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Der Quizspielvergleichstest 2011

Man merkt das die ganz große Quizspielewelle deutlich abgeebt ist. Gearde einmal zwei Spiele aus dem aktuellen Jahrgang kann ich hier vorstellen und beide haben letztes Jahr die Deadline knapp verpasst. Um wenigsten drei Spiele vorstellen zu können, habe ich mir spontan noch das etwas ältere Planet Erde – Quizspiel (ohne DVD) gekauft, nicht zuletzt weil ich ein Fan der Serie war…

Weiterhin gilt: Wer Quizspieltipps hat, bitte immer her damit, auf dass der nächste Quizspielvergleichstest wieder etwas üppiger ausfällt…

Der Quizspielreport heute mit…

Scorpio (Piatnik) hat eine sehr interessante Grundidee: Die Spieler bilden Teams und jedes Team hat für das gesamte Spiel nur eine totale Bedenkzeit von einigen Minuten. Das funktioniert prinzipiell wie beim Schach: Die Frage wird vorgelesen und die Uhr wird gestartet. Je länger die Spieler mit der Antwort brauchen, desto mehr Zeit wird verbraucht. Ist alles weg, scheidet das Team  aus! Die Uhr ist natürlich keine Schachuhr sondern ein digitaler Zähler, der verschiedene Teams organisieren kann, aber nicht ganz leicht zu bedienen ist.

Leider funktioniert die Angelegenheit bei weitem nicht so gut wie die Idee impliziert. Das liegt daran, dass es keine vorgefertigten Antworten gibt und die Fragen sehr happig sind. Dadurch kam es schnell zu dem Effekt, dass wenn man eine Frage nicht auf Anhieb wusste, sofort „Keine Ahnung“ gerufen hat, um ja keine Zeit zu verlieren. Ein reizvolles Erschließen der Antwort fand nicht statt. Der Zeitdruck ist so kontraproduktiv. Das mag an uns gelegen haben, aber der Autor wird sich fragen müssen, warum er so viele Fragen verwendet hat, bei denen man auch gar keine Chance hat, auf die Antwort zu kommen, wenn man die nicht zufällig weiß. Und man merkt dass er wohl (wie ich hörte) für Kultur zuständig ist – ein relativ hoher Prozentsatz der Fragen befasst sich mit Opern, Musicals und Klassischer Musik und das ist kein Bereichm in dem sich die Quizspieljury wirklich zu Hause fühlt. Eine ausgewogenere Frageauswahl (gab es überhaupt Naturwissenschaftliche Fragen?) hätte dem Spiel gut getan.

Vor allem aber wären alternative Antworten sinnvoll gewesen – dann nämlich wäre der Zeiteffekt reizvoll gewesen… So war das Spiel leider eine Riesenentäuschung.

Das große Welt der Wunder Wissensspiel (Schmidt Spiele) ist eigentlich nur zur Hälfte ein Quiz. Wer an der Reihe ist, dreht nämlich einen Pfeil und da wo der draufzeigt, dass muss der Spieler machen. Die Hälfte der Möglichkeiten sind Quizfragen, die andere Häöfte ist eine bunte Mischung aus Merkspielen, Pantomime, Scherzfragen und optischen Täuschungen und einem Jahreszahlenschätzspiel, wo dann alle mitraten können. Beginnen wir mit den Quizfragen: Die sind vom Schwierigkeitsgrad eher etwas zu leicht ausgefallen (ich schätze so 60% wurden als „zu leicht“ eingestuft, 20% als „genau richtig“, 20% waren reine Ratefragen, die wohl kaum einer wissen dürfte). Und da sind wir schon beim Problem des Spieles: Es ist unausgewogen. Zwar dominiert hier kein Würfel, aber die Punktwertung ist schon etwas abenteuerlich. Spieler 1 bekommt Punkte dafür, dass er rät, welches der bevölkerungsreichste Kontinent ist. Spieler 2 muss dafür die Länge des längsten Tunnels der Welt auf 10 Kilometer genau richtig raten (bekommt aber auch 1 Punkt mehr). Besonders verrückt sind eben erwähnte Zahlenschätzfragen: 4 Jahreszahlen müssen Ereignissen richtig zugeordnet werden. Wem das gelingt, dem winken maximal 2 Punkte und auch nur, wenn er der einzige war, sonst nur 1 Punkt. Wer auch nur eine Vertauschung drin hat, geht leer aus. Und mehr noch: Man punktet ja in der Runde eines anderen Spielers. Da könnte der eine oder andere ehrgeizige Quizzler schon in die Tischkante beißen. Aber der ist auch nicht Zielgruppe: Schwierigkeitsgrad und Sonderaufgaben wie „Geschichte erzählen“, Pantomime oder gar die Schwerzfragen deuten deutlich auf „lockeres Familienspiel“ hin. Als solches ist es durchaus in Ordnung, auch wenn dann ein besseres Handicap für Kinder hergemusst hätte. Ein weiteres großes Manko ist die Spieldauer – unter 90 Minuten geht gar nichts, 2 Stunden sollte man schon einplanen, in Vollbesetzung auch mal etwas mehr. Das ist aber deutlich über der Zeitspanne, die ich mit dem Spiel verbringen möchte…

