spielbar.com

Persönlicher Messerückblick

Die diesjährige Messe begann in diesem Jahr für mich bereits am Mittwoch. Erstmalig war spielbar.com nämlich als Presse(ähnliches Produkt) akkreditiert. Und? Wie war das, schon einen Tag früher in die Hallen zu dürfen? Ernüchtert muss ich leider feststellen: Das hat in diesem Jahr gar nicht so viel gebracht wie erhofft. Wesentliches Ergebnis des Besuchs am Mittwoch waren die Photos, die unter http://flickr.com/photos/spielbarcom zu finden sind. Die meisten davon zeigen die Spiele, wie sie in der Neuheitenschau im Obergeschoss präsentiert wurden. Auf einzelne Spiele werde ich im folgenden eingehen. Zunächst aber zurück zum Mittwoch. Meine Hoffnung, neben bereits vereinbarten Terminen mit Verlagen auch noch spontan weitere Gespräche führen zu können – insbesondere mit ausländischen Verlagen, die noch auf keiner Liste aufgetaucht waren – hat sich zerschlagen. Das lag daran, dass die meisten Verlagsvertreter noch bangend auf dem Hof standen, um Ausschau nach ihren Spielen zu halten. Die Quote der just-in-time gelieferten Spiele war erstaunlich hoch, einige Verlage hatten gar am Donnerstag früh die Lieferung ihrer Spiele noch ausstehend. Die logistische Leistung seitens der Produzenten kann ich aus beruflicher Perspektive nur loben. Diese Mengen in solch kurzer Zeit zu handhaben ist außergewöhnlich. Soviel des Lobes. Für unsere Berichterstattung blieb es demzufolge bei den vorab vereinbarten Gesprächen. Im kommenden Jahr wird dies – da bin ich sehr sicher – aber auch wieder anders werden. Eine Sache wird sich sicher auch im kommenden Jahr nicht ändern: Am Mittwoch herrscht noch ein Verkaufsverbot, d.h. man kann tatsächlich erst ab Donnerstag seine Schätzchen abholen.

Der Friedhelm Merz Verlag hat zwischenzeitlich seinen Schlussbericht der Messe veröffentlicht. Demnach waren in diesem Jahr wieder erstaunliche 147.000 Besucher auf der internationalen Leitmesse für Gesellschaftsspiele. Wer sich die Neuheitenlisten, z.B. auf www.spielbox.de oder für das iPad portiert auch hier bei uns auf der Seite, angeschaut hat, der bekam bereits bei der Messeplanung einen kleinen Schrecken: über 750 Neuheiten. Wie soll man die nur alle spielen? Und vor allem: Wer soll die kaufen können? Mit 810 Ausstellern aus 34 Nationen wurde ausdrücklich unterstrichen, dass die Spiel´11 wirklich DIE Leitmesse der Branche ist. Fast die Hälfte der Stände wurde von ausländischen Verlagen betrieben. Peer hat dazu ja auch schon ein paar Gedanken formuliert und eine Zukunftsprognose abgegeben. Aus den Gesprächen mit Verlegern war dennoch in diesem Jahr – fast durchgehend – eine ökonomische Zufriedenheit abzulesen: Die Verkäufe liefen gut, es wurden viele geschäftliche Vereinbarungen getroffen und die gesteckten Ziele für den Messeauftritt wurden vielerorts erreicht. Das stimmt uns Spieler positiv für kommende Spieleneuheiten (wer denkt nicht schon heute an die kommenden Messen?).

Zunächst aber zu dem, was in den Tagen nach der Messe die Foren (z.b. auf http://www.spielbox.de) beherrscht: „Wie fandest Du dieses Spiel?“ und „Wie kam denn jenes bei Dir an?“
Also auf zu meiner persönlichen und völlig subjektiven Messerückschau.

