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Ein Kessel buntes

Ein paar kurze Gedanken:

Wer hat eigentlich den Begriff „Partyspiel“ geprägt? Ich habe zwar eine Menge Partyspiele, aber bei einer Party hole ich selten ein Spiel hervor (es gab da mal eine Silvesterfeier wo wir Visionary als Trinkspiel gespielt haben…). Und man denkt zwangsläufig an „Saufspiel“. Ich zumindest. Naja… Der einzige Grund die „Partyspiele“ „Partyspiele“ zu nennen ist wohl, weil „Nicht-Taktische Spiele“ so negativ und „Kommunikative Spiele“ nach Jugendgruppenleiter klingt. Trotzdem: Würd mich interessieren ob der Begriff aus den USA kommt oder in die USA eingewandert ist.

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Dominion wird als SdJ überwiegend positiv aufgenommen. Dennoch ist wieder das Diskussionsphänomen intereressant zu beobachten: Wessen Favorit einfacher vom Zugang her ist, argumentiert, dass XY als SdJ ungeeignet ist, weils von vielen nicht verstanden wird. Wer einen Favoriten hatte, der anspruchsvoller ist, argumentiert das sein Favorit so komplex gar nicht ist und man die Masse ja auch mal fördern müsste. Same procedure as every year! Übrigens: Ich denke mit leichten Spielen produziert man immer grundsolide SdJs. Komplexere SdJs können tatsächlich untergehen (siehe  Torres). Aber nur etwas anspruchsvollere SdJs haben tatsächlich das Zeug zum Klassiker (siehe Siedler, Carcassonne (Bauernregel)) und damit eltztlich zur Förderung des Kulturguts Spiel. Ob Dominion dazugehört kann nur die Zeit zeigen.

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Bei den Westpark-Gamers gibt es einen Bericht über das alte Computer-Brettspiel Star Saga . Star Saga war ein echter Computerspiel-Brettspiel-Hybrid. Der Computer übernahm die Rolle eines Moderators und ermöglichte so eine einzigartige Story. Ich hatte bei erscheinen des Spieles in der Happy Computer gelesen, aber den Titel vergessen – Jetzt kann ich mich auf die Suche machen! Abgesehen von den 18xx-Hlfsprogrammen und der Yvio-Konsole kenne ich nur noch einen weiteren Hybriden – Leider weiß ich auch da den Titel nicht mehr! Es war ein Fussballmanagerspiel mit Karten, auch hier entstand durch den Computer ein interessantes Spielerlebnis. Weiß jemand wie das Spiel hieß? Ich suche beide Spiele (und Emulatoren um diese Spielen zu können), denn sie sind Bestandteil der Spielegeschichte. Warum gibt es so wenig Hybride? Ich denke ein Grund war, dass der Computer nicht unbedingt im Spielzimmer steht und das Spielen eines solchen Spiels daher nicht einfach ist. Dieser Grund sollte sich mit den Laptops erledigt haben. Viel größer ist das Problem: Wer solls machen? Brettspielverlage eher nicht, denn ein Brettspiel was einen Computer benötigt ist irgendwie schwierig den Käufern zu vermitteln. Also müsste die Initiative eigentlich von den Computerspielleuten kommen. Aber die haben wohl keinen Grund an ihrem Ast sägen zu wollen und außerdem weiß ich auch nicht wieviele Computerspielleute sich mit Spielen auskennen (von Ausnahmen wie Greg Costikyan mal abgesehen). Das Konzept eines Computer-Brettspiel-Hybriden würde sehr viele Möglichkeiten bieten (z.B. ein Spiel, bei dem man zu Beginn herausfinden muss, wo man überhaupt ist, dass ohne Verwaltungsaufwand funktioniert), aber ich sehe niemanden der ein solches Spiel produzieren würde…

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Ich habe gerade von den Kosmosneuheiten gehört, die im September erscheinen werden. Es gibt zwar eigentlich genug Seiten die davon berichten, aber dennoch ein paar kurze Gedanken (auch weil mir Reziexemplare versprochen wurden :-)  ):

Die Tore der Welt ist zwar der Nachfolger von Die Säulen der Erde, soll sich aber ganz anders spielen (was Jürgen freuen wird) und auf Eregnisskarten basieren. Die Spieler sind nicht mehr auf den Bau der Kathedrale spezialisiert. Graphisch siehts wieder topp aus.

Interessanter noch finde ich Alcazar, die Big-Boss-Neuauflasge von Wolfgang Kramer. Ich hab Big Boss nie gespielt, mag aber die Vorlage Acquire. Ich hatte auch das Glück einen Prototyp der  nicht erschienenen Stadt von Alturien bei der Neuheitenshow in Essen zu sichten und der sah schon sehr schick aus. Wenn sich Kosmos daran orientiert, wirds zumindest optisch sehr schön. Die Schachtelgröße vom „Sternenfahrer-Format“ lässt auf jeden Fall hochwertiges Material vermuten.