Als letztes noch das oben erwähnte Planet Erde Quizspiel von 2008 (es gibt noch ein Planet Erde Spiel mit DVD, das ist ein anderes Spiel). Tja, wie fange ich an? Am besten so: Das Spiel hat ein paar Fotos aus der Serie genommen und die auf die Rückseiten der Fragekarten geklebt. Die Kategorien sind an die Namen der Folgen angelehnt. Das ist alles was Spiel und Serie miteinander gemein haben. Spielerisch funktioniert es wie Trivial pursuit light: Man würfelt, setzt gegen oder im Uhrzeigersinn und wiederholt das so lange bis man eine Frage nicht beantworten kann. Bestimmte Felder sind wie die Wissensecken bei TP und funktionieren auch so. Immerhin: Man kann nicht durch die Mitte durchsetzen und man benötigt nur drei „Wissensecken“, so dass die Spieldauer im Rahmen bleibt. Soweit so schlecht. Aber die Fragen! Oh Gott! Im bester „Das große ARD Tierquiz Manier“ sind ein Großteil der Fragen unbeantwortbare Schätzfragen wie „Wieviel Prozent der Kamele auf der Welt sind Dromedare? a) 30% b) 60 c )90% ?“ Da bleibt nur wildes raten ohne Sinn und Verstand. Damit ist das eigene Abschneiden fast vollständig (fast, denn ein paar anständige Fragen gibt es durchaus) vom Glück bestimmt: Erst gut würfeln um auf den richtigen Feldern zu landen und dann richtig tippen. Mit „Wissen“ hat dieses „Wissenspiel“ jedenfalls nichts am Hut. Immerhin: Wir waren uns einig, dass Planet Erde das „Spiel des Wissens“ als schlechtestes Quizspiel in meiner Sammlung abgelöst hat – und das sogar ohne ins schwitzen zu geraten. Unbedingt Vermeiden!

Englische Ausgabe der SchachtelNach diesen drei wenig begeisternden Quizspielen haben wir uns klar dafür ausgesporchen, den Titel dieses Jahr auszusetzen. Es wäre einfach nicht fair! Und einer Erweiterung (Fauna wird erweitert) oder einem spielerisch identischen Nachfolger (Im Fadenkreuz: Deutschland, Die Welt der Automobile) wollten wir den Titel auch nicht geben.

Vielleicht wird im nächstes Jahr  ja wieder alles besser!

ciao

peer

Vergangene Testbererichte: 2010, 2009, 2008, 2007

Wir danken Piatnik und Schmidt für die Rezensionsexemplare!

Peer Sylvester
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9 Kommentare

  • 1. Der Einfluss der Würfels ist viel zu stark – Gut würfeln ist wichtiger als viele Fragen zu beantworten. Ich steh aber auf dem Standpunkt: Bei einem Strategiespiel sollte der bessere Stratege gewinnen, bei einem Geschicklichkeitsspiel der geschicktere und bei einem Quiz der Spieler, der besser Fragen beantowrten kann. Das ist hier aber nicht der Fall.
    2. Sind die Fragen total unausgewogen: Der eine buchstabiert Donnerstag, der nächste muss die Fläche von Fehmarn auf eine Kommastelle genau kennen – ohne Auswahlmöglichkeiten (beides Originalbeispiele)
    3. Ist die Spieldauer zu lang, zumal die Spieler oft weit auseinander gerissen sind .

    Früher hab ich Spiel des Wissens ganz gerne gespielt, mich haben die Punkte aber immer geärgert. Mittlerweile gibt es deutlich bessere Quizspiele – SdW ist halt nicht gerade modern. Quasi so wie Monopoly im Vergleich zu Siedler von Catan.

  • Und eine Wrgänzung: Spiel des Wissens ist nicht das schlechteste Quizspiel überhaupt – es war nur das schlechteste in meiner Sammlung (das Originale Trivial Pursuit finde ich z.B. noch schlimmer, denn da wird noch mehr gewürfelt, es ist -wegen der speziellen Wissenseckfelder, auf die man kommen muss – noch mehr Glückssache und es dauert noch länger. Ich glaube ich habe nie eine Partie beendet, selbst wenn die Runde sonst aus TP-Freunden bestand).

  • Bei der Kamelfrage hätte ich gern die Antwort gewusst. Wenn man davon ausgeht, dass es jeweils Trampeltiere und Neuweltkamele (Lama/Alpaka und die anderen zwei Neuweltkamelarten) genauso oft gibt wie Dromedare, müssten es 30 % sein. Schlicht Ausschlussverfahren angewandt, aber ob es hier die richtige Strategie ist, weiß ich nicht.

  • Das ist nun wirklich raten, woher soll man so etwas wissen. Hin und wieder ist mal okay, aber wenn es so viel wird, verdirbt es den Spielspaß.