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Auf ein Glas Vine!

Nachdem die Fairplay ja für ein paar Reaktionen gesorgt haben, als sie sich beschwert haben, dass es Webseiten im Internet gibt, die anders arbeiten als sie, ist jetzt ein neues Editional erschienen, in dem so etwas wie Rückwärtsruderbewegungen zu erkennen sind. Das ist nichts schlechtes. Offensichtlich hat der Autor erkannt, dass anonym vorgetragene vage Beschuldigungen nicht gerade sinnvoll sind. Auch wenn es kein klares Dementi gibt, zwischen den Zeilen erkennt man, dass es wohl weniger um „Szeneseiten“ geht. Oder wie der Autor schreibt: „Was weiß denn ich, wer da aus welcher Motivation was zeigt oder schreibt. Vine-Rezensionen bei amazon oder Product Placement auf youtube fördern nicht gerade die Glaubwürdigkeit des Netzes“.

Mmh, mir liegt es auf der Zunge, was noch die Glaubwürdigkeit des Netzes nicht fördert… Irgendwas mit Journalismus und anonym vorgetragenen Beschuldigungen…Komme gerade nicht drauf.

Egal! Ich möchte mich hier gar nicht über die Fairplay aufregen -jedem steht seine Meinung zu – aber doch die Gelegenheit nutzen, mit ein paar Mythen aufzuräumen, die sich um Amazon Vine ranken. Wer viel bei Amazon unterwegs ist, dem wird auffallen, dass ich auch für Amazon im Rahmen des Vine-Programmes Produkte teste. Insofern bin ich nicht objektiv. Dafür weiß ich, wovon ich spreche. Gelandet bin ich dort, weil ich zuvor viel rezensiert habe. Insbesondere Bücher – ich schreibe für jedes Buch, was ich lese eine Rezi – auch für mich, um ein bisschen den Überblick zu behalten (und der geht bei so 50+ Büchern im Jahr doch mal verloren). Spiele bespreche ich bei Amazon nur in Ausnahmefällen – dafür habe ich ja die Spielbar.

Ich bekomme also Krams zugeschickt, den ich aus einer Liste auswählen kann und schreibe eine Rezension.  Mehr nicht. Kommt das jemanden vage bekannt vor? Oh und ich bin verpflichtet eine Rezension zu schreiben – das ist mehr, als so mancher Spielerezensent gewohnt ist. Was mir beim Vine-Programm gefällt, ist die Transparenz. Jeder sieht meiner Rezension an, dass ich das Produkt nicht gekauft habe. Das ist mehr als man vom Großteil der Spielerezensionen behaupten kann (und das schließt diese Seite mit ein). Mir müsste jedenfalls noch jemand erklären, warum es mich unglaublich beeinflusst, wenn ich einen Toaster umsonst bekomme, aber ganz unvoreingenommen an den Test herangehe, wenn mir der Verlag ein T.I.M.E Stories zuschickt. Der Preis ist jedenfalls derselbe. Und ja, ich habe noch nie irgendwelche Beeinflussungsemails von den Herstellern bekommen (zweimal nur ein Kommentar, dass es ihnen leittut, das mir das Produkt nicht gefallen hat, hier auf der Spielbar habe ich einmal eine Beschwerde erhalten). Von Amazon sowieso nicht, denen ist es egal, was ich in eine Rezension schreibe, so lange ich überhaupt eine schreibe. Ich habe auch nie eine Mahnung bekommen, wenn ich viele „Negativ-Clicks“ bekomme – Amazon weiß vermutlich schon, dass Vine-Rezis eher abgeklickt werden. Die Negativclicks bestimmen meines Wissens nur die Reihenfolge, in der die Rezis angekzeigt werden. Das nutzen in der Tat einige Viner auch aus, um Nichtssage-Rezis zu schreiben und viel Krams einzusammeln. Aber als jemand der fast seinen ganzen Onlinehandel (außer Brettspiele, die kaufe ich woanders) über Amazon bestreitet, kann ich sagen: Diese sind selten. Ist ja auch klar, man muss eben schon eine gewisse Anzahl an Rezensionen geschrieben haben, um eingeladen zu werden. Ein weiterer kleiner Vorteil ist, dass man durch Klick auf den Namen des Rezensenten alle vergangene Rezensionen lesen kann und sich so ansehen kann, wie der tickt. Wie gesagt, gerade Transparenz ist die große Stärke von Vine – auch die Vine-FAQ-Liste und die Vine-Foren sind öffentlich. Wer meint, er weiß nicht wer da aus welchen Gründen was schreibt, ist schlicht zu faul zum nachsehen.

Was ich als Argument gegen Vine gelten lassen kann, ist dass viele Rezensenten sich nicht auskennen. Wer über Vine ein Spiel rezensiert, muss nicht unbedingt viele Spiele kennen (kann aber durchaus sein). Ich kenne mich nicht überdurchschnittlich mit Toastern aus. Das Fachpublikum wird also tatsächlich nicht angesprochen. Aber das ist von Amazon ausdrücklich gewollt: Es sollen Laien die Produkte aus Laiensicht bewerten. Ob das immer sinnvoll ist, sei dahingestellt. Tatsächlich kann ich keine Alternativen anbieten, wenn ich keine kenne. Das ist ganz klar ein Nachteil. Aber das wird dann auch schnell aus der Rezension klar und gilt für alle anderen Userbewertungen im Netz. Ich sehe diese nicht als Konkurrenz zur Spielbar, zur Fairplay oder zur Metal Hammer, Gamestar, Black Gate oder Schöner Wohnen und ich kenne ehrlich gesagt auch niemanden, der das täte – die Zielgruppe ist eine andere. Die genannten Zeitschriften und Webseiten geben mir Kaufanregungen, Userbewertungen helfen mir ein konkretes Produkt auszusuchen, wenn ich etwas brauche, aber nicht genau weiß, was. Aber wie gesagt, das Argument mit dem journalistischen Anspruch kann ich nachvollziehen. Das Vine-User jetzt aber korrupter wären, als Spielerezensenten ist schlicht falsch. Und nebenbei: Auch unter den letztgenannten gibt es eine Menge Abgreifer

Es mag viele Probleme beim Thema „Rezensionen im  Netz“ geben – aber Leute, die sich kaufen lassen gehört nicht dazu. Der Anteil dieser Leute ist geradezu erschreckend gering.

Frohe Ostern

peer

Peer Sylvester
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2 Kommentare

  • Du hast wohl kein Fairplay-Abo, sonst hättest du ja auch die (humorige und ziemlich gelungene) Antwort auf den Leserbrief mit den 8 Fragen gelesen, darin wird das Ganze nämlich weiter thematisiert und von Seiten des Magazins aufgeklärt.

  • Nein, habe ich nicht. Schön, wenn die das weiter thematisieren! Ich habe aber den Artikel eher zum Anlass genommen, etwas über Vine zu schreiben – denn dort scheint es großen Aufklärungsbedarf zu geben, wenn man die immer wiederkehrenden „Argumente“ in diversen Foren als Grundlage nimmt. Hat aber natürlich nur am Rande mit Spielen zu tun, aber das wird kommendes Wochenende wieder besser.