Beginnen möchte ich dabei mit einer Revision einer von mir auf der Messe gegebenen Antwort. Die lautete sinngemäß: „Ein Highlight, welches alle anderen Spiele in den Schatten stellt, habe ich nicht gefunden.“
Heute würde ich anders formulieren: Es gab so viele hervorragende Spiele, dass es schwer fällt, unter diesen einen Überflieger eindeutig auszumachen. Einen ersten Hinweis wird sicherlich die am morgigen Sonntag, 27. November, startende http://www.spieleumfrage.de geben, aber zum Zeitpunkt, wo ich diese Zeilen schreibe, vier Wochen nach der Messe, muss ich ganz klar sagen: Da sind einige klasse Spiele dabei. Gehen wir mal ins Detail und starten mit einem kleinen Video der Beute:

So, genug Bewegtbilder. Wie lauten denn die Einzelurteile?

Moeraki Kemu
war so ein Kandidat, der im Vorlauf der Messe mit wunderschöner Grafik und tollem Material auf sich aufmerksam gemacht hat. Nichts desto trotz kann das Spiel auch als erstes Beispiel für unser diesjähriges Einkaufsverhalten herhalten. Trotz sehr vieler positiver Aspekte und wirklich einer sehr freundlichen Beratung am Stand hat es dieses Spiel nicht in unseren Einkaufskorb geschafft. Dies zeigt, wie hoch die Latte für die diesjährigen Neuheiten lag.

Revolver
ist ein Kartenspiel für zwei Mitspieler, welches ich vor der Messe thematisch zunächst einmal als uninteressant eingestuft hatte. Die Einbettung in den Wilden Westen ist für Europäer halt nicht soo spannend. Da beim Verlag aber gerade ein Tisch inkl. Erklärbär frei war, haben wir uns zu einer Partie hinreißen lassen. Und was soll ich sagen: Klasse. In den bisherigen Partien waren zwar die Extreme dominierend – mal hat „der Gute“ nicht den Hauch einer Chance, mal „der Böse“ – aber es hat doch immer wieder Spaß gemacht – auch, weil eine Partie so flott gespielt ist.

Helvetia
hingegen stand schon vorher als Einkauf fest. Allein die Thematik war für uns Grund, dieses Spiel zu kaufen. Eine erste Partie steht leider noch aus, denn auf der Messe schaffen wir es üblicherweise selten bis in die großen Stände in den Hallen 12, 11 und 10.

Quarriors!
Viel ist schon über dieses Spiel geschrieben worden. Es war wohl einer der Hypes auf der diesjährigen Messe. Wir haben mittlerweile einige Partien hinter uns. Dabei ist das Spiel wirklich sehr gut angekommen. Aber ganz ehrlich: Das ist in Wirklichkeit ein reines 2-Personen-Spiel, oder?

Hetrix
spielt in der Liga von Take it Easy mit. Es geht um das passende Auslegen von Plättchen und hat uns ausgesprochen gut gefallen! Ich denke sogar, dass man hierbei mit unterschiedlichsten Legestrategien erfolgreich sein kann – zumindest unsere bisherigen Partien deuten dies an.

Splits
ist einer der unterschätzten Kandidaten. Ein hervorragendes 2-Personen-Spiel, welches bestens in die Gipf-Reihe gepasst hätte.

Kulami
erfüllt diesen Anspruch ebenfalls! Ein 2-Personen-Spiel der Extraklasse.

Air Show
War eines der ganz wenigen Spiele, welches wir schon am Mittwoch einkaufen konnten. Und auch das nur mit sehr gutem Zureden auf Spanisch. Anscheinend war der Druck durch die Hallen-Security wirklich groß. Auch hier steht allerdings eine erste Partie noch aus.

Pax
von Irongames hat uns ebenfalls sehr gut gefallen. In den bisherigen Partien hatten wir dabei unterschiedlichste Spielkonstellationen zu bewältigen. Sicher ein Kandidat für den A la Carte-Preis. Aber: In diesem Jahr ist auch starke Konkurrenz unterwegs.

