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Brettspiele und Medien – Teil 2

Letzte Woche schrieb ich ein paar Gründe, warum über Brettspiele so wenig berichtet wird (im Verhältnis zur Bundesliga oder zur Lage in der Ukraine jedenfalls). Heute einmal einen anderen Aspekt
Schauen wir mal auf die Fernsehtipps hier auf Spielbox:
Bericht über Spiele im SWR.
Lokalzeit in Dortmund
Ja, ähm das wars schon und der zweite ist alt. Tatsächlich finden sich noch viele ältere Beiträge und auch ich wurde schon mindestens dreimal in der Spielwiese gefilmt. Was alle Beiträge vereint: Es sind eher lokale Sender.

Das ist auch das, was Nils Kruse letzte Woche schrieb: Im Lokalteil bzw. in der Lokalzeitung wird eher über Spiele berichtet. Und das kommt häufiger vor – meistens in Form eines Interview mit einem Spieleautoren. Warum eigentlich? Ein Hinweis ergibt sich aus dem Galileo-Bericht über Brettspiele oder auch über WDRs Beitrag über die Spielemesse vorletztes Jahr. Die meisten Menschen – und das schließt auch Journalisten und Redakteure mit ein – denken bei Spielen eben immer noch eher an MÄDN, Uno und Monopoly als an Agricola oder auch nur Carcassonne (Siedler mag gerade noch gehen). Das ist so ein bisschen ein selbsbezügliches System: Diejenigen, die das Bild ändern könnten (Medien) sehen nicht die notwendigkeit dafür, da sie nicht davon überzeugt sind, dass wäre möglich, da sie selber nicht „die Wahrheit“ kennen. Andererseits ist die „Wahrheit“ ja auch, dass die meisten Leute nur Uno, Monopoly und MÄDN kennen und spielen. Da bedarf es eher so etwas wie dem hier. (Womit wir wieder beim Thema von letzter Woche wären: Wieso sollte eine Zeitung so einen Artikel schreiben?)

Eine zweite Sache ist mir auch noch aufgefallen: Denn Spiele bilden langsam eine kleine Reputation als Bestandteil der „Nerdculture“ heraus. Dazu beigetragen hat sicherlich Big Bang Theory und die Folge, in der Wil Wheaton mit einem Trick das „Magic-ähnliche-Spiel-Turnier“ gewinnt. Aber auch andere Serien springen da auf. In Parks & Recreation wird ein Prototyp gebastelt, der alle Klischees an einen Spieleautoren enthält (Mein Liebling: „Wir würfeln mit 3 Würfeln, um zu sehen, mit wie vielen Würfeln, ich würfeln darf“). Das setzt ein bisschen den Trend der Autorenporträts fort: Spieleautoren sind schon was sehr spezielles. Spiele erfinden ist doch irgendwie exotisch. Immerhin sind Spiele Kindersache! Und da sind erwachsene Frauen und Männer (meistens Männer), die in ihrem Kämmerchen an Spielen basteln? Das hat schon ein bisschen was von verrücktem Wissenschaftler.

Spiele sind eben doch noch auf dem Weg in den Mainstream. Aber ein „nerdiges“ Image ist besser als ein negatives.

ciao

peer

 

Peer Sylvester
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