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A game by any other name would play just as sweet

Natürlich hat ein Name keinerlei Auswirkungen auf mein Kaufverhalten (Von offensichtlichen Ausnahmen wie „Fuck this“ oder „Battle um irgendwas“ – mag keine Kriegsspiele – einmal abgesehen)

Oder?

Welche Spiele erwartet der Leser hinter folgenden Titeln:

Quarto
Quibbix
Quirks
Quallenschlacht
?

Ich kann nicht für den Leser sprechen, aber ich würde mal denken, das Vierte ist ein Kinderspiel und ich glaube kaum, dass ich mir das Spiel so ohne weiteres näher angucken würde (ich habe keine Kinder). Die anderen scheinen abstrakte Spiele zu sein. Da würde ich vermutlich mal genauer hinsehen. Allerdings mich jetzt dahinter werfen würde ich mich wohl ohne weitere Infos auch nicht – ein namhafter Autor könnte mich da mehr anmachen.
Ein Spiel namens „Evolution“ (o-ä.) würde ich mir dagegen sofort näher anschauen, da es ein Thema impliziert, dass mich sehr reizt.

Tja, „Quirks“ ist ein Evolutionsspiel, doch dank des Titels ist es bei mir durchs Raster gefallen – im schlimmsten Fall ein potentieller Kauf weniger (wobei man ja oft noch was nachträglich übers Forum, WWW etc. über die Spiele erfährt, aber bei einer Kleinstauflage aus Essen kanns zu spät sein). „Quibbix“ ist ein Wortspiel. Auch hier werden Wortspielfreunde nicht gerade darauf aufmerksam gemacht, denn warum sich hinter „Quibbix“ ein Wortspiel versteckt ist nicht einzusehen (Wenn schon ein Fantasywort mit Q, warum nicht „QWERTZ“? wie auf der Compitastatur?). Ein Titel beeinflusst also durchaus schon einmal das Kaufverhalten, denn bei einer Flut von Neuheiten muss man irgendwelche Auswahlkriterien haben und da ist der Titel nun einmal zwangsläufig der erste. Besonders jetzt wo KMWs tolle Messevorschau auf Listenform beschränkt ist kann ein Titel den Unterschied zwischen Hype und Flop ausmachen.

Diese unbewusste Beeinflussung ist auch ein Problem für Spieleautoren. Interessanterweise berichtete mir ein Verlagsmitarbeiter sie bekämen überraschend viele Spiele ganz ohne Titel. Das ist auch ein Problem, denn natürlich müssen die irgenwie verwaltet werden (z.B. ggf zurückgeschickt oder an Testrunden ausgeteilt oder so) und so findet sich im Ordner des Redakteurs u.a. solche aussagenkräftige Titel wie „Das, laut Autor, beste Wirtschaftsspiel aller Zeiten“ und „Das Würfelspiel mit den roten Pöppeln“.
Beeinflusst der Titel (bzw. das Fehlen desselben) den Redakteur? Es sollte nicht sein, aber eine Garantie gibt es nicht. Das Fehlen eines Titels strahlt z.B. eine gewisse Unerfahrenheit in der Szene aus. Und Leute die keine Brettspiele spielen, sind nicht die prädästiniertesten Hit-Autoren (auch hier gibt es natürlich Ausnahmen, Jeff Widderich z.B.).
Ein guter Titel ist aber nicht leicht zu finden, besonders bei abstrakten Spielen. Gibt man dem Spiel einen Phantasienamen, wie Tamsk oder Dvonn? Oder etwas mit Bezug zum Mechanismus, wie Gobblet? Immerhin sollte er nicht zu nichtssagend sein und etwas im Gedächnis der Redakteure bleiben. Und sei es nur, damit die wissen, wovon ich spreche, wenn ich mal nachfrage. Mein Spiel „Monochrom“ hat sicherlich nicht den besten Titel. Der Name bezog sich auf die Gestaltung des Prototyps. Das erschienende Spiel hat zwar eine deutlich bessere Ausstattung, aber die ist nicht mehr schwarz und weiß. Der Titel hat also kein Bezug mehr zum Spiel!
Ortsnamen sind beliebt (besonders bei einem Autorenkollegen hier in Berlin :-) )denn die wecken gleich Neugier, stimmen aufs Thema ein und sind international verwendbar.
Wenn das Spiel denn veröffentlicht wird, aber das ist eine ganz andere Geschichte. Und eine bei welcher der Titel sicherlich eher sekundär ist.
Vernachlässigen sollte man den aber nicht (Augenzwinkernde Grüße an den „Busnetz“-Autoren“! ;-) )
——
Zwei Freitagssichtungen haben mich zum Schmunzeln gebracht:
1.) Brian Waters hat auf BGG folgende Bewertung gefunden (er schreibt nicht, bei welchem Spiel, aus dem Kontext liegt „BattleLore“ aber nah):
„10 : Would rate this an 8, but I want to make the average a bit higher“
und aus dem Spielbox-Forum
„Wie ist es möglich, dass ein Kritiker eine 5 gibt und bei Boardgamegeek doch das Spiel unter den Top 5 erscheint“
Ah, die Mehrheit hat immer recht! Demnächst gucke ich mal in die Charts, welche Lieder ich gutfinden muss :-)

