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Deutschland vs. Japan

Anfangen möchte ich mit der Meldung der Woche: Der Deutsche Spielepreis wurde gewählt. Die Top-5 war:
1) Säulen der Erde
2) Notre Dame
3) Wikinger
4) Yspahan
5) Zooloretto
Gratulation an die Beteiligten!

Nun ist es kein großes Geheimnis, dass ich dem DSP keine allzu große Bedeutung beimesse. Das hat nur sekundär damit zu tun, dass er fast keine Auswirkungen auf den Spielemarkt hat. Der eigentliche Grund ist dreierlei:
1) Mein altes „Was soll ein Preis eigentlich?“-Argument.
Ein Preis soll zwei Dinge tun: Andere Spieler auf dieses Spiel aufmerksam machen und die Macher ehren. Nun Punkt eins scheidet beim DSP fast völlig aus. Nur ein bekanntes Spiel kann überhaupt gewinnen. Wenn ein Spiel schon so bekannt ist, dass es überhaupt gewählt werden kann, ist es, nunja, schon sehr bekannt und kaum einer wird wohl durch die Wahl erst darauf aufmerksam.
Bleibt der zweite Grund: Die Ehrung. Hiermit sind wir bei Punkt 2:

2) Was sagt der Preis eigentlich aus?
Es gibt keine „offizielle“ Aussage, nach welchem Kriterien man abstimmen soll und daher hat der Preis auch keine Aussage für den, der ihn gewinnt – warum hat er nun genau gewonnen? Das „Spiel des Jahres“ hat eine (mehr oder minder) klare Zielgruppe und auch eine Aussage. Es soll das Spiel gewählt werden, welches das „Kulturgut Spiel“ am besten fördert (was immer darunter zu verstehen ist). Und der DSP? Soll es das beste „Vielspieler-Spiel“ sein? Kaum. Und was heißt das beste? Das „subjektiv beste“, also mein Lieblingsspiel? Oder das Spiel, von dem ich denke, dass es am besten designed ist, egal was ich konkret davon halte? (Dieses Problem taucht auch bei vielen Meinungsumfragen auf – auch hier) Und was heißt „beste“? Und welche Zielgruppe? Alles ungeklärte Fragen, die jeder für sich beantwortet. Aber es kommt noch schlimmer: Was steht eigentlich zur Wahl? Können auch ausländische Spiele gewählt werden? Neuauflagen? Spiele, die im September erschienen sind (also vor der Messe)? Im Zweifelsfall wird lieber nicht gewählt – das Spiel hat keine Chance. Zudem gilt
3) Gleiche Chancen für alle? Wohl kaum!
Siehe auch 1 – aber nicht nur das ein Spiel bekannt sein muss, es muss auch verbreitet sein. Kleinverlage haben bei der Wahl eigentlich nicht wirklich eine Chance. Und -so sehr „Spielerpreis“ auch immer beim DSP mitschwingt – auch keine allzu langen Spiele. Oder allzu komplexe. Oder Spiele mit Lieferproblemen. Oder ungünstigem Erscheinungstermin (siehe letzter Punkt). Nein, es kann nur die „breite Spielemasse“ gewinnen, keine Randprodukte. Das kriegt sogar die Jury besser hin (Ich sag nur „Kaleidoskop classic“. )

Letztlich liegt der Fehler im System. Der DSP ist eine Abstimmung, eine Spielerei, mehr nicht. So sehr „ernsthafte Spieler“ den auch als „Rettung“ vor dem SdJ sehen, so wenig aussagekräftig ist er in Wirklichkeit.
Will man einen Preis mit Aussage, muss man den Kreis der Abstimmenden beschränken und letztlich auch kontrollieren (mein nächster Stimmzettel hat „König von Siam“ auf Platz 1 ;-) ). Es müssen klare Abstimmungskriterien her. Dann -und nur dann- kommen auch mal Überraschungen zustande – Siehe Jury – aber die geben einem Preis auch Profil, Diskussion, Leben. Und das fehlt dem Deutschen Spielepreis nun einmal.
Mehr als Kopfnicken und „Hab ichs doch gewusst.“ ist nicht drin. Höchstens ein Klopfen auf die eigene Schulter, wenn man sich wieder gezeigt hat: „Ich verstehe was von Spielen. Meine Lieblingsspiele werden ausgezeichnet.“

