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You gotta fight for your right to party!

Ich mag den Begriff „Partyspiel“ nicht.

Halt, lasst mich das anders formulieren: Der Begriff „Partyspiel“ ist schön und gut, nur wird er nicht sehr trennscharf verwendet, ist in der jetzigen Verwendung daher zu allgemein und damit verwirrend.
Als „Partyspiel“ wird mittlerweile so ziemlich alle Spiele verwendet, in denen Taktik keine Rolle spielt (mit der Ausnahme von Quizs und Geschicklichkeitsspielen vielleicht).
Codenames z.B. soll ein Partyspiel sein. Wird Codenames auf Partys gespielt? Ich meine auf Partys, auf denen sonst keine Spiele gespielt werden? Wenn Codenames auf Agricola folgt, ist der Begriff „Party“ vielleicht weniger zutreffend.

Es gibt erschreckend wenig Spiele, die auf „echten“ Partys gespielt werden, also auf Partys, die auch ein Nicht-Spieler als solche bezeichnen würde: Es gibt Dinner-Party-Spiele (Murder Mysteries), Flaschendrehen, Charade  und dann wirds schon eng. Haggle, würde ich gelten lassen, ebenso Two Rooms and a Boom, vielleicht Privacy oder das eine oder andere dieser kleinen schwarzen Heidelbergerschachteln. Doch ganz ehrlich: Die meisten Partyspiele sind für Partys eher ungeeignet. Klammert man „Kindergeburtstagsspiele“ einmal aus (das ist eine ganz andere Subkategorie), dann müssen Partyspiele

  • Für viele Leute geeignet sein
  • sich problemlos in eine Party eingliedern lassen, also schnell auf- und abgebaut und möglichst selbsterklärend sein
  • „Stimmung“ erzeugen, bzw. Gespräche etc. anzetteln

Manche Partyspiele gehen soweit, dass sie in den Party selbst integriert sind – Mörderdinners z.B. sind die Party. Aber auch Two Rooms and a Boom oder mein Dinner der Geheimagenten (aus dem Buch Jam Dudel) sind Meta-spiele, die mehr pder minder zusätzlich zur Party mitlaufen. Der Vorteil: Auch Gäste, die kein Interesse an den Spielen haben, brauchen sich nicht ausgeschlossen zu fühlen. Wer spielen will, kann spielen, wer nicht, der nicht.

Wirkliche Partyspiele zu entwickeln ist aus den genannten Gründen schwierig, noch schwieriger dürfte aber sein, sie zu veröffentlichen – denn die Zielgruppe sind eher Nichtspieler und die kaufen per Definition selten Spiele. Und sie müssten erst überzeugt werden, dass ein Spiel die Partys verbessert. Selbst Mörder-Dinners sind irgendwo Nischenprodukte.

Die meisten Spiele, die unter „Partyspiel“ laufen – wie Codenames – scheitern an mindestens einem der drei oben genannten Punkte. Codenames etwa ist nicht selbsterklärend und es erzeugt auch nicht zwangsläufig „Stimmung“ – gerade bei Wenigspielern, habe ich es oft ertlebt, dass stundenlang überlegt wurde, wie man denn nun zwei Begriffe zusammenführen könnte und dann wurde doch „Hund-1“ gesagt. Das sorgt nicht für Partystimmung!

Nun ist es durchaus sinnvoll einen Begriff für Spiele wie Kaleidos, Codenames, Linq oder Krazy Wordz zu haben. Ich persönlich benutze als Genrebezeichnung schlicht „Kommunikations-Spiele“. Die unterscheide ich dann noch von „Social Deduktion“ (Werwolf-ähnliche Spiele), Quizspielen und „Psychospielen“, bei denen man andere Leute einschätzen muss (wie bei Skrupel, Therapy oder Wahre Walter). Wie bei allen Spielen sind diese Genres nicht immer 100%ig eindeutig – Gehört Fake Artist jetzt zu den Social Deduktion- Spielen oder zu Kommunikation? Das liegt in der Natur von Genres. Aber zumindest sind die Begriffe nicht so irreführend wie „Partyspiel“.

ciao

peer

Peer Sylvester
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7 Kommentare

  • Ich glaube, du hast da einen Denkfehler drin.
    Das englische Wort „Party“ heißt nicht nur „Feier“, sondern auch „Gruppe“.