ciao
peer

Peer Sylvester
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9 Kommentare

  • „Ah, die Mehrheit hat immer recht!“

    Na, hier unterschlägst du aber eine andere Perle der letzten Tage. Mein ganz persönlicher Hit aus dem Spielerforum:

    „Ich verstehe die ganze Argumentiererei und Schlaumeierei rund um die genannten Spiele nicht.
    Zug um Zug wurde als Spiel des Jahres ausgezeichnet, die anderen nicht. Punkt aus. Somit ist klar welches das bessere Spiel ist.“

    Herrlich.

    Nun zum eigentlichen Thema. Ich zermarter mir immer das Hirn, wie ich ein neues Spiel nun nennen könnte. Denn wenn ich durch die Spieleregale pirsche, gucke ich auch zuerst auf den Namen und die Aufmachung der Verpackung. Man soll zwar ein Buch nicht nach seinem Umschlag bewerten, und das lässt sich sicher auch auf Spiele übertragen.

    Tatsächlich lassen sich daran aber zumindest schon mal das Mindestalter und das Thema eingrenzen. Fällt ein Spiel dann von diesen beiden Eindrücken her nis Beuteschema, wird die Rückseite angesehen. Allerdings nicht in erster Linie, um den Rückseitentext zu lesen, was ich zwar auch mache und auch mitentscheidend für mein weiteres Interesse an einem Spiel ist. Sondern, um Eindrücke vom Spielmaterial zu bekommen. Wenn das einfallslos, trist und langweilig aussieht, pack ich das Spiel eigentlich schon wieder weg. Dann spar ich mir auch das Lesen des RÜckseitenetxtes.

    Ich stimme dir auf jeden Fall voll zu, dass ein Spielename einem schon etwas sagen, oder zumindest einprägsam sein sollte. Ideal ist es meiner Meinung nach, wenn der Titel aus einem einzigen Wort besteht, oder sich dann in der Umgangssprache auf ein Wort reduzieren lässt (siehe „Siedler“), sodass jeder gleich weiß, worum es geht.

    Zum Thema Evolution, hätte ich noch einen Tip für dich, falls du davon noch nichts mitbekommen hast ;-) Das im Sommer erscheinende PC-Spiel „Spore“. Ok, da wird nicht wirklich Evolution simuliert, sondern der Spieler tritt eher ni die Rolle eines Intelligent Designers. Aber die Videos, die ich gestern davon gesehen hab, sind grandios. Du beginnst mit einem Einzeller in einer Art pacman-artigem Arcadegame und sammelst DNA-Punkte. Wenn du genug zusammen hast, kommst du zum ersten Mal in den Kreatureneditor. Hier kannst du deinen Einzeller nach deinen Wünschen umbauen. Das geht dann so weiter bis zu einem Wasserlebewesen, das irgendwann an Land kriecht. Später gründest du einen Stamm, eine Stadt, eroberst (friedlich oder kriegerisch) deinen Planeten und reist irgendwann sogar durch die Galaxis, um anderen Planeten zu terraformen und auf andere Spezies zu treffen.

    Mich beeindrucken an diesem Spiel 2 Dinge am meisten:

    1. Man spielt zwar grundsätzlich allein. Aber die entworfenen Kreaturen aller Spieler werden auf einen zentralen Server geladen und von dort aus an andere Spieler verteilt, wo sie auf anderen Planenten der Galaxie autonom leben, sodass man im späteren Spielverlauf auf sie stoßen kann und mit ihnen interagieren muss.

