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Welpenschutz?

Es sind noch genug Montage vor Essen, als dass ich mal gegen den Strom schwimmen und ein ganz anderes Thema anschneiden kann:

Anfänger!

Nun es wurde schon viel gesagt und viel geschrieben darüber wie man mit Spielern umgeht, die ein Spiel zum ersten Mal spielen, während man selbst bereits Strategieartikel im Internet veröffentlicht. Daher nur kurz mein Senf (übrigens eines von nur 4 deutschen Worten, das auf nf endet) dazu: Es kommt auf die Person an, aber im allgemeinen finde ich es hilfreich wenn man bei der Erklärung den einen oder anderen Tipp einstreut, auf was man so achten sollte und wo Fallstricke liegen könnten. Und auf grobe Patzer sollte man den Gegner auch hinweisen (z.B. wenn er als Grieche bei Civilization in der zweiten Runde ein Boot bauen will oder so).

Was weniger wird über die Situation geschrieben, wie man reagiert, wenn jemand sein erstes Spiel vorstellt. Ist das ein tolles Spiel, bei dem vielleicht ein paar Kleinigkeiten nicht richtig funktionieren ist das gar kein Problem. Was aber wenn das Spiel mehr oder minder mist ist? Oder eine MÄDN/Monopoly-Variante?

Einerseits gehört es zu den wichtigsten Aufgaben einer Testgruppe ehrlich zu sein und Schwachpunkte aufzuzeigen (das allerdings möglichst konstruktiv). Nett grinsen und sagen „Jaja, alles toll!“ hilft niemanden und rächt sich spätestens wenn das Spiel an den Mann gebracht werden soll.

Andererseits finde ich es schon frustrierend, wenn an einem Spiel, von dem ich überzeugt bin, herumgemäkelt wird (auch wenn ich die genannten Punkte i.A. nach einer Denkpause durchaus akzeptiere und verbessere). Ob es konstruktiv ist, wenn ein Spiel eines Neuautoren abgeschossen wird darf auch wieder bezweifelt werden: Die Gefahr einer totalen Abblockung ist doch recht groß.

Nun könnte man argumentieren, dass es niemanden schadet, wenn alle Testspieler nett nicken und aufmunterende Worte murmeln und dann zum Tagesgeschäft übergehen. Und das stimmt in vielen Fällen sogar. Andererseits sollte man sich dann fragen, warum man überhaupt an einem Testspiel teilgenommen hat, wenn man danach nicht vorhat, zu sagen, was man denkt.

Ich denke der schwierig zu bestreitetende Mittelweg ist konstruktive Ehrlichkeit. Man sollte ehrlich genug sein, um zu sagen, dass das Spiel so wie es ist, am Markt wohl vorbeigeht und Gründe aufzeigen. Man kann darauf hinweisen, dass man zwar empfehlen würde, bestimmte Kritikpunkte zu ändern, das aber natürlich nur eine Meinung darstellt. Und man sollte den Jungautoren durchaus ermutigen. Vor allem aber sollte man ihn dazu bringen sich Gedanken darüber zu machen, was (und wen) er mit dem Spiel erreichen will und ob das ein realistisches Ziel ist.

Völlig falsch dagegen ist es, die Kritik zu ignorieren und den Autoren überschwenglich das Blaue vom Himmel zu loben (wenn man denkt das Spiel ist mist oder hat zumindest gravierende Schwchpunkte), um ihn zu motivieren. Motivation ist gut, aber Lügen ist kontraproduktiv: Der Autor bekommt eine falsche Einschätzung seines Werkes und spätere Kritik wird schlechter angenommen (was wohl auch der Grund dafür ist, dass Autoren mit Spielen, die nur mit Sexpartnern getestet wurden oft so ablehnend gegenüber Kritik sind – andererseits sind alle Autoren ablehnend gegenüber Kritik :-) ).

Unterm Strich hängt natürlich auch viel davon ab, was der Autor will: Möchte er ein Spiel für sich und seine Freunde sind andere Maßstäbe anzulegen, als wenn er es einem Verlag anbieten will. Und wieder andere, wenn er einen eigenen Verlag aufmachen möchte. Das sollte nicht nur der Autor bedenken, sondern auch seine Testspieler.

ciao

Peer (der übriegens noch hofft, von seinen Rundfahrt-Testspielern zu hören – auch wenn es vernichtende Kritik ist)

Peer Sylvester
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3 Kommentare

  • Senf, Hanf, 5, und ….?

    Genf fällt mir noch ein, aber das fällt ja wohl durch den Raster.

    Bin mal gespannt auf die Lösung …

    Johannes

  • Ich bin selbst Jungautor und muss sagen, dass eine ehrliche und notfalls auch niederschmetternde Kritik absolut wichtig ist! Natürlich bin ich anfangs frustriert, wenn ein Spiel verbal zerfetzt wird, aber nur dadurch kann man einen Weg zum Erfolg finden. Gerade von erfahrenen Spielern ist ein begründetes „Mist“ oder ein „das gibt es so schon tausendmal“ äußerst hilfreich!