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Die dunkle Seite von Lenton

Games Workshop dürfte im Moment der Oberbösewicht in der Spieleszene sein (zumindest im englischsprachigem Sprachraum). Wer sich hierzulande über zu hohe Preise für Erweiterungen oder gar überflüssige Spinoffs aufregt, weil Verlage gefälligst etwas mehr für ihre Fans tun sollten, wird überrascht sein zu hören, dass ausgerechnet der Verlag, dessen Ladengschäfte in ganz Europa zu finden sind, im Moment eine rigorose Klagewelle führt, dessen Erfolg z.T. zweifelhaft sein dürfte.

Games Workshop wurde 1975 von Ian Livingstone (ja, genau: Der Hexenmeister vom flammenden Berg, der übrigens auch Lara Croft erfand), Steve Jackson (nein, nicht der von Steve Jackson games) und John Peake (verließ GW nach einem Jahr) gegründet und begann als Produzent von Holzbrettern für Schach, Mühle etc. Die Wende kam mit dem Import von D&D aus den USA. In den 80er kam dann die Hochphase mit Brettspielen wie Fury of Dracula, Arkham Horror und natürlich weiteren Rollen- und Brettspielen und Tabletopsspielen wie Blood Bowl und natürlich Warhammer. 1991 übernahm das Managment den Besitz von Games Workshop und verschlankte das Programm auf den Miniaturenbereich. Ehrlich gesagt bin ich immer noch überrascht, dass der so lukrativ ist, dass das für eine zwei Kontinente überspannende Ladenkette reicht, aber natürlich sind es nicht nur die Figuren die verkauft werden, sondern es sind auch die Marken. Insbesondere in den Computerbereich wird viel lizensiert und ich kann mir vorstellen, dass dort eine weitere (nicht auf den ersten Blick sichtbare) Säule des Unternehmens steht.
Aus diesem Blickwinkel ist es irgendwie verständlich, dass Games Workshop mit allen Mitteln versucht, die eigenen Marken zu schützen. Eine Marke kann verwässert werden und verloren gehen, wenn der Name Allgemeingut geworden ist (wie bei Sonys Walkman). Dennoch ist es etwas fragwürdig, wenn Regelhilfen bei Boardgamegeek entfernt werden müssen, wenn die fraglichen Spiele seit 20 Jahren nicht mehr im Programm sind. Noch viel fragwürdiger ist es, dass Games Workshop Amazon abgemahnt hat, das Buch Spots the Space marine von M.C.A.Hohgarth zu entfernen, weil sie den Begriff „Space Marine“ geschützt hätten. Fragwürdig deshalb, weil sie den Begriff nur für Spiele und Spielmaterial geschützt haben, nicht für Bücher (da dürfte der Begriff aus den 30er Jahren stammen). Amazon hat das Buch erst entfernt, mittlerweile ist es dank einiger Lobbyarbeit wieder verfügbar.

Nun ist Markenrecht nicht Urheberrecht (auch wenn es gerne durcheinandergeworfen wird), denn wie erwähnt kann man eine Marke (anders als das Urheberrecht) verlieren und es geht auch nicht darum, wer als erstes da war, sondern wer als erstes die Marke eingetragen und dafür Geld bezahlt hat. Insofern ist der Schutz einer eigenen Marke verständlich, hängen doch viele finanzielle Interessen an sowas. Doch das bedeutet nicht, dass man immer mit dem Holzhammer vorgehen muss. Ausgerechnet  Hasbro zeigt wie man es auch machen kann: Statt erst abzumahnen und dann zu fragen, kann man den anderen auch erst einmal informieren und Änderung erbitten. So z.B. gerade geschehen bei Megacquire, das künftig MEGAcquisitions heißen wird. Markenschutz ohne negative Presse ist das wohl (wobei Hasbro es sich vermutlich auch eher leisten kann, etwas wohlwollender zu sein, als GW, die sicherlich nicht die Kapitalkraft des Branchenriesen haben – und schon gar nicht das breite Programm).

Letztlich ist es aber auch so, dass es Games Workshop auch egal sein kann, wie doll die Leute meckern. Tabletopper, die bereits stark in Warhammer (Immerhin das Monopoly der Tabletops, soweit ich das beurteilen kann) investiert haben, werden kaum aus Protest ihre Miniaturensammlung einmotten und mit einem anderen System bei Null beginnen. Und neues Blut geht unvorbelastet in einen Games-Workshop-Geschäft. Der Protest bleibt draußen – vorerst zumindest.

ciao

peer

Peer Sylvester
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1 Kommentar

  • Ich spiele auch Tabletops (vor allem eben die Gamesworkshop-Tabletops) und kann dazu sagen, dass man seine Miniaturensammlung nicht einmotten müsste, wenn man was anderes spielt. Es gibt viele Systeme und die versuchen natürlich oft auch die Universen von GW zu kopieren. Zudem gibt es viele Hersteller von Miniaturen, die exakt die für Warhammer benötigten Miniaturen produzieren (natürlich deutlich billiger und oft auch hübschere).
    Es gibt genug Warhammer-Spieler, die keine einzige Miniatur von GW besitzen.

    Der Erfolg liegt in anderen Dingen begründet und nicht darin, das man auf das System festgelegt wäre (vor allem da sich eben das Regelwerk alle 5 Jahre wieder ändert und man seine Armee wieder umbauen muss).