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Day&Night

Verlag: Piatnik
Autor: Andrea Mezzotero
Spielerzahl: 3-5 Spielende
Alter: ab 8 Jahren
Spieldauer: 20 Minuten

Sogenannte „Hooks“ sind wichtig: Wichtig für Spiele, da sie Interesse erzeugen und den Spielenden helfen, ins Spiel zu kommen, aber auch für die Verlage, denn Hooks können dafür sorgen, dass ein Spiel dank seines bemerkenswerten Hooks aus der Masse an Neuerscheinungen heraus wahrgenommen wird. Auch für Rezensionen sind Hooks wichtig, denn auch hier dienen sie als Türöffner, der Interesse an der Kritik erzeugt. Gerade jetzt zum Beispiel baue ich eine Rezension zum Kartenspiel Day&Night um einige Grundgedanken zum Thema „Hook“ auf. Auch das ist ein Hook. Und neben dem Hook, war es auch ein Strohhalm, denn ich habe wirklich lange verzweifelt nach irgendetwas gesucht, dass ich über das Spiel sagen kann, was über „Ja, es ist ein funktionierendes Kartenspiel“ hinausgeht.

Day&Night hat also keinen echten Hook, aber es hat eine (insbesondere für Piatnik-Verhältnisse) wirklich schöne Graphik und eine nette thematische Einbindung (falls man das so nennen kann) in den Tag/Nacht-Zyklus (eine Erfindung der alten Griechen übrigens – davor gab es nur nacht) . Auch die Spielregel bietet keinen echten Grund das Spiel nicht anzufassen und so ist es sehr leicht, eine Partie zu beginnen. Im Spiel selbst macht sich der fehlende Hook dann aber bemerkbar:

Wir spielen gleichzeitig eine Karte aus, decken die auf, spielen eine weitere Karte auf und werten den „Stich“: Abhängig davon, ob gerade Tag oder Nacht ist, wird die stärkste oder die schwächste Farbe unter den ausliegenden Karten bestimmt und wer von dieser Farbe die stärkste (Tag) bzw. schwächste (Nacht) Kartensumme ausgespielt hat, bekommt eine Karte als Gewinn, die zweitbeste Person bekommt ebenfalls eine Karte usw – alle die etwas passendes ausgespielt haben (was oft nur ein oder zwei Personen sind) bekommen etwas, nur potentiell eben Karten, die weniger Siegpunkte bei Spielende wert sind. Dann gibt es die nächste Runde, bis der Stapel leer ist.

Was ist der Hook? Das gleichzeitige Legen der Karten sicherlich nicht, das ist ein mittlerweile sehr etablierter Mechanismus. Die zwei Legerunden dienen nur dazu, irgendwo eine Einschätzung zu haben, wohin die Reise gehen könnte, sorgen aber nicht für ein neues Spielgefühl.

Ist es die verzwickte Wertung? Sie könnte einen Hook darstellen: Aufgrund der Unsicherheit, ob denn nun Tag oder Nacht herrscht (ein Wechsel wird durch bestimmte Karten ausgelöst, die entsprechende Symbole zeigen), möchte man möglichst flexibel mit der eigenen Karte agieren und möglichst alle Eventualitäten abdecken. Wer nicht sicher ist, etwas zu bekommen, wird auch keine Punkteträchtigen Karten aufdecken, auf dass die anderen davon nicht profitieren mögen. Allerdings zeigen so viele Karten das Wechselsymbol, dass die Unsicherheit eben auch so groß ist, dass es niemals klar ist, ob nach der zweiten Karten Tag oder Nacht herrscht. Gezieltes Spielen auf höchste oder niedrige Farbe ist nicht möglich, ebenso wenig wie gezieltes Wechseln der Wertung. Mit dem Wegfall beider Möglichkeiten gezielt auf irgendetwas zu spielen, ist aber nun gerade gezieltes Spiel möglich und dadurch fehlt hier eine persönliche Bindung zum Spiel. Weder fiebert man mit, noch kann man clevere Tricks versuchen. Es werden Karten gespielt, es wird geguckt was denn jetzt wertet, es wird Beute verteilt, es kommt die nächste Runde, die genauso abläuft.

Vielleicht will ja aber gerade das der Hook sein? Ein unbelastetes, einfaches Spiel? Skip-Bo z.B. hat vorgemacht, dass das durchaus geht. Aber das Bestimmen der Farbe geht manchmal gar nicht so schnell von der Hand – das liegt zum Teil daran, dass zwei der Farben etwas zu ähnlich geworden sind (hellgelb und dunkelgelb – die Ähnlichkeit sieht man am Namen) – manchmal aber auch daran, dass gerade bei mehreren Personen nicht immer alle Karten im Blickfeld liegen. Auch das ist also nicht ganz gelungen. Ich glaube allerdings auch nicht, dass „man merkt nicht, dass man spielt“ eine Qualität an sich darstellt. Und als Zockspiel wird hier zu wenig riskiert: Bestenfalls, ob man eine Punktekarte bekommt oder nicht, wobei mit fast jeder Karte fast immer beide Möglichkeiten theoretisch möglich sind – Was ist da der „Zock“? Ich riskiere nicht, dass A passiert, wenn ich auf B spiele, ich versuche fats immer auf A und B gleichzeitig zu spielen und mal klappts. mal nicht. Also fällt auch das Vabanquespiel als Hook aus.

Mit anderes Worten: Es fehlt der Hook dieses Spieles. Und damit muss man leider sagen: Day&Night funktioniert einwandfrei – mehr aber auch nicht.

 

 

Peer Sylvester
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