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Heisse Luft

Vorweg: Wir haben neue Rezis zu Opera, Thunderstone und Don Quixote.

Gestern bin ich über eine interessante „Diskussion“ bei Boardgamegeek gestolpert (mittlerweile geschlossen). Es ging um das Spiel CO2, welches die Klimaerwärmung zum Thema hat. Nun will ich mich gar nicht mit dem Thema selbst auseinandersetzen (das überlasse ich den Fachleuten (z.B. hier). Ich gebe nicht vor mehr zu wissen als die Wissenschaftler, die in dem Gebiet arbeiten, eine Haltung, die sich durchaus auch bei Bildungspolitikern und Kreationisten durchsetzen sollte, aber das nur nebenbei), aber ich finde es interessant, dass ein vergleichsweise harmloses Thema solche Emotionen auslösen kann.

Tabuthemen sind sicherlich ein interessantes Thema und auch eines mit dme ich mich schon immer hier befassen wollte, aber hier geht es ja nicht darum wo man die Grenze zur Geschmacklosigkeit zieht. Hier geht es um Politik. Jemand schrieb ernsthaft, dass er das Spiel ablehnt, weil er nicht an die Klimaerwärmung glaubt (Erinnert mich an das Zitat: „Ich glaube nicht an die Apokalypse“ – „Irgendwann wirst du dran glauben müssen!“). Nun kann jeder für sich selbst entscheiden, warum er ein Spiel ablehnt, aber ich finde das eine befremdliche Haltung. Wir spielen ständig Spiele, deren politische Haltung nicht mit der unseren übereinstimmt; Wir spielen Könige, wir spielen Verbrecher, wir schicken Leute in Krieg und Tod, wir beuten Leute aus, wir halten Sklaven. Lehnt jemand Junta ab, weil dort die politische Haltung eine andere ist?

Der einzige Unterschied ist, dass die Klimadebatte aktuell geführt wird (vor allem, wenn mir der Einwand gestattet ist, von Nichtklimaforschern). Dadurch wird irgendwie der Eindruck vermittelt, man müsste jetzt zeigen, wo man steht und die Ablehnung gegenüber eines Spieles über die Klimaerwaärmung würde irgendwie die eigene Position stärken oder so. Anscheinend wird die Existenz eines Spieles zu diesem Thema als persönlicher Affront aufgefasst (Nun, das ist das Internet, alles ist ein persönlicher Affront ;-) ). Das ist schade, denn die spielerische Beschäftigung mit einem derartigen Thema kann durchaus interessant sein. Der Autor wollte sich speziell mit diesem Thema auseinandersetzen und das ist ein sein gutes Recht – gerade politische Spiele (=Spiele, in denen es um Politik geht) bieten viele Möglichkeiten für Interaktion und Intrigen und sind eine Abwechslung vom Mittelalter-Einerlei.

Ein Poster meint, man hätte ja die Klimaerwärmung rauslassen können und sich auf Umweltverschmutzung konzentrieren können. Meine Frage ist: Warum? Selbst wenn man nicht an die Klimaerwärmung glaubt, akzeptiert doch in der Regel jeder dass ein Spiel eine eigene Welt darstellt, in der eigene Regeln gelten. Manchmal gibt es Zombies, manchmal schafft man Geld auf ein Schweizer Bankkonto, manchmal kämpft man gegen Drachen. Und manchmal gegen die Klimaerwärmung.

ciao

peer

Peer Sylvester
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