Bei MIL 1049
haben wir wirklich eine sehr konfuse Erläuterung erlebt. Was sich daraus mitgenommen habe ist, dass dieses Spiel anscheinend mit Mechanismen nur so überfrachtet ist. Ich bin mir zwar nicht ganz sicher, ob ich dem Spiel und dem Autor damit recht tue oder nicht, jedoch war es Grund genug gegen eine Einkaufsentscheidung.

Rallyman – Dirt
ist so ein Spiel, bei dem man nicht lange zögern muss. Das Grundspiel ist schon genial, da musste die Erweiterung einfach her. Wem Formula De zu rechtslastig ist, der sollte dieses Kleinod mal anspielen.

TF22
war ebenfalls ein Kandidat, der vor der Messe gehörig auf sich aufmerksam gemacht hatte. Ob dieses „aufmerksam machen“ positiv oder negativ gedeutet wird, sei erstmal dahingestellt. Zugegebenermaßen überrascht hat mich jedoch, dass das Spiel eher ein Bausatz denn ein fertiges Spiel ist. Von daher für uns kein Kauf.

Zeitalter der Vernunft
war eines dieser Spiele, die erst am frühen Donnerstag zur Messe geliefert wurden. Der Spediteur hat Uli Blennemann (Realisation) dabei noch einen gehörigen Schrecken eingejagt. Hieß es doch am Mittwochabend plötzlich: „Wir wissen nicht, wo die Palette geblieben ist. Hier ist sie jedenfalls nicht…“
Glücklicherweise traf sie dann aber doch noch rechtzeitig ein, so dass das vorbestellte Spiel nun auf unserem Spieltisch liegt.

Avanti
Wie niedlich, schau doch mal die Autos…

Puerto Rico – Jubiläumsedition
Das Spiel wurde anscheinend unter Hochdruck fertig gestellt und recht ungeschützt auf Paletten verpackt. Viele Spiele wurden dadurch leicht eingedrückt – und für einen vergleichsweise günstigen Preis bei Händlern angeboten. Und ja, das Material rechtfertigt einen weiteren Kauf dieses phantastischen Spiels allemal.

Ankh Morpork
kam bei uns ebenfalls bereits vor der Messe auf den Tisch. Trotz des nach außen hin erweckten freakigen Eindruckes handelt es sich dabei wirklich um ein klassisches Familienspiel. Es kam in unseren Runden durchweg gut an. Jedoch muss ich zugeben, dass ich froh war, nicht derjenige zu sein, der auf Mehrheiten spielen musste. Kurz, flott, knackig, klasse.

Colonial
war der teuerste Blindkauf auf dieser Messe. Mit 60 Euro wirklich happig. Auch bei Abnahme größerer Mengen – wir hatten uns mit einem kleinen Trüppchen am Stand zusammengetan – war da nichts zu handeln. Das Material ist aber auch wirklich wunderschön. Sorgt aber auch für Entscheidungsnöte: „Welches ist das hübscheste Spiel der Messe, Colonial oder Upon a Salty Ocean?“

Zu Turmbauer
haben wir uns sogar noch auf der Messe die Regeln angeschaut. Dann die Regeln wieder in die Schachtel gelegt und das Spiel schnell zur Spieleausleihe zurückgebracht.

Tournay
kam mittlerweile schon einige Male auf den Tisch. Nicht zu unrecht stand dieses Spiel auf den diversen Top-Listen während der Messe ganz weit oben. Leider gefällt mir die Grafik vom Stil her nicht so sehr, dafür weiß das Spiel wirklich zu überzeugen.

Freitag
ist wirklich knackig, aber nicht leicht zu besiegen. Wobei ich insgeheim davon ausgehe, dass es rein mathematisch zu lösen ist. Kennengelernt haben wir es nach der Messe in der Spielwiese in Berlin.

Kingdom Builder
wird sicherlich nicht in die Analen der Spielegeschichte eingehen. Als lockeres Familienspiel hat es uns aber durchaus gefallen. Auch wenn manchmal die Kritik kommt, dass dieses Spiel doch arg belanglos ist.

