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Indoor Curling

Verlag: Kosmos
Autor: keine Angabe
Spieleranzahl: 2 Teams
Alter: ab 7 Jahre
Spieldauer: 10-20 Minuten

Als passiver Fernsehzuschauer ist Curling eine meiner Lieblingssportarten –und das schreibe ich ohne Ironie. Als der Sport mit den Besen erstmalig bei den Olympischen Spielen auftauchte, wurde er von der Presse ein wenig belächelt. Was vielen entging: Kaum ein Sport ist dermaßen taktisch geprägt wie Curling. Im Prinzip ist es eine gesunde Mischung aus Geschicklichkeitsspiel und Strategie, die über den Sieger bestimmt. Mit Ausnahme von Schachboxen fällt mir kein anderer Sport mit einem derart hohen Anteil an Taktik ein. Immerhin muss man die Steine nicht nur ins Ziel bringen, sondern auch dafür sorgen, dass die dort bleiben. Schubst man den Stein einfach in die Mitte der Zielscheibe (wobei “einfach” ein Euphemismus ist), schubst ihn der Gegner mit dem nächsten Stein wieder raus. Zumindest auf dem Niveau, der bei Olympia vorherrscht – unsereins dürfte froh sein, wenn es ihm gelingt einen Stein 30m weit  so zu schubsen, dass er dort anhält, wo man es will.

Womit wir bei der Indoor Variante wären.

Die Bahn ist natürlich bedeutend kürzer und aus Plastik. Die Steine sind etwa so groß wie große Glasmurmeln, sind aber dank einer Stahlkugel im inneren so schwer, dass das Rutschverhalten sehr realistisch umgesetzt ist. Ich muss zugeben, dass ich mir Indoor-Curling eher als Gag besorgt habe, aber ich bin überrascht wie gut es funktioniert. Alles, was den Sport auf der großen Bahn ausmacht, findet sich auch hier wieder (mit Ausnahme der Besen): Ein Anfänger ist froh, wenn seine Steine überhaupt ins Ziel finden, doch bereits nach einer Übungspartie wird es taktischer und man platziert Wächtersteine, die eigene Steine schützen, stößt gegnerische  Steine aus dem “Haus” (dem Ziel) oder schubst eigene hinein. Oder beides. Je besser die Kontrahenten wurden, desto interessanter ist das Geplänkel und desto gewiefter die Spielzüge. Die Spieler werden also nicht einfach nur geschickter, das Spiel selbst verbessert sich auch. Darin ähnelt es vielleicht Snooker, das ja auch immer weiter gewinnt, desto mehr Optionen man sich selbst durch gutes Training verschafft. Umgekehrt macht Indoor-Curling auch schon als Zielschießen Spass (anders als z.B. Polarity, wo man erst ins Trainingslager muss, damit man einigermaßen sinngebend spielen kann).
Gewertet wird wie beim Boule, d.h. es wertet nur derjenige, dessen bester Stein weiter in der Mitte ist und er bekommt so viele Punkte, wie er Steine besser platziert hat, als der Gegner. Dadurch sind Partien knapp, aber auch große Aufholjagden sind möglich.

Das Material ist – wie erwähnt – perfekt für die Umsetzung, sogar zwei Schwämme sind dabei, um die Bahn Staub- und haarfrei zu halten. Das Tüpfelchen auf dem i ist die ungemein kompakte Verpackung, die in etwa die Größe einer Rolle Alufolie hat.
Indoor-Curling hat für mich Coolball und Carrom erst einmal bis auf weiteres als Geschicklichkeitsspiel der Wahl abgelöst.

Peer Sylvester
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