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Stone Age Junior

Verlag: Hans im Glück
Autor: Marco Teubner
Spieleranzahl: 2-4
Alter: ab 5 Jahre
Spieldauer: 15 Minuten so in etwa

Ich gebe zu, ich war schon sehr gespannt darauf, wie es Marco Teubner geschafft hat, das Worker Placement des großen Stone Age für ein Kinderspiel aufzuarbeiten. Nun, das Ergebnis ist etwas antiklimatisch: Gar nicht; Stone Age Junior hat außer dem Setting nichts mit Stone Age Senior zu tun. Gewissermaßen sind beide kurz nach der Geburt getrennte Wege gegangen (Ich hoffe diese Metapher ist bei einem Kinderspiel nicht zu negativ). Hier bitte einen Witz über „Branding im Steinzeitalter“ einfügen. Ansonsten bin ich durch mit diesem Thema und gehe zum eigentlichen Teil der Rezi über. Der ist vermutlich wichtiger, wenn auch nicht unbedingt weniger besserwisserisch.

Was machten Kinder in der Steinzeit denn so? Darüber werden die Kinder in der Jetztzeit mit einer sehr vorlesenswerten Geschichte aufgeklärt (Lob!). Die Zusammenfassung lautet: Krams sammeln und den Eltern bringen, die daraus Hütten bauen. Hunde ersetzen fehlende Objekte (Ich dachte erst, die Hunde werden geschlachtet und aus den Innereien werden dann die Wände geformt, aber anscheinend ziehen die klugen Tiere alleine los, um irgendwo das fehlende Objekt zu besorgen. Ist vermutlich besser so. Wobei ich nicht sicher bin, ob man den Kindern das Prinzip „vom Laster gefallen“ wirklich schon ab 5 beibringen sollte – jedenfalls wüsste ich schon gerne, wo die Hunde Elfenbein herbekommen, das gar nicht auf dem Spielplan liegt!).

Und das ist auch so das, was die Kinder in Stone Age machen: Dinge sammeln und die dann auf dem Hüttentauschfeld gegen Hütten tauschen. Dabei stehen drei Hütten zur Auswahl und die unterscheiden sich nicht. Dass man dennoch die Wahl hat liegt daran, dass die Hütten unterschiedliche Kombinationen an Dingen benötigen. Hunde dienen dabei als Joker (ja, das hatte ich schon erwähnt). Die verwendeten Dinge werden recycelt, was gut ist, denn das Angebot ist arg begrenzt. Und Hütten sind wichtig, denn irgendwo muss man ja schlafen. Außerdem gewinnt, wer drei davon gebaut hat. Auch einen Tauschplatz gibt es, schließlich muss man Kinder ja frühzeitig auf die Standardgebäude der modernen Eurogames vorbereiten.

Mein ungesunder Zynismus sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass all dies zuckersüß umgesetzt ist: Tolle Graphik, Material wie im Kaufmannsladen. Außerdem habe ich noch gar nicht erwähnt, wie man eigentlich setzt und das muss ich, denn hier liegt das eigentliche Spiel:

Vor dem setzen dreht man einen verdeckten Bewegungschip um. Und der sagt einem wo es hingeht: Je nach Aufdruck eine feste Felderanzahl vor oder direkt auf ein bestimmtes Feld. Dort macht man, was es da zu tun gibt (Ressource nehmen, tauschen, Hund schlachten nehmen, Hütte bauen). Das ist am Anfang natürlich reine Glückssache, aber da die Chips regelmäßig verdeckt werden (und dann auch immer zwei vertauscht werden), wandelt sich das Ziehen von der Glücks- zur Merksache. Merkspiele sind Kinderfreundlich. Und das merkt man bald, zumindest wenn man mit Kindern spielt.

Stone Age Junior wurde Kinderspiel des Jahres und schlug das von Erwachsenen-Webseiten favorisierte Leo muss zum Friseur. Und das zu Recht. Beides sind gute Spiele, beide arbeiten mit verdeckten Plättchen, die man sich merken muss. Aber bei Leo bestimmt der Glücksfaktor den Schwierigkeitsgrad. Es kann einfach sein, dass man mit Glück gewinnt – ich habe sogar schon beim ersten Durchlauf gewonnen. Und da fehlt bei einem kooperativen Spiel dann ein wenig die Herausforderung. Stone Age Junior dagegen ist immer spannend. Und das liegt an der unglaublichen Ausgewogenheit. Da man ständig Krams ansammelt, kommt man früher oder später dem Spielende näher- und bislang waren alle Partien spannend bis zum Schluss. Die Spieldauer ist perfekt eingestellt: Kürzer und es wäre reine Glückssache und der Plättchenmechanismus käme nicht zum tragen. Länger und das Spiel wäre zumindest für die mitspielenden Erwachsenen zu repetitiv und zudem wäre ständig alles abgegrast. So wie es ist, endet es wie es soll. Und diese Rezi nimmt sich daran ein Beispiel!

Peer Sylvester
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