der Rhythmus des Spieles.
Was also bleibt ist der Bluff-Faktor. Und der ist hoch. Mein Gegner weiß, dass ich nur noch einen Krieger habe und dass ich den wohl im Ausland einsetzen werde. Also wird er mich angreifen, aber wo? Und er weiß ja, dass ich weiß, dass er es weiß und so versuchen werde gegenzusteuern. Und wenn er mich angreift, dann steht sein Haus offen – also Angriff! Aber, er weiß, dass ich weiß, dass er es weiß…
Wer derartige Überlegungen mag, wird an Táin seine Freude haben. Wer nicht, der nicht. So einfach ist das!

Wolf-Fang liefert mit Táin solide Spielerkost ab – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Grafik und Ausstattung lassen keine Wünsche offen, einzig die Pappe der Spielertableaus könnte etwas dicker sein. Einen Blick wert ist Táin somit allemal. Wenn es dem Verlag gelingt, mit seinen Essen-Neuheiten noch einen kleinen Zacken zuzulegen, kann sich der Verlag auf eine rosige Zukunft einstellen!

Peer Sylvester
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