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China

Verlag: Abacusspiele
Autor: Michael Schacht
Spieleranzahl: 3-5
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 45 Minuten

Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie es damals auf der Spiel`99 war. Wir hatten uns mit Michael Schacht bei Goldsieber zum Prototypen-Spielen verabredet und waren gespannt, was er denn in diesem Jahr mit im Gepäck hatte. Das war damals noch am Stand von Goldsieber und das Spiel sollte Kardinal und König heißen. Nun, zunächst waren wir angetan von der kurzen und prägnanten Spielerklärung. Also direkt los in die erste Runde. Was soll ich sagen? Wir waren von dieser vor uns liegenden Spieleperle sehr angetan. Daß wir mit dieser Meinung nicht völlig alleine standen, beweist die Nominierung zum Spiel des Jahres 2000.

Was das mit China von Abacusspiele-Verlag zu tun hat? Nun, China ist eine Neuüberarbeitung von Kardinal und König und damit bei einem neuen Verlag angekommen. Produktmanager damals wie heute ist Joe Nikisch, was vielleicht auch den Werdegang des Spiels erklärt.

Für diejenigen, die Kardinal und König bereits kennen, sei kurz gesagt, daß es im Spiel Änderungen beim Einstieg ins Spiel und der Wertung sowie einige neue Elemente (die Befestigungen und ein zweiseitiger Spielplan) gegeben hat.
Für alle anderen hier ein kurzer Abriß des Spielgeschehens:

Der Spielplan zeigt die Landkarte Chinas auf der die einzelnen Provinzen farbig voneinander abgegrenzt sind. In diesen Regionen gilt es, mit seinen Spielsteinen gut vertreten zu sein, denn dafür gibt es bei Spielende Punkte. Häuser können auf abgebildete Hausfelder (die an Straßen liegen) und Abgesandte auf Drachenfelder (je Provinz eines) eingesetzt werden. Dieses Einsetzen geschieht mittels der Handkarten. Davon hat jeder Spieler drei Stück auf der Hand, welche die Farben der Provinzen abbilden. Jede Farbe ist (bis auf eine) in zwei Provinzen zu finden, d.h. mit einer Karte kann ich mich zwischen zwei Provinzen entscheiden. Wenn ein Spieler an der Reihe ist, kann er bis zu drei Karten ausspielen, dabei gilt die 3-2-1-Regel: Ein Spieler kann mit bis zu 3 Karten maximal 2 Spielsteine in 1 Provinz setzen. Anschließend kann die eigene Kartenhand wieder aus der offenen Auslage oder vom verdeckten Nachziehstapel auf drei Karten aufgefüllt werden.

Dabei gelten einige Limitierungen: So darf pro Karte nur ein Spielstein gesetzt werden, maximal mit zwei Karten die genannten zwei Steine; in eine Provinz, in der noch kein Spielstein liegt, jedoch nur ein Spielstein. Zwei Karten der gleichen Farbe können jedoch auch als Joker eingesetzt werden, daher drei Karten. Abgesandte können erst eingesetzt werden, wenn auch mind. ein Haus in einer Provinz steht. Dabei gilt, daß auf einem Drachenfeld für Abgesandte maximal so viele Spielsteine stehen dürfen, wie der Mehrheitseigner Häuser in dieser Provinz besitzt, d.h. stehen in einer Provinz z.B. drei rote und zwei gelbe Häuser, dürfen dort maximal drei Abgesandte beliebiger Farben stehen.

Wenn der Nachziehstapel zum zweiten Mal aufgebraucht ist, wird die Runde noch zu Ende gespielt, und dann endet das Spiel und es kommt zur abschließenden Wertung, die sich in drei Einzelwertungen gliedert:
Bei der Häuserwertung erhält der Spieler mit den meisten Häusern in einer Provinz einen Punkt für jedes Haus, egal welcher Farbe. Der Spieler mit den zweitmeisten Häusern in einer Provinz erhält für jedes Haus des Mehrheitseigners einen Punkt usw.
Bei der Bündniswertung werden die 15 möglichen Bündnisse gewertet. Diese werden durch Markierungen auf dem Spielplan angezeigt. Der Spieler mit der Mehrheit der Abgesandten in beiden Bündnisprovinzen erhält für jeden Abgesandten, egal welcher Farbe, einen Punkt. Haben zwei unterschiedliche Spieler die Mehrheit, entfällt die Punktvergabe bei diesem Bündnis.
Letztlich bleibt noch die Straßenwertung. Wer eine ununterbrochene Reihe von vier oder mehr Häusern entlang der Straßen auf dem Spielplan besitzt, erhält für jedes Haus einen weiteren Punkt.

Zu den Neuerungen gegenüber Kardinal und König: Zunächst fällt der beidseitige Spielplan auf. Je nach Anzahl der Spieler findet sich hier ein unterschiedlicher Aufbau, so daß das Spiel mit jeder Spielerzahl hervorragend funktioniert. Daneben ist die Zwischenwertung nach dem erstmaligen Durchspielen des Stapels entfallen, was das Spiel deutlich flüssiger spielbar macht. Wesentliche Neuerung sind jedoch die Befestigungen, welche, wie die anderen Spielsteine, mittels Karte in eine Provinz (freies Hausfeld) gespielt werden können. Der Besitzer verdoppelt mit einer Befestigung seine Punkte für die Häuserwertung und die Straßenwertung.

Nun, es sollte schon herauszulesen gewesen sein, daß ich ein großer Fan von Kardinal und König bin. So verwundert es nicht, daß ich China ebenfalls eine hervorragende Bewertung gebe. Die Neuerungen im Spiel und im Spielablauf bringen tatsächlich noch eine Verbesserung. Das Spiel mit den Befestigungen ist dennoch Geschmackssache. Sie können starken Einfluß haben, daher haben wir sie mittlerweile auch häufig wieder weggelassen. Die Vereinfachung der Wertungen trägt deutlich zur Spielreizsteigerung bei und so blieben in vielen Runden zufriedene Spieler zurück. Ja, wenn Sie China auf den Tisch bringen wollen, bin ich jederzeit dabei!

Die vorbildliche Regel (deutsch, englisch, französisch und italienisch) tut ihr übriges dazu, was durch das sehr schöne Material noch weiter unterstützt wird. Im Vergleich zum Vorgänger ist beispielsweise der Spielplan optisch (insbesondere bei den Straßen) noch verbessert worden. Die im Vergleich größere Kartenauslage von heute 4 Karten (früher 2 Karten) hilft den Glücksfaktor zu senken, was dem Spiel nochmals gut tut. Die Altersangabe auf der Schachtel empfanden wir jedoch als zu hoch gegriffen, auch zehnjährige konnten schon gut mithalten.

Weitere Infos und einige Downloads zum Spiel finden sich übrigens im Internet unter http://www.spiele-aus-timbuktu.de.

Jürgen Karla

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