    2. (das für mich genialste überhaupt) Es gibt keine vorgefertigten Bewegungsschemata. Dadurch gibt es auch so gut wie keine Einschränkungen beim Gestalten einer Lebensform. Der Computer berechnet dann, wie sich die von dir kreierte Lebensform optimalerweise bewegen müsste.

    Wenn du neugierig bist, guck am Besten mal auf Google Video oder auf YouTube nach Spore :-)

  • Ah, das andere Kommentar ist mir glatt entgangen. Sehr schön, ja :-)

    Spore werde ich mal im Auge behalten… Obwohl ich viel weniger am PC spiele, als ich gerne würde (hab erst 2 Todessterne designt und Dungeon Master wollte ich eigentlich auch mal wieder fertig spielen…)

  • Um nochmal wenigstens etwas zum Thema zurück zu kommen:
    Sehr Artverwandt mit der Namensgebung sehe ich auch die Themenfindung. Die Überlegungen sind sicher etwas andere (Nehme ich ein Thema, dass es schon öfter gab und versuche, es besser umzusetzen? Oder nehm ich ein Thema, dass es noch nicht, oder nur selten gab und erober eine Nische?). Die Wichtigkeit für das Spiel ist aber sicher unbestritten mindestens ebenso groß.

    Ich versuche eher die Nische zu finden, um etwas wirklich eigenes kreieren zu können. Manchmal schaffe ich das aber dann doch nicht, weil ein Thema einfach zu sehr reizt oder es einfach zu gut zu einer Idee.

    So bin ich jetzt, nachdem mir durch das Lesen der aktuellen PM und den darin enthaltenen Artikel über die Seidenstraße wieder an ein Thema gekommen, dass mir durch Thomas O. einfiel, als wir über sein Portobello Market diskutierten. Er fragte mich da, ob mir noch andere mögliche Themenumsetzungen einfallen würden. Da kam ich auf Wüstenkrawanen. So geisterte mir das dank des Artikels wieder durch den Kopf. Von da aus bin ich dann in Verbindung mit dem Artikel auf die Ostindien Kompanien gekommen, was sicher mal ein interessantes Thema für ein Spiel um politische(, militärische) und wirtschaftliche Macht wäre. Ich denke, das werd ich mal nächste Woche (diese ist das leider nicht wirklich drin) weiter verfolgen. Bei dem Thema wären wir dann übrigens wieder bei „Abbildbarkeit realer Begebenheiten in einem Gesellschaftsspiel“ bzw. „Muss Realismus im Spiel?“

    Und um wieder vom Thema wenn nicht eh schon dann jetzt wenigstens wieder komplett abzuweichen:
    Die Videos und der Artikel über Spore in der aktuellen PM haben es mir jetzt schon so sehr angetan, dass ich in Gedanken schon anfange, Kreaturen zu kreieren, obwohl das Spiel erst in 5 Monaten herauskommen soll. Das wird ne harte Wartezeit…

  • Hiho,

    Auch ein Klassiker:

    10: I might have given it a lower rating 8 or 9 but sourwyrm’s constant pissing and moaning about it being rated higher than T&E is really starting to piss me off.

    Gefunden auf BGG. (Nicht bei BattleLore)

    Atti

  • Noch eins:

    Aus BattleLore ist (im Eingangsthread) genanntes Zitat nicht – oder es wurde inzwischen geloescht.

    Atti

  • Hi Peer, sowas findet man bei BGG aber ueberall. Irgenjemand meint immer einem Spiel eine 1 oder 10 geben zu muessen weil es das Spiel lieber oben oder unten in der Liste sehen moechte. Das gute ist: Das hat kaum einen Messbaren einfluss (zumindest solange die verrueckten bei BGG in der Minderzahl sind)

  • Ja ich weiß, es kommt aber nicht so oft vor, dass es in den Kommentaren auch so explizit zugegeben wird :-)

  • […] Titel Assoziationen und wenn das Spiel, diese erfüllt, ist der Titel sinnvoll. Ich habe mich hier näher damit befasst und will das nicht alles wiederholen). Eine Assoziation mit einem […]