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Jaja, das Internet – Nun habe ich letzte Woche etwas überschnell von Exklusivität geschrieben und wurde prompt darauf hingewiesen, dass die Spiele bereits in der Spielbox-Messeliste drin stehen. Naja, aber die kommende Beschreibung ist exklusiv. Zumindest bis eine Konkurrenzseite die abschreibt… (Kleiner Scherz :-) )
Tosenkyo ist ein traditionelles Spiel. Mit einem Fächer (!) wird auf ein Ziel geworfen. Dabei gilt nicht Zielgenauigkeit, sondern man punktet mit der Positionen von Fächer, Ziel und Box (auf der das Ziel steht). Hier ein Eindruck. .
Magical Athlete ist eine Neuauflage und wurde einmal kurz in der Spielbox besprochen. Im Prinzip ist es ein simples Würfelspiel. Doch jede Spielfigur (es gibt 20 oder so) hat unterschiedliche Eigenschaften. Vor dem Rennen findet eine kleine Versteigerung statt, bei der die Athleten versteigert werden. Kein allzu ernsthaftes Spiel, aber ne nette Würfellei mit einem gewissen Pfiff.
Master of Rules ist das neue Spiel von meinem japanischen Lieblingsautoren Susumi Kawasaki (R-Eco, Traders of Cartage). Wieder ist es ein ungewöhnliches Kartenspiel. Im Prinzip iein Stichspiel, spielt hier jeder zwei Karten: Eine Zahlenkarte und eine Zielkarte. Sind die Karten gespielt, wird geguckt ob die Bedingung der Zielkarte (z.B. „Die Zahlkarte muss die höchste Karte in der häufigsten Farbe sein“) gilt. Dann gibt es Punkte. Die Regeln lesen sich äußerst interessant und ich bin ganz gespannt auf das Spiel! (Ich mag aber auch Stichspiel)
Goita ist ein traditionelles japanisches Parterschaftskartenspiel. Die Regeln liegen mir nicht vor, aber der Presseinformation entnehme ich, dass es sich wohl nicht um ein normales Stichspiel handelt.
Highschool election vo Ayumu kitzaki erscheint bei Roll und ist der dritte Teil der „Highschool-Reihe“ (Nach Trouble school und Magic School). Wie die Vorgänger auch ist dieses Spiel wieder von einem bekannten Manga-Zeicher illustriert (Yasuyuki Tsurugi). Die ersten beiden Spiele waren spielerisch nicht die anspruchsvollsten (Die Zielgruppe lag aber wohl auch mehr im Uno-Klientel) und ich vermute daran hat sich nicht viel geändert. Thematisch geht es natürlich darum, die Wahl zum Schulsprecher zu gewinnen.
Über Festival kan ich nicht viel sagen, ausser die Presseinformation weiterzugeben: es geht darum für ein Festival möglichst punkteträchtige Kombinationen aus Künstlern zu sammeln. Das geschieht mit einem verdeckten Draft-Mechanismus, ähnlich dem aus Fairy Tale. Ich vermute der Spielreiz bezieht sich aus dem was man vom Nachbarn bekommt die Karte(n) rauszusuchen, die am besten in die Kombi passen. Das entspräche einem verdeckten Fairy Tale. Ich werds im Auge behalten.
Auch über Ni-Shi-Ki kann ich nicht viel vermelden, außer dass es in zwei Editionen kommt (Standard und Reiseausgabe) und es sich um ein „schachähnliches Spiel mit Karten“ handelt. Geschlagen wird aber in Wargame-Manier: Die Karten haben unterschiedliche Stärke und entschieden wird per Würfelwurf.
Für Origin of Fallingwater soll ich die Regeln übersetzen, hab sie aber nicht rechtzeitig für dieses Post bekommen. Soweit ich weiß wird es sich um ein originelles Stichspiel handeln, das quasi rückwärts gespielt wird: die Stiche werden erst komplett hingelegt und dann in umgekehrter Reihenfolge vergeben. Was das spielerisch bedeutet mag ich nicht absehen.
Wenn ich die Presseinformationen richtig deute kann der durchschnittliche Europäer Word basket getrost vergessen: Es ist ein Wortspiel mit japanischen Schriftzeichen. Na, wers kann…

Ich habe ja ein Faibel für unbekannte Spiele und mir daher Cherubim von Dirk Henn (einem meiner Lieblingsautoren) besorgt. Das geht nur bei Missio, einer kirchlichen Orgaisation. Bei dem Spiel geht es darum gutes zu tun. Das tut man, in dem man „Projektsteine“ auf einem von drei Spielbrettern platziet. Das wird etwas verkompliziert dadurch, dass die Farbe vom Stein zum Brett passen muss und vorgegebene Wege beschritten werden müssen.
Das Spiel ist überraschend pfiffig für ein Werbespiel, kommt aber optisch arg trocken daher. Dadurch wird auch der sehr abstrakte Grundmechanismus zu sehr hervorgehoben. Dennoch hat das Spiel Spaß gemacht. Man kann geschickt taktieren, in dem man z.B. den Weg der Projektsteine an den punkteträchtien Projekten vorbeiführt, wenn man da partizipieren möchte oder eben von denselben weglenkt, wenn man dort schon vertreten ist. Sehr nett. Leider zumindest zu viert mit 90 Minuten etwa 30 Minuten zu lang, aber vielleicht war die eine Partie auch untypisch. Ich werds gerne wieder spielen und kann es auch ob des günstigen Preises (15€ plus Versand für ein großes Brettspiel mit vielen Holzsteinen) durchaus empfehlen. Auch weil die Philippinen drin vorkommen (die Heimat meiner Frau) und es da nicht allzu viele Spiele gibt… (Mir fällt sonst nur Manila ein).

Meilenstein
– Der fällt heute aus. Zugegeben nicht so gut, eine Serie gleich zu unterbrechen (*), aber ein langes Post wird einfach nicht so oft gelesen und dieses ist schon lang. Nächste Woche kommt aber einer, versprochen!

Und zum Schluß noch ein Update zum Dune-Posting: Wie der Autor auf Boardgamenews bekannt gibt, war das ursprüngliche Thema gar nicht der Wüstenplanet, sondern das alte Rom. Insofern sieht er dem neuen Thema gelassen entgegen. Tja, wer hätte das gedacht…

ciao
peer

(*) Als ich klein war erzählte ich meiner Tante mal „Ich sammel Pop-Up-Bücher“ „Und wie viele hast du schon?“ „Noch gar keine. Aber ich möchte welche. “ Mit dieser Serie ist es ähnlich (Außerdem wollte ich diese Anekdote mal erzählen).

Peer Sylvester
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