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Nächste Woche ist Georgios dran und die Nominerungen zum Spiel des Jahres werden bekannt gegeben. Diese beiden Ereignisse sind vermutlich nicht zusammenhängend. Das bedeutet aber, dass ich schnell noch meinen obligatorischen Tipp in die Menge husten muss! (Ich weiß, dass diese Rate-Postings gar nicht so furchtbar interessant sind, aber ein paar Traditionen erlaube ich mir nach wie vor. Genaugenommen zwei. Dafür habe ich aber auch kein Patreon).

Für den Hauptpreis sehe ich im Moment drei Kandidaten:

Der sicherste Tipp ist Azul. Nicht nur dass es durch die Bank gut ankommt, es hat auch den richtigen Schwierigkeitsgrad und die richtige Originalität und Spieldauer. Ganz eventuell erlaubt die Wertung (die beim ersten Erklären immer etwas für Verwirrung sorgt) ein Verschieben in den Kennerbereich, sollte das nötig sein – aber Azul ist alles in allem mein absoluter Favorit auf den Titel (Ich benutze „Favorit“ im buchmacherischen Sinne, also „Das Spiel von dem ich glaube dass es gewinnt“, nicht im „Spiel, von dem ich mir wünschte, es würde gewinnen“-Sinne. Wobei sich das ja nicht ausschließt).

Auf englisch könnte ich jetzt Wortspielern: „The mind is on everybodys mind“. Rein von den Noten in der Spielbox und von der enormen Präsenz her dürfte The Mind auf eine Nominierung hoffen. Die Frage ist halt, ob sich die Jury das traut. The mind ist doch sehr gruppenabhängig (was auch so ziemlich jeder Spielbox-Rezensent extra angemerkt hat) und gerade wenn niemand weiß, was ihn erwartet kann das Spiel floppen:  „Hä? Was sollen wir machen? Wie soll das gehen? Pack ein, das ist doch albern!“. Außerdem weiß ich nicht, ob eine Familie das wirklich regelmäßig spielt – in gemischten Runden gibt es den Ehrgeiz, das mal zu schaffen, aber dann? Noch einmal in derselben Runden flaut der Wiederspielreiz m.E. ab. Ich denke aber doch, dass es nominiert wird, aber ich glaube nicht, dass es den Titel holt.

Fehlt ein dritter Titel und da greife ich mal auf die Expertise von anderen zurück und sage „Die Quacksalber von Quecklinburg„. Ich habe es selber nicht gespielt, aber nach dem was ich so lese, kommt es so ziemlich überall gut an und auch hier stimmen die Marker (Spieldauer, Komplexität, Originalität, Emotionen). Eine Nominierung ist nicht sicher, aber ich wäre nicht überrascht. Gegen eine Nominierung spricht aber wohl eine nicht ganz begeisterte Rezension von Tom Felber. Mal sehen, was der Rest der Jury sagt.

Als Austauschtitel für eine Fehleinschätzung würde ich Luxor von Queen in die Runde werfen – auch wieder basierend auf den Meinugen der anderen. Es scheint mir etwas herkömmlicher als die anderen zu sein, daher keine sichere Nominierung. Aber so etwas gibt es ja eh nicht…

Viel schwieriger ist es beim Kennerspielpreis. In dem Segment „Komplexer als ein reines Familienspiel aber noch kein Schwergewicht“ ist wenig erschienen, dass als „Must-Have“ galt – und natürlich ist das Segment bewusst schwammig abgegrenzt. Bin ich bei den Nominierungen einigermaßen sicher, dass ich zumindest nicht ganz falsch liege, schieße ich hier deutlich mehr ins Blaue:

Als guter Indikator dienen mir neben den anderen Beeple-Meinungen auch immer die Rezensionen für Millionen.

Da wäre als erstes einmal das Spiel, dem Bartsch sein „Genial“ verliehen hat: Pandemic Legacy Season 2. Das ist schon ein gewisses Pfund, was in die Wagschale geworfen wurde. Aber auch wenn Pandemic Legacy Season 2 sich m.E. ausreichend anders spielt, als die erste Staffel, dürfte eine Nominierung Kopfkratzen bei denjenigen auslösen, die den ersten Teil nicht kennen – Kann ein zweiter Teil Spiel des Jahres werden? Immerhin wurden letztes Jahres die gesamte Exit-Reihe gepreisträgert. Also lautet die Antwort „Ja“ – aber das heißt ja nicht, dass es auch so kommt. Als Kompromiss (und das ist jetzt nicht abwertend gemeint!) wäre Queensdale denkbar, dass hiesige Legacy-Spiel. Ich habe es noch nicht angefangen (Ich habe Pandemic Legacy noch nicht beendet), aber die Ersteindrücke sind wohl bislang sehr positiv.Also warum nicht? Natürlich könnten auch beide nominiert sein…  Allerdings bleibt die Frage ob die Jury das Spiel schon hat komplett durchspielen können.

Ein weiterer Kandidat ist vermutlich Heaven & Ale. Von den eher klassischen „komplexen Euros“ scheint mir dieses am besten anzukommen. Die thematische Ferne stört die Jury nicht. Heaven & Ale ist etwas weniger schwierig im Einstieg als der andere Publikumsliebling  in diesem Segment, Raja of the Ganges, daher dürfte das Bierbrauen die Nase vorne haben, während ich den Ganges eher auf der Empfehlungsliste sehe. Mich stört bei letzteren ja, dass die Optik nichts mit Indien zu tun hat (sorry!), aber das dürfte der Jury egal sein.

Mein dritter Tipp – und mehr als ein Tipp ist es nicht – ist Pioneers. Kein Spiel, dass im Mittelpunkt steht, aber von den „technischen Daten“ her dürfte es perfekt in den Kennerspielbereich passen. Hinzu kommen viele Fürsprecher bei Beeple und niemanden, der es wirklich ablehnt (anders als bei H&A, dass einigen zu trocken ist).

Natürlich fehlen in meiner Liste eine Menge Titel – das liegt in der Natur der Sache. Für eine Nominierung muss alles stimmen und bei vielen Kandidaten sehe ich das eine oder andere Problem – und sei es auch nur, dass das Spiel „nur“ gut ist. Eine lange Auflistung erspare ich mir mit Rücksicht auf den Leser. Dafür ein ganz besonderer Service diesmal: Wenn jemand in denn Kommentaren fragt: „Warum nicht X?“ Dann antworte ich darauf (irgendwann jedenfalls)

ciao

peer

Peer Sylvester
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