Und ganz besonders freue ich mich dass Kosmos die Fantasy-Flight-Materialschlacht Herr der Ringe – Abenteuer in Mittelerde herausbringt. Es ist Herr der Ringe! Mit vielen Figuren – Die Schachtel wird noch größer sein, damit auch alles reinpasst! Ein Spieler spielt gegen den Rest! Es ist Herr der Ringe!  Ich bin gespannt!

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Nach der Werbung noch zwei Ersteindrücke:

Europa von Günter Burckhardt/Kosmos wird natürlich im Rahmen der Quizspielpreisvergabe noch genauer unter die Lupe genommen. Es ist im Prinzip die Europaausgabe von Finden Sie Minden. Der Wertungsmechanismus ist entsprechend gut – Nach wie vor macht es Spaß sich zu überlegen wie genau man jetzt einschätzen will. Ich finde nur es enthält etwas viel Tüddelüt: Die Barrieren aus Globalissmo mögen ja noch einigermaßen sinnvoll sein, um das Spiel spannend zu halten (und ohne die gehts auch zu schnell), aber die ganzen Bonuswertungen sind doch etwas unnötig, zumal sie sich auch nicht wirklich beeinflussen lassen. Und das der letzte bei jemanden noch korrigieren kann ist in unseren Augen etwas fummelig. Zum Glück kann man beides auch einfach weglassen.

Weil mir ja Wind River außerordentlich gut gefällt habe ich auch Sumeria vom selben Autor (Dirk Liekens) ausprobiert – erschienen ist das beim englischen Kleinverlag Reiver Games und das schlägt sich auf den Preis nieder – Die Schachtel ist sehr klein im Vergleich zum Preisschild. Spielerisch ist es ein Mehrheitenspiel mit einigen originellen Ideen: In verschiedenen Provinzen wird um die Mehrheit gekämpft. Dazu kann eingesetzt werden oder man kann Personen verschieben. Erste originelle Idee: Die Figuren dürfen nur einen Schritt pro Aktion auf den Wegen gehen, aber besetzte Felder zählen nicht mit. Dadurch kann beim Einsetzen der Figuren die Reichweite und Flexibilität der anderen erhöht werden. Die beste Idee ist aber die Wertung: Es wird immer gewertet wenn jeder drei Aktionen durchgeführt hat. Es werden nur drei Provinzen gewertet. Welche das sind entscheidet eine Art Markt: Wird eine Figur in eine Provinz hineingezogen, so steigt diese Provinz im Rang auf. Wird eine Figur aus der Provinz zurück in den eigenen Vorrat gestellt, fällt die Provinz um einen Rang. Es werden die drei Provinzen mit den höchsten Rang gewertet (die daraufhin auf die untersten Plätze zurückfallen). Das sorgt für eine interessante Dynamik: Manchmal will man noch einen Stein in eine Provinz hineinziehen, um zumindest noch zweiter zu werden. Dann aber, steigt die Provinz im Wert und das will man ja auch nicht… Und man muss sich überlegen ob man eine starke Provinz nur auf Rang 3 werten lassen will (wo es wenig Ertrag gibt) oder sie lieber auf Rang 4 belässt, um bei der nächsten Wertung voll abzusahnen. Hinzu kommt noch, dass es keine Punkte gibt sondern Chips, die möglichst sortenrein gesammelt werden wollen und man sich so unbedingt einen bestimmten Rang haben will…Insgesamt also sehr nette Ideen und schöne Dilemma, ein gutes Spiel. Aber sehr abstrakt und vor allem: Sehr grübellastig. Ein wahres Denkspiel. Mich störts nicht, aber „Action“ ist doch was anderes. Insgesamt kommt es nicht an Wind River ran, aber gut ist es allemal.

ciao

peer

Peer Sylvester
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4 Kommentare

  • HurraFussball so hiess es – Furchtbar schlecht … und inzwischen sehr tod wenn Du mich fragst. http://www.hurrafussball.de/
    Aber die firma Menippos hat mit UpperDeck ein lizenzabkommen getroffen erst letzte woche. Jetzt Wird ein sammelkartenspiel produziert.
    Die technik von Menippos ist sicherlich nicht schlecht, die Spielidee fehlt aber genauso wie bei yvio total .. und warum geb ichviel geld fuer nichts aus bloss weil irgendeine technik dabei ist???

  • Den Fußballmanger-Hybriden den du suchst heißt: Brian Clough’s Football Manager.
    http://www.uvlist.net/de/game-46461-Brian+Clough
    Ich hab den damals für C64 und Amiga gehabt und war ein tolles Spiel. Ärger mich ein wenig das ich später alles verkauft hab ;-(
    Aber recht hast du, mich wundert es auch, dass es in den letzten Jahrzehnten mal gerade eine Handvoll Hybriden gab.

    • Der wars – Danke schön!
      Ist ja immer so: Einerseits bewahrt man jeden mist ewig auf (oder zumindest ich), andererseits schmeisst man immer gerade das weg, das man gerne noch behalten hätte… :-)