  • Ja, ich rede aber nicht von „Party Games“ sondern von „Partyspielen“ und „Party“ heißt auf Deutsch „Party“ ;-)
    Abgesehen davon: „Gruppenspiele“ macht nicht viel sinn, denn das wären so ziemlich alle Spiele mit mehr als zwei Spielern „Partygames“. Und „Großgruppenspiele“ sind tatsächlich etwas anderes – das ist ein feststehender Begriff aus der Spielpädagogik und hat auch wenig mit Partyspielen zu tun – obwohl man Großgruppenspiele sicherlich auch auf Partys spielen kann…

    (Ehrlich gesagt weiß ich jetzt nicht, ob dein Beitrag ernst gemeint war)

  • So halb ernst. Aber wenn Du möchtest, können wir gemeinsam ein paar Korinthen kacken. :-)

    Den Begriff auf die erste Bedeutung festzunageln und dann zu sagen, „das passt nicht“, halte ich für wenig zielführend. Natürlich passt das nicht.
    Ich kenne kein einziges Spiel, das ich auf einer „Party“ spielen würde, bzw wäre das dann keine „Party“ mehr für mich, sondern ein „Spieleabend“.

    Aber „Party“ hat nunmal eine zweite Bedeutung. Gruppe.
    Und damit kommen wir weiter.
    Kurz, kommunikativ, einfache Regeln, viele Spieler, Unterhaltungswert.
    Funktionieren auch dann, wenn der gemeinsame Nenner etwas kleiner ausfällt.
    Party Games sind „Spiele für (fast beliebige) Gruppen“. Passt.

    zu Deinem Einwurf: „Party Games“ kann ich in so gut wie jeder Gruppe spielen.
    Das gilt aber nicht für jedes Brettspiel. Deshalb sind die nicht zwingend „Party Games“. Ganz einfach.

  • Interessanter Punkt. Ich würde entgegen halten, dass ich eine Menge Spieler kenne, die ich mit einem „Partyspiel“ wie Tabu in die kirgisischen Steppen jagen könnte. Wenn du meinst, dass man „Party games“ mit fast jeder Gruppe spielen kannst, dann meinst „mit fast jeder Gruppe, außer Leuten, die Partygames nicht mögen“ ;-)

    Aber insgesamt sind wir beide nicht wit weg – wir beide sind einer Meinung, dass Partyspiel missverständlich ist. Du interpretierst den Begriff um (und IIRC stand in irgendeiner tabu-Ausgabe durchaus „der Partyspaß!“), ich benutze einen neuen. Geschmackssache ;-)

  • So können wir das ungefähr stehen lassen.

    Ich habe keine Ahnung, ob das tatsächlich so ist, aber der Begriff „Partyspiel“ klingt für mich so, als wäre da – wie so oft – etwas eingedeutscht worden, was sich schlecht eindeutschen lässt. In diesem Fall, weil das Wort „Party“ im Englischen eben auf mehr und andere Anlässe zutrifft als im Deutschen.

    Ich würde aber nicht so weit gehen, den Begriff „Partyspiel“ deshalb abzulehnen, wie es Dein Artikel tut. Er hat sich halt etabliert, und auch wenn er irgendwie falsch klingt, wirklich schmerzen tut er nicht.

  • Ich sehe das ähnlich wie Peter. Der Begriff Partyspiel ist per se sicherlich falsch (mir fällt da eigentlich nur ERWISCHT! ein, dass ich mal auf einer Geburtstagsparty habe spielen kassen).

    Allerdings ist er als Genre-Bezeichnung etabliert – und dann ergibt es eben Sinn, ihn auch als solches zu benutzen. Wenn ich in meinem Umfeld von Partyspielen rede, dann sind eben Spiele wie STILLE POST EXTREM oder TABU gemeint – und jeder versteht es. Warum sollte ich nun einen künstlich geschaffenen Begriff verwenden, den dann wiederum keiner versteht?

    Wäre vielleicht mal eine Aufgabe für Tabu. Erkläre den Begriff „Partyspiel“. Was dürfte nicht benutzt werden?

  • “ Ich würde entgegen halten, dass ich eine Menge Spieler kenne, die ich mit einem „Partyspiel“ wie Tabu in die kirgisischen Steppen jagen könnte“

    Kirgisische Steppe!? – Sorry, nicht weit genug ;-)

    Zum Thema: Ich behaupte „Partyspiel“ ist in Deutschland eine umgangssprachliche Bezeichnung für diese Gruppe von spielen. Jeder weiß was Partyspiele sind, nur genau definieren kann es keiner. (Meine Meinung).