Cité
hat, wie deutlich zu erkennen, einen beigefarbenen Spielplan. Blindkauf. Pflichtkauf. Hoffentlich hält das Spiel was die Schachtel verspricht.

Eclipse
war in meiner Wahrnehmung das am stärksten gepushte Spiel vor der Messe. Dies resultierte in einer Vorbestellung aufgrund der bereits verfügbaren Infos. Jetzt müssen wir nur noch endlich mal eine Partie spielen. Etwas unprofessionell war leider die Abwicklung der Vorbestellungen am Stand; aber es hat ja noch mal alles gut gegangen. :-)

Hawaii
hat uns auf der Messe vollauf überzeugt. Dem ganzen Tisch hat das Spiel hervorragend gefallen. Insofern nicht verwunderlich, dass es mittlerweile in unsere Sammlung integriert ist. Ich habe auf der Messe die Beschreibung gehört, dies sei ein klassisches Hans im Glück-Spiel. Dem kann ich nur beipflichten.

Space Mission
Und noch ein Spiel von einem der großen Verlage. Und ein weiteres, welches uns vollauf überzeugen konnte.

Trajan
weckt höchste Erwartungen. Autor, Redaktion und Verlag sind absolute Profis. Eine zweite Auflage ist bereits angekündigt. Was fehlt also noch? Nur die Zeit, endlich mal eine Partie anzugehen. Die bisherigen Berichte im Web lassen jedoch höchste Hoffnungen aufkommen. Ich freue mich auf dieses Spiel.

Bei Pret-a-Porter
von Portal habe ich, glaube ich, die surrealste Messeerläuterung mitgehört: der Erklärbär hat bei Zwischenfragen, die auf Englisch gestellt wurden, die ganze Zeit angemerkt: „No german please – please ask in english“. Ich saß daneben und dachte nur „häh?“. Das Spiel wusste jedenfalls als knallhartes Wirtschaftsspiel zu überzeugen. Und die Thematik, die finde ich super!

Singapore
hat mich wirklich sehr positiv überrascht. Nicht, dass ich Peer das nicht zugetraut hätte ;-) aber die ersten Partien waren wirklich klasse. Ich glaube, dass ich jetzt immer noch nicht alle möglichen Strategien durchblickt habe, die das Spiel erlaubt. Da werden mit Sicherheit noch viele Partien folgen – und ich freue mich darauf.

Meltdown 2020
war den einen zu makaber, den anderen zu seicht vom Spielablauf her. Uns hat es dennoch gefallen. So, dass wir letztlich das gesamte Neuheitenpaket von Corné gekauft haben.

Jagdfieber
Diese beiden jungen Männer haben uns übrigens unser 1. Spiel auf der Messe in diesem Jahr verkauft. Vermutlich schauen sie deswegen so glücklich aus. Jagdfieber ist in der Tat ein lockeres Familienspiel. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. In den Vorberichten hatte ich bereits geschrieben, dass wir Runden hatten, in denen das Spiel völlig durchgefallen ist. Aber es gab auch Runden, in denen das Spiel sehr gut angekommen ist. Für mich überwiegt der positive Eindruck!

Jürgen Karla

3 Kommentare

  • Splits gab es schon letztes Jahr, aber da waren die Jungs ganz hinten in der Fantasyhalle , wo es zwar schoen ruhig war, aber sie auch niemand gefunden hat. Tolle Spiele, supernettes Standpersonal, aber leider einen Tick zu teuer

  • Hallo, wir haben in der letzten Woche ebenfalls auf das 2-Click-Verfahren (Heise) umgestellt. D.h. man muss nun den unter dem Artikel eingeblendeten Button zweimal klicken. Dadurch wird eine Datenweitergabe an Facebook erheblich eingeschränkt und dem Datenschutz deutlich besser Genüge getan. Also, ein Klick um Facebook einzuschalten, ein weiterer Klick zum „Liken“ des Beitrags. Dankeschön! Viele Grüße, Jürgen