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Splendor

Verlag: Space Cowboys
Autor: Marc André
Spieleranzahl: 2-4
Alter: ab 10 Jahre
Spieldauer: ca. 30 Minuten

Diese Rezension schreibe ich eine Woche vor der Preistvergabe zum Spiel des Jahres. Das ist riskant, denn wenn es den Titel gewinnt, sollte ich darauf eingehen. Andererseits möchte ich dem Eindruck entgegentreten, ich würde mich nur an den Titelträger ranhängen. Aber die Geschichte wird’s schon richten.

Splendor ist sicherlich nicht zuletzt deswegen nominiert, weil es einfach und geradlinig ist: In einer Auslage liegen Karten dreier Preisklassen. Karten bringen Siegpunkte (teure Karten mehr, billige oft gar keine) und einen Bonus, der den Erwerb weiterer Karten günstiger macht. Damit ist schon alles klar: Man kauft billige Karten und mit den Boni dann die teureren. Viel mehr muss man eigentlich nicht wissen. Höchstens noch: Entweder man nimmt sich die Chips, die man zum kaufen braucht (und dann entweder 3 verschiedene oder 2 gleiche oder 1 Joker + eine Karte wird reserviert) oder man kauft eine Karte. So. Mehr Details braucht kein Mensch, um das Spiel zu verstehen! Ich sagte doch: Einfach und Geradlinig!

Aber wo ist der Reiz? Viele sagen, dass es keinen gibt. Ich gehöre nicht dazu. Der Reiz liegt in der Optimierung, denn jede Karte, die man nicht wirklich braucht ist eine Verschwendung von Ressourcen und vor allem von Zeit, denn die ist knapp. Daher läuft alles auf die vielbeschworenen Entscheidungen hinaus: Diese Karte noch? Oder jene? Die würde ich umsonst bekommen, aber ich brauche die nicht! Dann lieber Chips nehmen? Soll ich auf die Bonuswertung spielen? Oder auf direkte Siegpunkte? Jetzt schnell die teure Karte kaufen, bevor sie mir jemand wegnimmt oder lieber erstmal die andere, um weniger für die teure bezahlen zu müssen? Das sind kurze, knifflige Entscheidungen… aber nicht jeder empfindet die als spannend. Mich erinnert Splendor in dieser Hinsicht an Transamerica: Einfaches, geniales Spielprinzip. Aber viele Leute können gerade das nicht erkennen: Das ist doch so einfach! So klar auf der Hand liegend! So dödelig!

Der überflüssigste Satz in einer Rezi ist immer: „Am besten selbst ausprobieren!“, denn wenn man das könnte, bräuchte man keine Rezi. Aber wie vermeidet man den bei Splendor? Ich kann jeden verstehen, dem Splendor zu simpel gestrickt ist, zu abstrakt, zu gradlinig. Aber ähnlich wie Transamerica, Qwirkle oder Cartagena liegt gerade hier der Reiz, weswegen Fans von diesem Spielen Splendor vermutlich ebenso mögen werden, wie ich das tue.

Peer Sylvester
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