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Pecunia non olet

Verlag: Goldsieber Spiele
Autoren: Knut Happel, Christian Fiore
Spieleranzahl: 2-6
Alter: ab 8 Jahre
Spieldauer: ca. 45 Minuten

Bei einem Titel wie Pecunia Non Olet (Geld stinkt nicht) und einem entsprechenden Thema (Latrinen als Gewerbe betreiben) kann man es sich als Rezensent einfach machen und schöne Sätze bauen wie „Dieses Spiel stinkt nicht“ oder „Das Spiel ist wie das Thema: Sch…“.

Aber ganz so einfach machen wir es uns hier nun auch wieder nicht. Dazu bietet dieses Spiel viel zu viele Vorlagen zum Abschweifen: Man könnte z.B. die historische Situation beschreiben (Wir erinnern uns: Der römische Senat will Geld für die öffentlichen Klohäuser eintreiben, um die Staatskasse zu füllen) oder die sehr wechselhafte Veröffentlichungspolitik des Verlags (Mal nur Kinderspiele, dann plötzlich dieses hier und Kreta, 2006 dann rein abstrakte Spiele…). Und warum könnte man dies alles tun, wo der Leser doch über das Spiel lesen möchte?
Weil das Spiel selbst sehr schnell erklärt ist.

Pecunia… ist zudem auch genau wie man es sich vorstellt: Ein Nimm-Das!-Kartenspiel, wie Guilotine, Family Business, Tafelrunde… Mit diesem Spielprinzip kann ja bekanntlich jedes Thema irgendwie umgesetzt werden. Nun muß ich aber zugeben, daß dies bei Pecunia Non Olet besonders liebevoll geschehen ist:

Jeder Spieler hat quasi eine eigene Latrine und vor jeder Latrine eine eigene kleine Warteschlange mit potentiellen Kunden. Die unterscheiden sich in erster Linie in Geld und …äh… Darminhalt. Und in zweiter Linie in Geschlecht und Status (frei oder Sklave). Geld sind Siegpunkte, der Darminhalt bestimmt die Aufenthaltsdauer (sehr passend mit kleinen Donnerbälkchen umgesetzt, die jede Runde plaziert werden). Die anderen Daten bestimmen, wer mit wem wo in die Latrine darf. Logo: Möglichst viele Reiche mit möglichst kurzer Sitzdauer in die Latrine locken, ist das Ziel.
Und logo: Das Spielprinzip beschränkt sich in erster Linie, die Warteschlangen der Gegner zu deren Ungunsten zu manipulieren und die eigene mit den Besten der Besten zu füllen. Das alles läuft – wie gesagt – mit dem beliebten Aktionskartenprinzip.

Und somit ist eigentlich auch schon alles über das Spiel gesagt: Wer Aktionskartenspiele ob der Unplanbarkeit oder der Gemeinheit der Mitspieler nicht leiden kann, wird auch durch Pecunia non Olet nicht bekehrt werden können und tut sich mit dem Kauf wahrlich keinen Gefallen.
Wer aber gerne in lockerer Runde dem Gegner Saures gibt, ja der mag diesem Spiel durchaus etwas abgewinnen können. Das Thema ist jedenfalls schräg genug, die Umsetzung liebevoll mit vielen netten kleinen Gags (Frauen gehen natürlich nur gemeinsam aufs Klo!) und der Mechanismus mit den verschiedenen Warteschlangen auch noch einigermaßen originell. Daß dieses Spiel in einer Schachtel erscheinen mußte, in der man locker noch Guillotine, Tafelrunde UND Family Business unterbringen kann, muß der Käufer allerdings hinnehmen.

Peer Sylvester
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