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Golden Horn

Verlag: Piatnik
Autor: Leo Colovini
Spieleranzahl: 2-4
Alter: ab 8 Jahre
Spieldauer: 20-40 Minuten

„Capitano, Capitano!“

„Si, Signore?“

„Wir müssen schnell auslaufen! Hier sind vier rote Würfel, die müssen unbedingt ganz schnell nach Konstantinopel!“

„Ah, da kann ich leider nicht helfen. Wir haben rote Segel, da können wir keine roten Würfel einladen. Das ist halt so.“

„Oh dann frage ich den anderen Kapitän!“

—–

„Anderer Capitano! Bitte bringe die roten Würfel nach Konstantinopel!“

„OK, mache ich!“

—-

In Konstantinopel:“Ah Capitano! Danke für die roten Würfel! Wir haben sie sofort in unser Lagerhaus gebracht. Nun haben wir hier andere rote Würfel, die müssen zurück nach Venedig!“

„Äh, ich hatte doch rote Würfel hergebracht?“

„Ja und? Das ist halt so. Die kommen dann sowieso in das gemeinsame Warenhaus. Nur können wir es da nicht sofort reintun, die Würfel müssen erst eine gewisse Segelerfahrung mitbringen, bevor sie in unserem Warenhaus nach Farbe geordnet werden. “

—-

In Venedig:

„Hier sind die roten Würfel! Leider fehlt einer, die Piraten haben zugeschlagen! Wir waren auf offenem Meer, kein Schiff weit und breit, als plötzlich ein Würfel aus unserem Schiff verschwand. Hätten unsere Segel andere Farben gehabt, wäre das nicht passiert!“

„Schnell! Wir müssen irgendwas aufladen! Die Gelegenheit zum Auslaufen ist günstig!“

„Wieso?“

„Die Schiffahrtstrasse ist voll, totaler Stau! Und bei Stau kommen wir schneller voran. Außerdem ist der Hafen von Modone belegt, das heißt wir müssen da nicht einlaufen.“

„Wieso lauft ihr da überhaupt ein? Da kann man doch keine Waren handeln. Bei neuerlicher Überlegung – Wieso gibt es da überhaupt einen Hafen?“

„Das ist halt so. Wir sind per Gesetz gezwungen, dort einzulaufen, wenn es geht. Wir können dann ja sofort wieder auslaufen. Aber das Ein- und Auslaufen generiert Traffic und das ist ja gut für die Werbeeinnahmen oder so.“

—–

OK, ich hör ja schon auf! Golden Horn will sicherlich keine Simulation sein. Was es allerdings sein will, konnte ich bislang nicht herausfinden. Ich tippe auf: Eine irgendwie geartete Weiterverarbeitung von Cartagena. Denn man läuft von links nach rechts (und auch von rechts nach links!) und bringt Klötze mit und bei besetzten Feldern darf man weitersetzen und bei Feldern, dessen Farbe einer der Segelfarben entsprechen auch. Und man kann Farbkarten setzen um noch weiterzusetzen. Und das wars eigentlich schon. Am Ende will man viele Klötze und vor allem viele Sets transportiert haben. Ist das originell? Nein. Macht es Spaß? Es tut nicht weh. Hast du die Frage beantwortet? Nein. Ist Golden Horn ein Spiel? Gerade mal eben so.

Sicher, man kann gucken, dass man niemanden bevorteilt, man kann auf den richtigen Moment warten, man muss überlegen, ob man jetzt die Karte nutzt oder wartet. Aber vor allem muss man sein Schiff vorsetzen. Und hoffen, dass die anderen gerade die Felder frei lassen, die zu den Handkarten passen. Und hoffen, dass man die Handkarten bekommt, von der man nicht die Segelfarben hat. Jeder hat nämlich ein schnelles Schiff mit drei Farben und wenn man bei Beginn genau die drei Farben zieht, die einen sowieso über das Brett transportieren, hat man einen enormen Vorteil – dann kommt man schneller an und wenn man ankommt bekommt man neue Karten. Ungekehrt heißt das: Wer langsam ist, verbraucht viele Karten und bekommt keine neuen. Wenigstens ist das Spiel in seiner Unfairness konsequent.

Naht das Spielende, gibt man auch gerne einmal zwei Karten aus, um jemanden einen Würfel zu klauen (um Sets zu vervollständigen). Da die Würfel geheim sind (zu zweit ist das allerdings nicht so richtig geheim, denn man sieht ja, was man selbst hat und welche Würfel es gibt), kann man nicht gezielt vom Führenden klauen, sondern stiehlt das was man braucht, dort wo es eben geht. Dieser Kollateralschaden kann dem Opfer schon mal einen Platz kosten. Wenigstens ist das Spiel in seiner Unfairness konsequent.

Das ist also die neue Nachhaltigkeit von Piatnik: Spieldesign, das wirkt, als wäre es eine liegen gebliebende Cartagena-Variante mit schön aussehendem Material, das jedoch unglaublich unpraktisch ist (Die Segelfarben sind nur von der Seite zu erkennen, was der Übersicht nicht gut tut), bei dem keine Stimmung aufkommt. Ich nehme an, dass Spiel ist nächstes Jahr schon wieder vergessen. Ich jedenfalls, hoffe ich vergesse meine Partien mit dem Spiel möglichst schnell.

Peer Sylvester
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