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Mathe Würfel (Lernspiel)

Verlag: ThinkFun/Goliath Toys
Autor: Sam Ritchie
Spieleranzahl: beliebig
Alter: ab 8 Jahre
Spieldauer: 5 Minuten

Obwohl ich Mathematik studiert habe und als Mathematiklehrer meine Brötchen verdiene würde ich normalerweise kein „Rechenspiel“ anfassen. Kopfrechnen ist ja doch eher eine anstrengende und keine spielerische Tätigkeit. Und trotz anderslautender Pressemitteilung sind die Mathe Würfel auch wenig spielerisch. Ich will sie hier aber auch gar nicht als Spiel bewerten, sondern als Hilfe für den Mathematikunterricht oder zum Rechentraining – ich sehe die Mathewürfel so eher als Lernmaterial, denn als Spiel.

Wie im Bild erkennbar, passt das gesamte Material (ein paar Würfel) in einen kleinen Beutel. Kein Kunststück, es sind ja nur 2 Zwölfseiter und drei Sechsseiter. Das Spiel besteht darin, dass man die Würfel wirft und dann mit den Sechsseitern einen Term zu bilden, dessen Ergebnis das Produkt der Zwölfseiter ist. Dabei sind alle Rechenoperationen erlaubt, aber jeder Würfel darf nur einmal verwendet werden und sie dürfen nicht als Ziffern dienen. Sind die Würfel z.B. 1, 3, und 5 und die Zielzahl ist 14 könnte man z.B. 3×5-1 rechnen. Ziel ist es die Zielzahl zu erreichen oder zumindest dicht heranzukommen. Trickreich ist das Verwenden von Klammern oder Potenzen.

Die Idee ist natürlich nicht ganz neu. In vielen Rätselbüchern findet man ganz ähnliche Aufgaben, wobei oft (anders als hier) die Ziffern auch zu Zahlen zusammengesetzt werden können. Da es hier aber insgesamt weniger Möglichkeiten gibt, können nicht alle Zahlen erreicht werden und so ist „Wer kommt als erster am dichtesten heran?“ tatsächlich eine Multiplayer-Denksportaufgabe.

Als Lehrer habe ich die Würfel im Unterricht getestet und kann schon einmal sagen, dass Mathemuffel damit nicht zu Zahlenjongleuren werden, wie in der Pressemitteilung behauptet. Das habe ich aber ehrlich gesagt auch nicht erwartet. Tatsächlich muss die Klasse schon einigermaßen Matheaffin und auch diszipliniert sein. Und selbst da waren immer ein paar, die nicht richtig mitgespielt haben. Ich nutze die Mathe Würfel meistens als Einstieg oder am Ende einer Stunde und gerade im Bereich „Terme“ oder „Gleichungen“ passt das ganz gut und trainiert die Kinder noch einmal auf eine andere Art und Weise. Das klappt aber nur, wenn die Schüler mit Klammern umgehen können – sonst werden nur triviale Möglichkeiten gefunden und das Spiel verkommt zur reinen Kopfrechenaufgabe. Potenzen sind zudem auch sehr hilfreich, gerade weil man damit die höheren Zahlen erreichen kann. Von der Warte aus ist das Spiel völlig in Ordnung – zumal es gut in eine Tasche passt und nicht zu teuer ist.

Bewährt hat sich das geheime Würfeln und dann Lösungen reinrufen zu lassen, wobei jeder nur eine Lösung nennen darf. Wer zuerst die beste Lösung hat, gewinnt. Auch in Gruppen kann das Spiel gespielt werden, wenn man denn mehrere Sets hat. Dann nimmt es aber schon einen recht großen Raum ein, für eine so kleine Idee. Da sehe ich den Einsatz eher im Bereich der Gruppen-Nachhilfe, als Pausenmotivation zwischen zwei Einheiten oder als Belohnung für die Erledigung einer anderen Gruppenarbeit. Weitere Varianten finden sich übrigens (auf englisch) auf der Homepage von Think Fun.

Sind die Mathewürfel eine sinnvolle Ergänzung für den Mathematikunterricht? Das hängt davon ab, was man unter „Ergänzung“ versteht. Es trainiert Kopfrechnen und das Aufstellen von Termen, aber jegliche Progresson fehlt (die Aufgaben werden ja nicht automatisch schwieriger oder so). Damit ist es tatsächlich mehr eine abwechslungsreiche Lockerungsübung und als solche durchaus zu gebrauchen!

Peer Sylvester
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