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Lohnverzicht?

Beim Lesen der neuen Spielbox bin ich über einen Nebensatz gestolpert: „Stefan Stadler (Kosmos) berichtete über Spiele mit Lizenzthemen, bei denen mit deutlichen Abstrichen vom Autorenhonorar zu rechnen sei.“(S.58)

Zugegeben, ich war auf der Tagung, über die berichtet wurde, nicht anwesend, weiß also nicht, wie dieser Vortrag im Detail aussah. Und Zugegeben, im nächsten Satz heißt es „Der Autor sollte sich fragen, ob das Spiel auch ohne zugkräftiges  Thema trage“ – maW es ging hier anscheinend eher um Spieleeinsendungen, sie ein bestimmtes Spiel bedingen, als um Auftragsarbeiten. Dennoch möchte ich eine kleine Sache diskutieren:

Sollten Spieleautoren weiter in die Verantwortung gezogen werden, was die Vermarktung ihrer Spieler betrifft?

Liest man den oben zitierten Satz alleine, könnte man z.B. zu dem Schluß kommen (der angessichts des zweiten Satzes wohl das Gegenteil aussagt, von dem was beabsichtigt war) Spieleautoren sollten z.B. durchaus darüber nachdenken ob sie bereit sind auf einen Teil ihres Honorares zu verzichten, damit das Spiel unter einem zugkräftigen Lizenzthema fahren kann. Wie mir mitgeteilt wurde, wirft Jürgen Gronau in den aktuellen SAZ-News einen ähnlichen Gedanken in den Raum: Die Autoren sollten fordern, dass eine elektronische Regelerklärung produziert wird (z.B. auf CD oder im Internet). Die Mehrkosten sollten dann mit dem Honorar verrechnet werden.

Beide Gedanken sollte man nicht sofort abtun, denn auf dem ersten Blick spricht doch einiges dafür: Der Verlag kann (vermutlich) auf die eine (Lizenzthema) oder andere (Regelerklärung im Internet) mehr Spiele absetzen, so dass unterm Strich die Mehrkosten für den Autoren amortisiert werden: Der Autor verdient pro Spiel weniger, setzt aber u.U. mehr Spiele ab und verdient letztlich, wenn alles otimal läuft, mehr als ohne „Sonderbehandlung“. Zudem müssen die Verlage finanziell weniger in Vorleistung treten und können u.U. auch riskantere oder auch einfach zahlenmäßig mehr Projekte ins Laufen bringen, so dass Spiele produziert werden, die sonst gar nicht auf den Markt kämen. Letztlich gewinnen alle – ein neues Modell für die Zukunft?

Ich denke nein. Und zwar weil diese Argumentation eine Sache außer acht läßt: Der Verlag  verdient an den veröffentlichten Spielen und wohl meistens pro Spiel auch mehr als der Autor selbst. Das ist in Ordnung, denn er verdient sich das Mehreinkommen ja dadurch, dass er i.A. bessere Vertriebsstrukturen anbietet, das Spiel in eine fertige Form bringt und nicht zuletzt auch in dem er das Risiko eines Flops trägt. Ein Autor hat ja prinzipiell auch immer die Möglichkeit ein Spiel selbst zu produzieren – im Internetzeitalter ist dies sogar deutlich einfacher als noch vor 20 Jahren. Doch gerade in Punkto Werbung, Vertrieb und Risikoabschätzung hat ein professioneller Verlag nun einmal mehr Möglichkeiten. Und die lässt er sich quasi bezahlen. Ob die Bezahlung angemessen ist und wem nun der Löwenanteil an den Gewinnen gebührt, darüber lässt sich volltrefflich streiten (zumal die Leistungsseite des Verlages ja je nach Verlag sehr variiert; Unterm Strich halte ich es aber dennoch in den meisten Fällen für sinnvoll, dass das Autorenhonorar bei allen Verlagen in etwa gleich ist. Doch das ist ein anderes Posting). Würde der Autor jetzt aber anfangen, sein Autorenhonorar zu verknappen, um dem Verlag zu ermöglichen, mehr Spiele zu verkaufen, so zahlt er quasi doppelt. Der Verlag freut sich, wohingegen der Autor hat seine eigene Arbeit entwertet hat. Ich hatte bereits vor zwei Wochen geschrieben, dass Autoren bei vielen Verlagen immer noch quasi als Bittsteller auftreten, diese Entwicklung würde hier seine Fortsetzung finden. Wir Autoren machen eine gute Arbeit, die sollte auch entsprechend entlohnt werden. Der Verlag macht ebenfalls eine gute Arbeit, aber die wird bereits entlohnt. Das müssen wir nicht auch noch tun!

Apropos Verlag: Ich wage hiermit offiziell eine Vorhersage: Ich bin mir sicher, dass bis Ende des Jahres eine deutsche Version von Dixit erscheint oder zumindest angekündigt ist. Bis es soweit ist gibt es hier die Rezension dazu. (Mein Verlagstipp ist übrigens Asmodeé)

ciao

Peer

Peer Sylvester
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