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Verlagsvorstellung: Braunkohl Verlag (und ein bisschen über Pro Ludo)

Guten morgen allerseits! Ich habe gerade meine Google Analytics bekommen und möchte aus diesem Anlass ganz besonders meine Leser in Namibia und Argentinien grüßen! Auch in China werde ich gelesen, offensichtlich hat es sich ausgezahlt keine Spiele mit Tibet-Thema  zu rezensieren. Vielleicht waren es aber ein paar Olympioniken, die auch beim Kampf um Gold nicht auf die Spielbar verzichten können. …

Man wird doch noch träumen dürfen!

Demnächst schreibe ich was zur Spielemesse, aber schon jetzt möchte ich anmerken, dass die beiden großen In-Verlage dieses Jahr wohl Pegasus (Pandemie, das deutsche Brass, das deutsche Through the Ages) und Pro Ludo (Formula D u.a.) sein könnten. Zumal Gameworks (Der Verlag von Sebastian Pauchon, der bislang Jamaica und Animalia produzierte) jetzt exklusiv bei Asmodee untergebracht ist und Pro Ludo ja Asmodee vertreibt. Zudem auch (was ich bislang nicht wusste) Repos Productions (mit dem angekündigten Ghost Stories) bei Pro Ludo mit drin hängt (und Ghost Stories ist für mich zusammen mit Dominion und Steel Driver im Moment das interessanteste Spiel in Essen).

Auch in Essen wieder dabei ist der Braunkohl-Verlag mit seinem Affentennis (na, wenn das keine Überleitung war!). Ich hab mich mit dem Kopf des Verlages Jürgen Kohl unterhalten:

F: Stelle dich doch kurz unseren Lesern vor!

A: Ich bin Lehrer für Sport und Mathematimk am Edith-Stein-Gymnasium in Bretten. Geboren bin ich 1971 in Heidelberg, wo ich auch studiert habe.
Ich spiele natürlich selbst gerne drinnen wie draußen. Im Sommer Beachvolleyball – im Winter fahre ich Snowboard und Ski oder spiele Basketball.

F: Erzähle doch kurz etwas über dein Spiel Affentennis:Wie funktioniert es? Wo liegt der Reiz?

A: Affentennis ist ein taktisches Geschicklichkeitsspiel in Form einer Tennissimulation. Man spielt den Ball mit einem Schläger – der wie ein Bolzen funktioniert – auf die andere Seite. Durch das weiche Fleecespielfeld wird der Ball abgebremst und bleibt liegen. Ist er im Feld, so muss man ihn mit einer bestimmten Anzahl an Bewegungspunkten – nämlich 6 – mit seiner Spielfigur erreichen, um Ihn zurückschlagen zu dürfen.
Nach dem Schlag darf man sich noch einmal 5 Schritte bewegen, um sich wieder besser zu positionieren.
Muss man rückwärts laufen, um zum Ball zu kommen, so ist das anstrengender und schwieriger und kostet mehr Bewegungspunkte. Dadurch passiert es natürlich leicht, dass die 6 Bewegungspunkte nicht ausreichen, um den Ball schlagen zu können. In diesem Fall muss man sprinten, um den Ball trotzdem zu erreichen. Dies tut man, indem man die 5 Schritte, die man normalerweise erst nach dem Schlag laufen darf, schon vorher als Bewegungspunkte einsetzt. Dadurch kann man sich nach dem Schlag dann natürlich entsprechend  weniger weit bewegen. Außerdem hat man, wenn man Rennen muss einen Nachteil beim Schlagen. Man darf dann den Schläger nur gerade – also parallel zur Seitenlinie – halten oder das Schlägerende zur Figur drehen. Mit diesen Regeln kann man sich schon heiße Ballwechsel liefern und den Gegner sowohl durch abwechselndes rechts-links Spielen als auch durch kurze und lange Schläge ausspielen. Zusätzlich dazu gibt es noch die Möglichkeit ans Netz vorzurücken, um einen Volley zu spielen, wobei der Gegner dann natürlich auch mit einem Lob, also einem Ball hoch durch die Luft, antworten kann. Misslingt dieser jedoch kommt es sehr wahrscheinlich zu einem Schmetterball.

Das Spiel läuft nach kurzer Zeit sehr flüssig und man lernt schnell, den Ball ins Feld zu spielen. Schnell ist man gefesselt und will den perfekten Ball in die Ecke oder an die Linie spielen, um den Gegner zu besiegen – aber Wehe der Ball ist ein Stückchen zu lang.

