spielbar.com

Dice Forge

Verlag: Libellud/Asmodee
Autor: Regis Bonnessee
Spieleranzahl: 2-4
Alter: ab 10 Jahre
Spieldauer: 40 Minuten

Es ist XZibit! Mit seiner neuen Show „Pimp my Dice!“ aka „Dice Forge“

Aber im Ernst:

Vor ca. 5 Jahren kam Seasons heraus, ein Spiel mit tollen Würfeln von Regis Bonnesse, erschienen bei Libellud, vertrieben bei Asmodee.

Dice Forge ist ein Spiel mit tollen Würfeln von Regis Bonnesse, erschienen bei Libellud, vertrieben bei Asmodee.

Auf den ersten Blick bietet sich also schon irgendwie ein Vergleich an: Bei Seasons ging es vordergründig um Zauberer (glaube ich), die irgendwas zu erreichen versuchten (glaube ich), aber das war egal, denn das Spiel ist rein mechanisch – man brauchte die Würfel um Ressourcen zu bekommen, um damit Karten und Siegpunkte zu generieren oder den Gegnern wegzunehmen.

Bei Dice Forge geht es vordergründig um Helden, die Halbgötter werden wollen und deswegen bestimmte Dinge erreichen wollen. Aber das ist egal, denn das Spiel rein mechanisch – man brauchte die Würfel um Ressourcen zu bekommen, um damit Karten und Siegpunkte zu generieren.

Allerdings enden hier tatsächlich die Parallelen. Bei Seasons ging es vor allem um das Aufbauen von starken Kombos, also Kartenkombinationen die besonders viel Wumms haben. Das war interessant, wenn man sowas mag, aber sorgte auch für viel Downtime. Diese Kombos gibt es jetzt bei Dice Forge nicht. Der Vorteil: Deutlich weniger Downtime! Der Nachteil: Keine Kombos!

Stattdessen gibt es die Namensgebende Innovation: Das Austauschen von einzelnen Würfelseiten, hier Das Schmieden (oder „Forgen“) von Würfeln genannt. Man beginnt mit einem Würfel, der in erster Linie Gold produziert und die für die Karten benötigten Rohstoffe nur auf einer Seite zeigen. Aber das Gold sammelt sich halt so an und schon bald darf man einzelne Seiten austauschen und potentiell wichtigere Sachen und/oder mehr Gold erwürfeln. Damit sich so eine Seite auch auf Dauer auszahlt muss viel gewürfelt werden. Und – bei Gott! – das wird es auch. Egal wer dran ist: Bei jedem neuen Zug würfeln immer alle mit ihren zwei Würfeln und bekommen das erwürfelte. Das ist eine Menge Gewürfel! Fürwahr! Aber tatsächlich stört es mich weniger, als ich zugeben mag, erkenne ich doch den Sinn des Herumgewürfels, nämlich eben dass sich die gepimpten Würfel schneller auszuahlen.


Durch dieses Optimieren der Würfelseiten fühlt sich Dice Forge tatsächlich eher wie ein Deckbauspiel an: Man verbessert die Chance auf bestimmte Karten/Würfelergebnisse mit denen bessere Karten/Würfelergebnisse hinzukommen. Man muss den rechtzeitigen Umschwung von „Rohstoffe/Aktionen“ auf Siegpunkte schaffen. Das Thema ist bei Dice Forge ebenso wenig präsent, wie bei Dominion – der Fokus liegt auf den Mechaniken. Und Dice Forge spielt sich genauso flott runter, wie Dominion. Statt gemischt, wird eben gewürfelt. Tatsächlich empfinde ich die Übertragung vom Deckbau in ein Würfelspiel hier als für deutlich gelungener als zum Beispiel bei Quorridors, bei dem mir die neuen Würfel zu langsam ins „Deck“ kommen und dann ja auch noch vernünftig würfeln müssen. Hier machen sich die Auswirkungen neuer Seiten viel schneller und deutlicher bemerkbar als bei den Quorridor-Spielen.

Nun mag ich persönlich Deckbau am liebsten, wenn er kein Selbstzweck ist, wenn es also nicht nur darum geht, wie bei Dominion den Kartendurchlauf zu optimieren, sondern es ein übergeordnetes Ziel gibt – so wie beim genialen Trains.

Und hier verliert mich Dice Forge ein bisschen: So originell der Zentralmechanismus auch ist, so uninspiriert sind die Dinge, die man nach dem Würfeln mit den Rohstoffen macht: Mit vielleicht einer Ausnahme, machen die Karten genau das, was man vermutet, wenn man das Spielprinzip erklärt bekommt: Man bekommt ein paar Rohstoffe sofort oder einen pro Runde. Man würfelt einen Würfel viermal oder beide Würfel zweimal. Oder alle würfeln ihre Würfel und man sucht sich ein paar Rohstoffe aus. Oder eine Kombination aus dem vorhergehenden. Oder die Karten bringen nur Siegpunkte und keinen Effekt. Gerade eine einzige Karte lässt die Gegner würfeln und das Gewürfelte verlieren – alles andere sind nur Variationen von „Würfeln und/oder Rohstoffe bekommen“. Der „Design space“ von Dice Forge gibt vielleicht auch einfach nicht mehr her, da es ja nur um zwei Rohstoffe, Gold (für Würfelseiten) und Siegpunkte geht und man nichts konstruktives abseits des reinen Sammelns macht.


Das macht sich auch im Langspielreiz bemerkbar. Fand dich Dice Forge am Anfang noch durchaus interessant, bin ich nach ein paar Partien jetzt bereits etwas gelangweilt. Ich habe alles gesehen – zwar gibt es ein paar „Fortgeschrittenen Karten“, aber die bieten nichts großes neues (im Wesentlichen eine Wahlmöglichkeit bei bestimmten Würfelergebnissen). Die Taktiken ähneln sich doch sehr, unterscheiden sich nur in Details. Sicher, ich habe meine Siegpunktzahl von ca. 120 auf 155 steigern können – habe aber dabei nur den Weg etwas optimiert und vielleicht besser gewürfelt. Ich habe prinzipiell nichts anderes gemacht. Dice Forge bietet zu wenig Alternativstrategien. So gäbe es die theoretische Möglichkeit sich ganz auf den Würfel zu konzentrieren und Karten zu ignorieren  – aber gewinnen wird man nur mit „Siegpunktergebnissen“ nicht. Mal abgesehen davon, dass es ziemlich langweilig wäre, nur zu würfeln und nie was kaufen zu können.

Rätselwurf für die Beeple Blogralley
„Wenn ich das noch so 30 mal würfel, komme ich die Gewinnzone.“ (Rätselwurf für die Beeple Blogralley)
Dice Forge mag sich schön flott runterspielen – aber bis Erweiterungen erscheinen, die  den Spielablauf etwas variabler gestalten, spiele ich lieber interessanteres herunter.

Peer Sylvester
Letzte Artikel von Peer Sylvester (Alle anzeigen)

2 Kommentare