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Die Jury im Dilemma

Ich will gar nicht raten, was die Jury zum Sieger bestimmen möchte. Das hebe ich mir für einen späteren Post auf. Die Jury soll mich ja über die kommende saure-Gurken-Zeit retten…

Aber mit den drei Nominierten Hanabi, Qwixx und Augustus hat die Jury ein altes Dilemma aus dem Keller geholt: Der Preis und die Schachtelgröße.

Nun ist es so, dass dem Handel ein großes Spiel des Jahres vermutlich fast besser gefällt als ein kleines. Ein großes Spiel ist eben präsenter und man kann es mit Tiefpreisen bewerben. Und der Oma ist es sicherlich auch lieber, wenn sie den Enkel ein großes Spiel schenkt, als nur ein Kartenspiel. Bei Geschenken kommt es eben auch ein bisschen auf die Größe an. Mal davon ab, dass „Hey, ich habe 5,50€ für euer Weihnachtsgeschenk ausgegeben“, nicht so beeindruckend wirkt. Und Oma kann sich sowieso keine zwei Geschenke merken. Heißt es jedenfalls aus Forumskreisen.

Nun ist es paradoxerweise nicht so, dass Augustus automatisch gewonnen hätte – eher im Gegenteil. Würde Augustus gewinnen, so würden sich alle bestätigt fühlen, die der festen Überzeugung sind, dass kleine Spiele keine Chance auf den Titel hätten. Und das unabhängig von den Qualitäten Augustus. Jede Nominierung eines kleinen Spieles würde im Vorfeld als reine Makulatur angesehen werden (zumindest bis tatsächlich mal ein Kartenspiel gewinnt). Die Jury würde sich sogar dem Vorwurf ausgesetzt sehen, abgekartetes Spiel zu betreiben, hätte sie doch (so die Logik der Kritiker) zwei Spiele nominiert, die als kleine Spiele eh keine Chance gehabt hätten.Diese Überlegungen sind dabei aber durchaus schadhaft, denn das Spiel Augustus wird nicht mehr betrachtet, es geht nur noch um die Schachtelgröße. Dasselbe gilt für Hanabi – tolles Spiel, aber wie letztens ausgeführt, eben auch sehr spezziell. Obs Familientauglich ist, weiß ich nicht. Das wird auch kaum diskutiert, wenn die Schachtelgröße im Fokus steht. Scheitern würde s, weil es ein Kartenspiel ist. Gewinnen, obwohl es ein Kartenspiel ist.  Das ist zwar albern, aber ich fürchte nicht zu ändern.

Nun hat sich die Jury imho ohne Not in diese Situation gebracht, denn bei allen Sympathien für Qwixx kann ich mir kaum eine Situation ausdenken, bei der die Mehrheit der Jurymitglieder Qwixx als Haupttitel wählt. Augustus oder Hanabi dürften den Titel unter sich ausmachen. Und da hätte man schon einen adäquaten Titel größerer Schachtel finden können- und die Schachtelgrößendiskussion hätte sich erledigt gehabt.

Aber der Jury waren solche Diskussionen eh schon immer egal. :-)

ciao

peer

 

 

Peer Sylvester
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2 Kommentare

  • Hallo Peer,

    ich habe mich aus anderen Gründen mit dem Thema befasst.

    Zitat aus dem spielbox-Forum:

    Aiblings Gruß lautet Ave Caesar

    Anlässlich des Weltspieltags hat die Brettspielgruppe für die Bürger an zwei Tagen die Aktion Aiblinger Spiel des Jahres durchgeführt. Einem Aufruf nach Testspielern folgten knapp 40 Teilnehmer, um die Nominierten der Jury auszuprobieren und zu bewerten. Es wurde Punkte für Materialausstattung, Spielzugang und Wiederspielreiz vergeben.

    Das Abstimmungsergebnis:

    Augustus
    erlangte Gesamtpunktezahl: 292
    Material: 107
    Zugang: 87
    Reiz: 98

    Hanabi
    erlangte Gesamtpunktezahl: 203
    Material: 72
    Zugang: 81
    Reiz: 50

    Qwixx
    erlangte Gesamtpunktezahl: 289
    Material: 89
    Zugang: 110
    Reiz: 90

    Die thematische und etwas komplexere Bingovariante AUGUSTUS erhielt mit einem denkbar knappen Vorsprung gegenüber der lockeren Würfelei QWIXX den Vorzug.
    Ob die Jury der Auszeichnung „Spiel des Jahres“ den Spielegeschmack der Aiblinger bestätigen mag, wird am 8. Juli in Berlin verkündet.

    Bilddokumentation:
    https://www.facebook.com/media/set/?set=a.492377430835343.1073741831.225097240896698&type=1&l=9eb3ca8f68
    _____________

    Die Teilnehmer der Wertung waren Besucher der Stadtbücherei, neue Gäste auf dem Gruppentreffen und die regelmäßigen Teilnehmer (keine Freaks).
    Keiner hat sich die Spielregel erarbeiten müssen.

    Du kannst Dir sicher vorstellen, welche Fraktionen sich gebildet haben. Wenn es um die Spielfreude geht, da hat sich niemand an der Schachtelgröße gestört.

    War die Spielfreude der Grund, warum dieser Kritikerpreis ins Leben gerufen wurde? ;-)

    Klar – sind die wirtschaftlichen Ergebnisse und das „Geschenkproblem“ für den Spielverbraucher nicht unbedeutend.

    Aber werden sich nicht mit einem QWIXX fix alle Probleme in Wohlgefallen auflösen?

    Hat die Jury oder der Händler ein Problem damit, wenn rote Pöppel statt 300.000 nun 500.000 über die Theke rutscht?

    Ach – als Geschenk zu klein. Aber schauen Sie doch mal die Schachtel mit dem anthraziten Pöppel an. Täte denn diese Schachtelgröße passen?
    Wären noch mal 150.000 Bebper und das Kennerspiel erhielte „mehr“ Beachtung.
    Der Kunde hätte für jede Gelegenheit ein Spiel erhalten.

    Wo ist das Dilemma? :-)

    Liebe Grüße
    Nils

  • Der Fachhandel würde sich über Hanabi vermutlich auch freuen, weil dann kein Preiskampf mit dem Onlinehandel auftreten würde, oder? Für die 10 Cent, die Online dann billiger wäre, lohnen sich keine Versandkosten…

    Viele Grüße
    Jürgen