F: Wieso „Affentennis“? Denkt man bei dem Namen nicht eher an ein Fun-Spiel als an eine echte Simulation?

A: Die Spielfiguren sind zwei Affen, die einen Tennisschläger schwingen. Meine Idee war, eben gerade keine Menschen zu verwenden, weil ich den Spaß in den Vordergrund stellen möchte. Es soll ein Funspiel sein. Ich habe mich natürlich trotzdem sehr angestrengt, damit das Spiel dem echten Tennis möglichst nahe kommt, aber eben nicht auf Kosten des Spielspasses oder der Spielbarkeit.

F: Wie wurde Affentennis bislang aufgenommen?

A: 2006 habe ich Affentennis zum ersten Mal in Essen verkauft und die 1. Auflage war an den zwei ersten Tagen ausverkauft. Daraufhin habe  ich die 2. Auflage über 500 Stück hergestellt, die ich ein Jahr später an derselben Stelle ausverkaufen konnte. Momentan bin ich dabei, die 3. Auflage über 1000 Stück zu verkaufen. Sehr geholfen haben mir natürlich die Rezensionen, die im Lauf der Zeit entstanden sind, da ich als Kleinstverlag natürlich keine Händler habe und auch keine große Werbung machen kann. Einige Autoren
sind durch die Messen auf das Spiel aufmerksam geworden, aber vielen habe ich auch einfach ein Exemplar zur Verfügung gestellt und Sie haben es getestet. Die Rezensionen sind auch auf meiner Seite zu sehen.

F: Was können wir in der Zukunft von euch erwarten? Mehr Affentennis oder auch andere Projekte?

A: Ich habe 2006 einen Verlag gegründet, um das Affentennis herstellen und verkaufen zu können. Natürlich habe ich noch andere Ideen für Spiele. Sinnvollerweise werde ich aber warten, ein zweites Spiel auf den Markt zu bringen, bis ich mit dem Affentennis einigermaßen erfolgreich bin und auch einen kleinen Gewinn daraus erziehlen kann, denn ein Spiel auf den Markt zu bringen kostet erst einmal eine riesen Stange Geld. Zudem, wenn man es in Deutschland herstellt…
Es ist ein Traum von mir, wirklich noch viele Spiele zu entwickeln. Durch meine Sportbegeisterung ist es sehr wahrscheinlich, dass noch weitere Sport oder Geschicklichkeitsspiele entstehen, aber auch konventionelle Brettspiele reizen mich.

F: Vielen Dank für das Gespräch!

Vor Jahren kam mal ein Tennisspiel namens Tennis Masters bei Goldsieber heraus. Das habe ich recht gerne gespielt, aber das hatte doch ein paar Macken: Man braucht eine ganze Weile, bis man den Ball einigermaßen kontrolliert schlagen konnte, so dass die Partien am Anfang sehr zufällig verliefen. Zudem waren die Bälle kritisch, da sie schnell verschlissen und zu viel rollten. Ich krame es zwar ab und an hervor, ärgere mich aber letztlich häufiger darüber, als dass ich wirklich Freude daran hätte.

Affentennis dagegen ist deutlich einsteigerfreundlicher. Ich selbst habe kein Exemplar (ich gehörte nicht zu den Glücklichen mit einem Rezensionsexemplar ;-) ) (Das sag ich nur um den Eindruck entgegen zu wirken ich würde diese Interviews machen, weil mich die Verlage mit Spielen bestechen) , hatte aber das Glück, dass Histogames letztes Jahr in Essen ihren Stand schräg gegenüber von Braunkohl hatte und ich so mal auf eine Probepartie rübergehen konnte. Daher weiß ich: Das Problem des sinnvollen Schlagens ist deutlich eleganter gelöst als bei Tennis Masters: Der Bolzen erlaubt einen zielgerichteteren Schuß als die Figuren des Goldsieberspieles. Die taktischen Möglichkeiten der beiden Spiele sind in etwa gleich, aberd as sollte nicht überraschen (sind ja beides Tennissimulationen). Alles in allem bietet Affentennis eine gute Umsetzung eines Tennisspieles (soweit ich das als ehemaliger Badmintonspieler beurteilen kann :-) ) und wer auf Geschicklichkeitsspiele, die auch taktisch ein bisschen was bieten, steht, sollte mal Probespielen!

ciao

peer

Peer Sylvester
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