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Sag´s mir! Junior

Titel: Sag´s mir! Junior (Nicht Sag´s mir, Junior!)
Verlag: Repos Productions (Vertrieb durch Asmodee)
Autor: Peter Sarrett
Spieleranzahl: 2-12
Alter: ab 4 Jahre
Spieldauer: 10-20 Minuten

Auch wenn es Asmodee sicherlich nicht gerne hört: Sag´s mir (respektive „Times Up“, wie es früher hieß) hatte bei mir immer einen schweren Stand: Ich besitze nämlich nicht weniger als drei Editionen von Tabu. Und ja, die Spiele sind unterschiedlich. Aber nein trotz wiederholten in-mich-gehens ist die Zielgruppe einfach zu deckungsgleich. Jedenfalls konnte ich mir nicht vorstellen, dass „Erklären derselben Begriffe in drei verschiedenen Runden mit sukzessive abnehmender Wortanzahl (von unendlich bis Null)“, also Sag´s mir, ein Lücke abdeckt, die nicht durch „Begriffe erklären, ohne bestimmte Wörter zu verwenden“ (=Tabu) oder meinethalben sogar „Begriffe zeichnen, erklären und darstellen“ (=Activity, das sich aus unerfindlichen Gründen auch in meiner Sammlung befindet) bereits adäquat abgedeckt wäre. Dabei ist Sag´s mir ein durchaus gutes Spiel. Ich würde ein entsprechendes Geschenk nicht in den Laden zurückbringen. Nur kaufen muss ich es mir nicht auch noch. Da hatten andere Spiele immer Priorität (Und um die im Raum stehende Frage zu beantworten, warum ich denn gleich drei Editionen habe, wo eine reichen würde: Nun, früher, in Prä-Times-Up-Zeiten, habe ich mit diversen Seglern ziemlich exzessiv Tabu gespielt. So, dass wir die Karten praktisch auswendig wussten und auch ohne 30 bereits erklärte Begriffe alles mit einem Satz erklären konnten. Also mussten neue Karten her. Und das ist dann irgendwann eskaliert…)

Die Junior-Variante füllt dagegen sehr wohl eine Lücke, denn die obengenannten sind doch noch etwas schwer für die Zielgruppe „Meine Kinder und deren Freunde“. Diverse Mitglieder dieser Gruppe können noch nicht lesen. Einige können nur englisch lesen, andere nur deutsch und einige nur laut, was die Sache etwas zu einfach für das ratende Team macht. Und Wortgewand genug um „Satellit“ ohne „Übertragung“, „Fernsehen“, „Telekommunikation“, „Umlaufbahn“ und „künstlich“ zu beschreiben sind sie auch nicht, selbst wenn sie wüssten, was ein Satellit ist.

Sag´s mir umschifft das Problem auf elegante Weise: Zum einen ist das Spiel kooperativ, so dass keiner einen Nachteil hat, weil er mit Papa im selben Team spielt. Alle haben gewonnen, wenn die 20 gesuchten Karten zweimal innerhalb der Spielzeit erklärt sind. Und „zweimal“ bedeutet, dass die 1-Wort-Runde entfällt – eine sinnvolle Änderung, denn Kindern plappern oder spielen ja gerne und müssen so nicht überlegen, welches Wort jetzt wirklich das Beste ist. Außerdem sind sämtliche Karten als Bild dargestellt, was das Leseproblem löst.

„Auch für die Kleinsten“ schreibt die Schachtel, dabei stimmt das gar nicht: Mein „kleinstes“ ist gerade 3 und das funktioniert noch nicht so richtig. Also brauchte ich Testkinder aus anderen Quellen (nebst älterer Tochter). Das war jetzt aber nicht so das Problem. Denn die Spannweite an Kindern, die theoretisch mitspielen können, ist recht hoch. Und Kinder – wie ich neulich irgendwo las – plappern oder spielen ja gerne und haben durchaus Spaß an dem gemeinsamen Versuch die Sanduhr zu schlagen.

Allerdings ist das Spiel ein Bausatz: Je nach Alter der Kinder können die Kinder ebenfalls erklären oder beschränken sich aufs raten. Man kann eine Sanduhrlänge durchspielen oder zwei (Die Regel empfiehlt eine Länge wenn die Kinder nicht erklären und zwei wenn sie es tun). Man kann 20 Karten (wie empfohlen) spielen aber auch theoretisch weniger oder mehr. So kann man den Schwierigkeitsgrad gezielt anpassen – Wir hatten z.B. bei den Siebenjährigen nie Probleme in zwei Sanduhrlängen durchzukommen. Eine hätten wir dagegen nie geschafft. Also haben wir mit 30 Karten und zwei Sanduhren gespielt oder mit 15 Karten und einer. Soweit so gut, aber der Nachteil liegt auf der Hand: Man muss erst einmal testen. Und tatsächlich fanden die Kinder die Sache nach ein paar zu leichten Siegen nicht mehr wirklich spannend, egal wie begeistert die Mamas und Papas bei der Sache waren. Hier hätte ich mir ein paar mehr Schwierigkeitsgrade mit genauen „Voreinstellungen“ gewünscht.

Aber dennoch ist das Spiel eine gelungene Umsetzung des Spieles, gerade wenn die Kinder noch gar nicht oder nur sehr langsam lesen. Auch ein Lob, dass die Schachtel angenehm kompakt ist und so wird Sag´s mir sicherlich auch beim nächsten Kindergeburtstag wieder eine Rolle spielen.

Peer Sylvester
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