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Petri Heil

Verlag: Kosmos
Autor: Michael Rieneck
Spieleranzahl: 2
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 30-40 Minuten

„Neue Themen braucht das Land!“ schallt es regelmäßig durch die diversen Internet-Foren und Newsgroups. Ständig mittelalterliche Städte oder Piraten oder wasauchimmer sind auf Dauer doch langweilig. Da kommt der Kosmos-Verlag gerade recht, mit dem ziemlich unverbrauchten Thema Angeln. Ja, also da muß man jetzt schon ruhig sein, da kann man sich nicht mehr über mangelnde Originalität beschweren. Sicherlich, packende Action oder auch nur Interaktivität werden sicherlich gemeinhin nicht unbedingt mit dem behaglichen Angelsport verbunden, aber das adäquat hinzubekommen ist ja das Problem des Autors. Und der ist Michael Rieneck, bekannt geworden durch Kosmos-Spiele wie Druidenwalzer und Dracula, die ebenso originell wie umstritten waren.

Angeln soll es also sein.
Geangelt wird auf einem schön quadratischen 4×4-Felder-See und das gleich mit zwei Anglern. Wer jetzt davon ausgeht, daß jeder der beiden Kontrahenten einen davon bekommt, ist schief gewickelt. Petri Heil ist nämlich ein asymmetrisches Spiel: Der eine angelt, der andere kontrolliert den See, respektive dessen Inhalt. Nach einem Angeltag wird getauscht und der Angelerfolg verglichen. Damit es nicht zu den Genre-typischen (angeln, nicht Brettspielen) Übertreibungen kommt, hat jeder Fisch einen Punktwert zwischen 1 und 6, so daß direkte Vergleiche möglich werden. Wo bleibt denn da das Anglerlatein, fragen wir uns? Aber man muß als Spieler halt Opfer bringen.

Zurück zum See. Der Angler bewegt einen seiner Angler um mindestens einen Pier vorwärts. Jeder Pier ist einer Reihe zugeordnet und aus dieser Reihe taucht ein Fisch oder ein Stück Müll auf – Umgedreht nach Wunsch des Seemonsters äh -Spielers. Der Angler kann nun das Angebotene entweder nehmen oder etwas anderes aus dieser Reihe oder auch gar nix, muß fürs Nehmen aber ein passendes Zahlenplättchen abgeben. So kann man während eines Spieles jeweils 3mal direkt am Pier fischen, dreimal 2 Felder entfernt, dreimal 3 Felder entfernt und dreimal (Sie ahnen es wohl schon) 4 Felder entfernt (also auf der anderen Seeseite). Vor Rundenende darf der Fisch-Spieler noch drei Fische (bzw. Müll) umorganisieren und so ggf. aus der Reichweite des Fischers schwimmen lassen.
Sind beide Fischer einmal um den See gelaufen wird gezählt und getauscht. Zwischenzeitlich dürfen noch Aktionsplättchen benutzt werden, die kleinere Auswirkungen haben, aber für das Ökospielsystem Petri Heil nicht von epochaler Bedeutung sind.

Das Angeln an sich wird generell ja nicht gerade von strategischen Überlegungen dominiert und insofern bietet Petri Heil ein gutes Abbild. Das bedeutet aber nun auch nicht, daß sich das Niveau auf dem des beliebten Magnet-Fischen bewegt: Ist erst einmal Platz im See kann man die Fische so arrangieren, daß der Angler sie mangels passender Zahlenplättchen nicht erreichen kann und daß man nicht gezwungen wird, einen einzelnen Hecht aufzudecken (beliebter Anfängerfehler). Umgekehrt braucht der erfolgreiche Angler ein gutes Gedächtnis, sollte versuchen möglichst viele brauchbare Informationen zu sammeln und dorthin zu laufen „wo die Fische sind“. Aber: für ausgeglichene Partien bedarf es schon einen einigermaßen ausgeglichenen Start in den Tag – am Anfang fischt der Angler im Trüben und kann glücklicherweise was Dickes fangen oder Pech haben und den Müll entsorgen. Auch der Seemann hat hier nicht viel Einfluß. Er kann bluffen und den einzig brauchbaren Fisch zeigen oder auch nicht und im Endeffekt ist es hier auch (noch) so ziemlich egal.

Eigentlich wollt ich den Vergleich mit Halali ja vermeiden, aber außer, daß es gewisse Parallelen in der Namensgebung gibt und beide asymmetrische Spiele sind, ist das Spielgefühl tatsächlich vergleichbar; Beide sind nicht zu kompliziert, nicht zu ernsthaft, nicht zu taktisch aber auch nicht zu banal. Beide werden von meiner Frau deutlich lieber gespielt als von mir und bei beiden tritt bei häufigerem Spielen schon sehr bald ein gewisses Sättigungsgefühl auf. Bei Petri Heil hatte ich sogar noch schneller das Gefühl, die Partien beginnen sich (nach einer gewissen Lernkurve) doch sehr zu ähneln. Wird durch die zufällige Anfangsverteilung bei Halali eine gewisse Varianz erzeugt, verfällt das Fischen doch schon arg bald in eine gewisse Routine.

Peer Sylvester
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